• Dr. Rita Schoop (r.) mit Morsals (9), deren Bein durch den Fixateur begradigt werden konnte. Nun steht dem Mädchen noch eine Operation bevor. 
  • Foto: BG Klinikum Hamburg

Zum ersten Mal im Leben!: Dank Boberger Ärzten kann Morsal (9) endlich laufen

Lohbrügge –

Nach neun Jahren endlich laufen können! Für die kleine Morsal (9) ist das nun Wirklichkeit geworden. Die Organisation „Kinder brauchen uns“ und das Boberger Krankenhaus ermöglichten dem Mädchen aus Afghanistan die Behandlung der komplexen Fehlstellung ihres Beines. Für das Ärzteteam war es eine besondere Herausforderung.

Oberärztin Dr. Rita Schoop erinnert sich noch an die erste Begegnung mit Morsal: „Sie war sehr schüchtern und vorsichtig, wie alle Kinder, wenn sie das erste Mal bei uns sind.“

Kein Wunder, denn die Neunjährige ist in einem fremden Land ohne ihre Eltern, sie beherrscht die Sprache nicht und dann stehen ihr auch noch lebensverändernde Operationen bevor, bei denen selbst gestandene Männer und Frauen schlucken müssten.

Dank Boberger Ärzten kann Morsal endlich laufen

Auch für Schoop und ihr Team, die regelmäßig Kinder mit Knochenentzündungen und Querstellungen behandeln, ist Morsals Fall nicht alltäglich.

„Eine Fehlstellung in diesem Ausmaß haben wir in den letzten Jahrzehnten so noch nicht gesehen!“, sagt die Oberärztin über Morsals Bein, das unterhalb ihres Knies 30 Grad nach oben gebogen war und deren Fuß wiederum in einem 90 Grad Winkel abstand.

Boberger Ärzte retten Bein von 9-Jähriger

Morsals (9) Bein war  vor den Operationen unterhalb ihres Knies 30 Grad nach oben gebogen und ihr Fuß stand in einem 90 Grad Winkel ab.

Foto:

BG Klinikum Hamburg  

Die Operationen erforderten laut Schoop deshalb einen besonders hohen Planungsbedarf. Auch dass sie nicht genau gewusst haben, was mit dem Bein vorher passiert sei, habe die Arbeit erschwert – einzige Anhaltspunkte waren die Aussagen des Mädchens.

Morsals Bein: Ärzte wissen nicht was wirklich passiert ist

„Morsal wurde immer gesagt, dass sie als Säugling fallen gelassen wurde, wobei es zu einem Bruch und offenen Stellen gekommen sei“, sagt Schoop.

Ob vielleicht sogar Misshandlungen eine Rolle spielten, ließe sich nicht mehr rekonstruieren. „In Afghanistan ist Morsal zehn- bis zwölfmal operiert worden. Was genau da gemacht wurde, wissen wir nicht“, sagt Dr. Schoop. Durch die zwei Fehlstellungen konnte Morsal nie richtig laufen lernen und sich nur mit Krücken fortbewegen.

Millimeterarbeit: Mit Stellschrauben zum geraden Bein

Schoop und ihr Team hatten nun die komplexe Aufgabe, herauszufinden, was wann und wo genau gebrochen oder operiert worden war – und wie sie die Fehlstellungen am besten beheben sollten. Klar war aber, „dass wir das Bein nicht mit einem Mal begradigen konnten, sonst wären wahrscheinlich Nervenschäden entstanden“, so Schoop.

Sie erklärt: „Wir haben Morsals Bein in zwei unterschiedlichen Höhen osteotomiert (Anm. Red.: erneut geplant gebrochen), einmal unterhalb des Kniegelenkes und einmal oberhalb des Sprunggelenkes“, und brachten einen Fixateur mit Stellschrauben an. 

Lohbrügge: So wurde Morsals Bein wieder gerade

Durch die Unterstützung des Biomechaniklabors am Boberger Klinikum und „insbesondere mit Hilfe von Prof. Dr. Seide, dem Leiter des Labors, wurde das Bein schrittweise wieder begradigt“, so Schoop. Auch Morsals Pflegefamilie half bei dem Prozess mit, indem sie die vorgegebenen Einstellungen mit Hilfe eines speziell für sie programmierten Computerprogramms am Fixateur einstellten. „Jeden Tag wurde der Fixateur millimeter- und gradweise korrigiert“, so Schoop.

Gerade dafür ist Morsal bei ihrer afghanischen Pflegefamilie – die selbst schon lange in Hamburg lebt – genau in den richtigen Händen: Die Tochter der Familie ist Krankenschwester.

Bald geschafft: Eine Operation hat Morsal noch vor sich

Mitte April sei laut Schoop der Fixateur entfernt worden und Morsal habe sehr schnell das Laufen erlernt. „Sie hat viel Glück gehabt, da die Wachstumsfugen nicht von der Fehlstellung betroffen sind, dadurch können das Bein und der Fuß normal weiter wachsen,“ so Schoop.

Auch sei der Fuß etwas kleiner als der andere, weil er nicht belastet wurde. „Sie wird sich zukünftig also immer zwei unterschiedlich große Schuhe kaufen müssen“, so die Oberärztin.

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Morsal hat es fast geschafft. Am Dienstag wird der Neunjährigen noch eine Platte oberhalb des Sprunggelenkes eingesetzt, für mehr Stabilität. Anschließend bleibt sie zur Beobachtung noch drei weitere Monate in Hamburg.

Hamburg: Erfolgreiche Beinoperation an Kind

Für das kleine tapfere Mädchen dürften das eine sehr schwere Zeit gewesen sein, eine Aversion gegen das Krankenhaus entwickelte sie aber nicht, ganz im Gegenteil.

„Sie freut sich immer sehr, wenn sie zu den ambulanten Terminen kommt!“, erzählt die Oberärztin. Neben Morsal sind momentan noch fünf weitere Kinder aus Krisengebieten in Behandlung.

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