Tierschutz! Platzt jetzt eines der größten Bauprojekte Hamburgs?
Es ist die alles entscheidende Frage im Zoff ums Diekmoor: Leben in dem Langenhorner Kleingartenverein schützenswerte Tierarten? Nur sie könnten eine Wohnbebauung noch verhindern. Ein Gutachter, beauftragt von der Initiative „Rettet das Diekmoor”, hat in den Kleingärten nun tatsächlich Kammmolche gefunden – eine „Blockadetierart“. Ist das Bauprojekt jetzt gescheitert? Die Umweltbehörde sieht das anders, geht aber einen Schritt auf die Initiative zu..
Es ist die alles entscheidende Frage im Zoff ums Diekmoor: Leben in dem Langenhorner Kleingartenverein schützenswerte Tierarten? Nur sie könnten eine Wohnbebauung noch verhindern. Ein Gutachter, beauftragt von der Initiative „Rettet das Diekmoor”, hat in den Kleingärten nun tatsächlich Kammmolche gefunden – eine „Blockadetierart“, die sogar schon prominente Bauherren wie jüngst Boris Johnson zum Umplanen zwang. Ist der Wohnungsbau im Diekmoor damit gescheitert? Die Umweltbehörde sieht das anders, geht aber einen Schritt auf die Initiative zu.
Grüne Wiesen, Obstbäume und schnuckelige Gartenhütten – mit dieser Idylle soll es für die 260 Kleingärten im Diekmoor bald vorbei sein. Die Stadt plant rund 700 Wohneinheiten in dem Landschaftsschutzgebiet. Was den Bau womöglich noch verhindern könnte, wäre der Fund schützenswerter Tierarten.
„Rette das Diekmoor” beauftragt eigenes Gutachten
Die Stadt hatte im Rahmen einer Untersuchung keine solchen Arten gefunden. Die Bürgerinitiative „Rettet das Diekmoor” zweifelte an dem Gutachten, weil die Untersuchung nur auf den öffentlichen Wegen, nicht aber in den Kleingärten stattfand. Sie ließ ein eigenes Gutachten von Tierökologe Micha Dudek erstellen.

Dudek verkündete Ende April, dass er bei seiner eigenen Untersuchung in den Gärten auch Arten gefunden habe, die in Hamburg auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen wie den Kammmolch, die Breitflügelfledermaus, den Großen Abendsegler oder das Sumpf-Blutauge, eine Sumpfpflanze, die besonders für Wildbienen wichtig ist. Der Kammmolch hat es als „Blockadetier“ schon zu Berühmtheit geschafft: Der kräftige Wassermolch, der sich zur Paarungszeit mit einem gezackten Rückenkamm schmückt, beeinflusste in Hessen den Bau der A49. Die Trasse musste um den Lebensraum der Tiere herum geleitet werden. Gerade erst vor einer Woche wurde bekannt, dass der britische Ex-Premier Boris Johnson sich keinen Pool bauen kann, da in seinem Garten die geschützten Amphibien leben.
Umweltbehörde empfiehlt neue Prüfung
„Nicht qualifiziert”, „unvollständig” und „subjektiv” – mit diesen Worten beschreibt die Umweltbehörde jetzt das private Gutachten. Es handle sich mehr um eine Bestandserfassung von ausgewählten Artengruppen. Trotzdem geht die Behörde einen Schritt auf die Protestler zu: Das Bezirksamt Nord soll jetzt noch einmal professionelle Gutachter ins Diekmoor schicken, um abschließend zu klären, welche geschützten Arten dort leben.

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„Rettet das Diekmoor” weist die Kritik der Umweltbehörde am eigenen Gutachten zurück. Die Funde seien schließlich auch ins offiziellen Artenkatatster der Umweltbehörde eingetragen worden. Die Mitglieder hoffen nun, dass die Gutachter diesmal auch in die privaten Kleingärten kommen und das Diekmoor über einen längeren Zeitraum beobachten.