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  • Seit Corona träumen etliche Hamburger davon: in ein eigenes Haus mit Garten zu ziehen.
  • Foto: Imago

Zoff ums Wohnen: Grüne kämpfen gegen Eigenheime – „Traum linker Ideologen“

Ein eigenes Haus. Am besten so richtig mit Garten und eigenem Parkplatz. Davon träumen auch viele Hamburger. Doch ist das überhaupt noch zeitgemäß? Darüber ist ein massiver Streit entbrannt. Viele Grüne wie der Hamburger Bezirkschef in Nord sind strikt dagegen, dort werden auch keine Einzelhäuser mehr geplant. Der CDU Wirtschaftsrat poltert dagegen, spricht von „linker Ideologie“.

Die Kinder können unbeaufsichtigt im Garten spielen. Abends kommen Freunde zum Grillen und weit und breit kein nerviger Nachbar, der laut Musik hört oder das Treppenhaus vollrümpelt. Es gibt viele Gründe, um von einem eigenen Häuschen zu träumen. Besonders jetzt während der Corona-Pandemie, wo die Städte äußerst unwirtlich sind und ihre kulturellen Vorteile brachliegen, träumen viele von der Flucht aufs Land.

Mehrheit der Deutschen will im Eigenheim wohnen

Zwei Drittel der Deutschen geben in Umfragen immer noch ein eigenes Haus als ideale Wohnform an. Kein Wunder: Die meisten haben selbst die eigene Kindheit in einem Haus verbracht. Zudem macht die wirtschaftliche Gesamtsituation den Kauf von Wohneigentum gerade sehr sinnvoll.

Das Ersparte schmilzt auf dem Bankkonto ohnehin nur dahin, Aktien und Anleihen bringen kaum Rendite. Da ist die Immobilie die ideale Anlageform, gerade auch als private Altersvorsorge. Umso größer ist aktuell allerdings auch der Ansturm auf Häuser und Wohnungen.

Hauskauf boomt wegen Corona und Geldanlage

Jahrelang haben auch Großstädte weiterhin Einzelhäuser in ihren Bebauungsplänen vorgesehen. Denn sonst bestand die Gefahr, dass vor allem einkommenstarke Familien in den Speckgürtel abwandern und dann dort ihre Steuern zahlen. Und auch aktuell ziehen jedes Jahr etwa 7000 Menschen mehr von Hamburg ins Umland als umgekehrt.

Doch Hamburg wächst und im verdichteten innerstädtischen Bereich wird es richtig eng. Die jährlich 10.000 neuen Wohnungen, die der Senat als Ziel gesetzt hat, sind ohne massive Verdichtung nicht zu stemmen.

Hamburg Nord: keine neuen Eigenheime mehr

Im Bezirk Nord haben Grüne und SPD vor einem Jahr als Vorreiter beschlossen, in Neubaugebieten keine Grundstücke für Einzelhäuser mehr auszuweisen. So entstehen gerade im Vorzeige-Gebiet „Pergolenviertel“ rund 1400 neue Wohnungen vor allem im Geschosswohnungsbau, ebenso 450 Wohnungen am Mesterkamp in Barmbek. Aber keine neuen Eigenheime. Wer im Bezirk neu bauen möchte, muss privat ein Grundstück ergattern.

Wirtschaftsrat: Das ist linke Ideologie

Dagegen schießt der CDU Wirtschaftsrat Hamburg massiv. „In der Hansestadt Hamburg ist ein Traum linker Ideologen wahr geworden“, sagt der Vorsitzende Hennecke Lütgerath. „Mit dem Verbot des Baus von Einfamilienhäusern in Stadtteilen wie Fuhlsbüttel und Langenhorn haben SPD und Grüne sichtbar für jeden ihre grundsätzliche Abneigung gegenüber Eigentum unter Beweis gestellt. Sie verbieten den Menschen den Traum vom Eigenheim“, so der Landesvorsitzende des Wirtschaftsrats.

Grüne: Kein Platz in Nord für Einzelhäuser

Diese Kritik weist der grüne Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz zurück. „Wir wollen Einfamilienhäuser nicht verbieten. Wir sind aber ein sehr verdichteter Bezirk und weisen keine neuen B-Pläne mit Einzelhäusern mehr aus.“ Bezahlbarer Wohnraum lasse sich nun einmal eher im Geschosswohnungsbau realisieren. „Da kann man auf der gleichen Fläche mehr Menschen unterbringen und zwar verbunden mit geringeren Kosten.“

Und was ist mit den Menschen aus Barmbek, Langenhorn oder Fuhlsbüttel, die trotzdem vom eigenen Haus träumen? Die müssen laut Werner-Boelz ja keinen Neubau beziehen. Werner-Boelz: „Es gibt in Nord ja Einfamilienhaus-Siedlungen und dort können bestehende Häuser gekauft werden.“

CDU Hamburg: Grüne schränken Freiheit ein

„Was die Grünen in Nord machen, schränkt die Freiheit von uns Hamburgern weiter ein. Wir als CDU wollen, dass die Menschen selbst darüber entscheiden, wie sie wohnen und leben“, sagt dazu der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß.

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Es stimme auch nicht, dass wir uns Einzelhäuser ökologisch nicht mehr leisten könnten. Ploß: „Sie sorgen doch dafür, dass die Lebensqualität und das Grün in den Städten erhalten bleiben.“ Wir brauchen natürlich bezahlbaren Wohnraum, aber wir können dafür nicht die ganze Stadt zubetonieren.“

Der CDU Wirtschaftsrat Hamburg fordert, dass der Staat die Bürger beim Erwerb von Wohneigentum unterstützt. Etwa durch verschiedene Steuererleichterungen, wie dem Wegfall der Grunderwerbssteuer beim ersten Immobilienkauf.

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