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Zwangs-Trennungen haben ein Ende: So leiden internationale Paare unter der Corona-Krise

Liebe kennt keine Grenzen? In Zeiten einer Pandemie leider schon! Seit Mitte März leben tausende Paare aus unterschiedlichen Nationen in erzwungenen Trennungen – jetzt ist endlich ein Ende in Sicht. Betroffene forderten seit mehreren Wochen von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), dem Liebesentzug ein Ende zu setzen. Wie kräftezehrend die Corona-Trennung war, haben Florian Liebig und Annika Sirkin der MOPO erzählt. 

Am schlimmsten traf die Corona-Krise Paare ohne Trauschein oder eingetragene Partnerschaft, bei denen nur ein Partner in einem EU-Land lebt. Die Einreise aus dem EU-Ausland nach Deutschland ist derzeit nur für wenige Staaten und unter bestimmten Auflagen erlaubt. Liebe und Trennungsschmerz bildeten lange Zeit keine Ausnahme. Während nach den neuesten Lockerungen sogar Studierende einreisen durften und der Tourismus innerhalb der EU wieder hochfährt, blieben die Grenzen für binationale Paare geschlossen.

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„Wir als nicht verheiratete Paare werden gegenüber verheirateten diskriminiert“, sagt Annika Sirkin aus Kiel. „Wir sind aber genauso eine Familie wie alle anderen.“ Die 33-jährige Archäologin hat ihren Traummann Kirill Makhotka (31) in Kaliningrad, Russland, bei Recherchearbeiten zu ihrer Doktorarbeit vor drei Jahren kennengelernt.

Corona legt die Familienplanung auf Eis

„Alle zwei bis drei Monate haben wir uns sonst gesehen“, erzählt Sirkin. Sie wollen eine Familie gründen, zusammen ziehen. „Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt sie betrübt. Gerade der Stillstand in Bezug auf die Kinderplanung schmerze.

Seit über einem halben Jahr haben sich die beiden jetzt nicht mehr gesehen. „Der Liebesentzug ist eine große psychische Belastung“, sagt sie. Täglich per Videogespräch zu kommunizieren ersetze einfach nicht die Zweisamkeit, die Nähe und Geborgenheit.

Annika Sirkin (33) zusammen mit ihrem Partner Kirikk Makhotka (31).

Annika Sirkin (33) zusammen mit ihrem Partner Kirill Makhotka (31).

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hfr

Am Freitag verkündete Innenminister Horst Seehofer, dass jetzt auch die Einreise nicht verheirateter Paare erleichtert werde. Voraussetzung: „Der Nachweis einer auf Dauer angelegten Partnerschaft mit mindestens einem vorherigen persönlichen Treffen in Deutschland“, erklärte er. „Ich bin überglücklich“, sagt Annika Sirkin, sie kann ihren Kirill bald wieder in die Arme schließen.

Liebe kennt keine Grenzen: Corona-Pandemie schafft Probleme

Bei dem 30-jährigen Florian Liebig und seiner Auserwählten Paola Nicolás (25) aus Mexiko könnte das allerdings anders ausgehen – sie haben sich bisher nur einmal gesehen und das in Mexiko.

Vergangenen Oktober haben sich die beiden auf einer Dating-Plattform kennen gelernt. „Nach eineinhalb Monaten bin ich einfach hingeflogen“, erzählt der Fluggerätemechaniker. Der nächste Besuch war eigentlich für April geplant, im Juli sollte die Grafikdesignerin für zwei Monate nach Deutschland kommen. Es sei die große Liebe – verlobt sind sie bereits.

Hamburg: Die Corona-Pandemie belastet die Beziehungen

„Ich vermisse sie sehr. Man wünscht sich einfach, das haben zu können, was andere Paare auch haben“, sagt Liebig. „Was ist das für eine Beziehung, wenn man sich nie sieht?“ Die Belastung ist hoch, sie wünschen sich einfach einen normalen Alltag, wollen Dinge zusammen erleben und gemeinsame Erinnerungen schaffen.

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Florian Liebig ist der Organisator der Demo „Love ist not Tourism – Diskriminierung binationaler Paare beenden!“ in Hamburg. Derartige Demos fanden deutschlandweit statt, alle mit dem gleichen Ziel: Sie forderten Bundesinnenminister Horst Seehofer dazu auf, sofort Schritte einzuleiten, um die Zwangs-Trennung zu beenden.

Der Druck auf Innenminister Seehofer steigt

Dem Druck endlich zu handeln hat der Innenminister jetzt nachgegeben. Zuletzt verwies der CSU-Politiker noch darauf, dass er eine europäische und keine nationale Lösung wolle. Und das, obwohl die EU-Kommission am 27. Juli alle EU-Mitgliedsstaaten aufgefordert hatte die Einreise von Partnern aus dem EU-Ausland zu genehmigen.

Am Freitag sagte Moritz Körner, FDP-Europaabgeordneter: „Es kann doch nicht sein, dass in Europa der Tourismus wieder möglich ist, die Betroffenen ihre Partnerinnen und Partner aber seit Monaten nicht mehr sehen können.“ Ähnlich hatte sich kürzlich auch Außenminister Heiko Maas (SPD) geäußert. Nach Monaten der Trennung ist jetzt eine Lösung gefunden worden, die zumindest für einige Paare ein baldiges Wiedersehen ermöglicht.

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