Zoff um Diebsteich-Stadion: „Ein schwarzer Tag für den Sport”
Aus der Traum für ein großes Drittliga-Stadion in Altona: Die Stadt hat der Idee, gleich ein größeres Stadion in Diebsteich zu bauen, eine Absage erteilt. Der Hamburger Fußballverband und Bezirkspolitiker sind auf Zinne.
Die Stadt hat der Idee, am Diebsteich ein größeres Stadion als ursprünglich vorgesehen zu bauen, jetzt eine Absage erteilt. Der Hamburger Fußball-Verband und Bezirkspolitiker sind auf Zinne.
Die Stadt hält an den Plänen für ein kleineres Regionalliga-Stadion am Diebsteich fest. Das haben die Staatsräte der Sport-, Stadtentwicklungs- und Finanzbehörden am Donnerstag im Altonaer Hauptausschuss mitgeteilt.
Diebsteich: Deshalb ist die Stadt gegen größeres Stadion
An dem Standort auf dem ThyssenKrupp-Areal wird schon lange ein neues Stadion mit dem Verein Altona 93 als Hauptnutzer geplant – der Verein verlässt seine Heimspielstätte Adolf-Jäger-Kampfbahn an der Griegstraße (Ottensen) Ende 2026, weil auf dem Gelände Wohnungen geplant werden. Der Hamburger Fußballverband und Bezirkspolitiker hatten sich anschließend für den Bau eines größeren Drittliga-Stadions am Diebsteich eingesetzt.
Ein solches Stadion für die dritte Fußball-Bundesliga hätte mit mindestens 5001 Plätzen im Vergleich zum nun geplanten Regionalligastadion mit 5000 Plätzen kaum mehr Sitze, allerdings stellt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für solch ein größeres Stadion konkrete Anforderungen, darunter Voraussetzungen für eine TV-Übertragung, VIP-Plätze oder mehr Fluchtwege.
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Der Bezirk hatte deshalb eine Machbarkeitsstudie für ein Stadion für die Dritte Bundesliga angeregt. Das Ergebnis: Der Bau wäre unter Einschränkungen zwar machbar. Die Stadt sieht aber sportfachlich keinen Bedarf: Es fehle ein größerer Nutzerkreis, Betriebskosten könnten schwer eingespielt werden. Zudem dürfe die neue Heimat von Altona 93 nicht durch Umplanungen eingeschränkt werden. Und auch auf die Umgebung würde sich das Stadion mit höherem Verkehrsaufkommen auswirken und hätte etwa einen erheblichen Koordinationsaufwand mit der benachbarten Musikhalle zur Folge.

Zudem wäre der Bau 30 Millionen Euro teurer als die derzeit veranschlagten 159 Millionen Euro. Ohne dass es schon einen konkreten Hamburger Verein in der Drittliga für das Stadion gibt, hält die Stadt das nicht für vertretbar. Auch einen perspektivischen Bedarf sieht sie nicht. Stadien für größere Menschenmengen stünden bereits mit dem Volkspark- und dem Millerntor-Stadion zur Verfügung.
Kein Drittliga-Stadion: Kritiker auf Zinne
Im Bezirk stößt die Haltung der Stadt auf Kritik. „Das ist ein schwarzer Tag für den Sport und die Hamburger Sportpolitik“, so der Altonaer CDU-Fraktionsvorsitzende Sven Hielscher. „Wir verpassen eine Jahrhundert-Chance, denn solche Grundstücke sind sehr schwer zu finden“, sagte er der MOPO. „Die Probleme hätten sich alle lösen lassen. Hier fehlt es an politischem Willen.“
Der Vorteil an genau diesem Standort: Das Grundstück liegt innenstädtisch, ist – besonders durch den geplanten Fernbahnhof – gut an den ÖPNV angebunden und hat das entsprechende Baurecht, um das Stadion realisieren zu können.
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„Ich halte die Schlussfolgerungen der Stadt für falsch“, sagt auch der Präsident des Hamburger Fußball-Verbands, Christian Okun, zur MOPO. „Der Bedarf ist klar gegeben. Es wird unter anderem argumentiert, dass Spiele im Volkspark- oder Millerntor-Stadion jederzeit stattfinden können, aber es hat sich mehrfach gezeigt, dass das nicht klappt.“ Zudem müsse das Stadion auch anderen Sportarten als dem Fußball dienen. Neben dem Verein FC Teutonia bräuchten zudem auch der Eimsbütteler Turnverband (ETV) absehbar neue Flächen, sagte er am Donnerstag.
„Man muss den Hamburger Sportvereinen schon eine Austragungsmöglichkeit geben, das sportliche Ziel der Drittliga zu erreichen“, meint auch Hielscher. „Damit es nicht erneut zu der Peinlichkeit führt, dass eine Hamburger Mannschaft ihr Heimspiel in Dessau austragen muss.“
FC Teutonia enttäuscht: Stadion sollte „gleich richtig” geplant werden
„Wenn sich Hamburg nicht nur „Active-City” auf ein T-Shirt schreiben, sondern wirklich eine Sportstadt sein will, sollte Hamburg auch Lücken im Angebot schließen”, meint Hielscher. „Der Bezirk hat hier eine gesamtstädtische Sichtweise, während sich die Verantwortlichen in der Landesregierung verweigern.“
Auch der Vorsitzende des Vereins FC Teutonia Liborio Mazzagatti ist enttäuscht – der Verein, der derzeit in der vierten Liga spielt, galt als einer der Kandidaten für das Drittligastadion sollte er aufsteigen. „Ich kann es beim besten Willen nicht verstehen“, sagt er der MOPO. „Es sollte gleich richtig geplant werden, damit es zukunftsorientiert und über Generationen hinweg dem Sport in Hamburg eine Zukunft bieten kann.“
Seitens der Stadt sollen nun jedoch die Planungen für das Regionalligastadion vorangehen. Die Kosten werden angesichts der gestiegenen Baukosten aber voraussichtlich steigen. Eine Gesamtfinanzierung sei nach heutigem Stand „durchaus noch möglich“, hieß es am Donnerstag. Altona 93 wird etwa zehn Millionen Euro beisteuern. Offen ist zudem, wie groß der Einfluss des Hauptnutzers Altona 93 auf die Vergabe der Trainingszeiten sind wird.