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  • Foto: Marius Roeer

Zoff um Alsterdorfer-Villa: Abriss hat begonnen – Asbest-Gefahr?

Alsterdorf –

Ist es jetzt zu spät? In der früheren Direktorenvilla in der Alsterdorfer Straße 386 ist ein riesiges Loch. Der Abriss hat bereits begonnen. Die Initiative „Historische Villa Alsterdorf retten“ kämpft jedoch weiter. Jetzt verweisen sie auf die mögliche Freisetzung von Asbest durch den Villen-Abriss. Ein Baustopp durch das Bezirksamt ist unwahrscheinlich.

Der Abriss der alten Alsterdorfer Villa erhitzt weiter die Gemüter. Kaum hatte die Initiative die Mail mit Gegenvorschlägen zu den geplanten sieben Luxuswohnhäusern abgeschickt, stand bereits der Bagger vor der Tür, erzählt Marie-Theres Spallek, Initiatorin von „Historische Villa Alsterdorf retten“ im MOPO-Gespräch. Ein Zufall?

Zoff um Alsterdorfer Villa: Abriss birgt Asbest-Gefahr

Vor circa zwei Wochen rollte der erste Bagger auf das Villen-Grundstück. „Er war circa zweieinhalb Stunden da, zerstörte ein Fenster und zog dann wieder ab“, erzählt Spallek. Die Vermutung: Der Investor wolle ein Zeichen setzen. Im Gespräch mit dem „Abendblatt“ erläuterte Hennig Witt, Prokurist und Gesellschafter des Investors Tomczak, dieses Verfahren sei üblich.

Zum Vorwurf der Asbest-Gefahr hieß es von Investorenseite, man halte sich an alle gesetzlichen Recycling- und Umweltauflagen. Das Bezirksamt Nord kündigte an, man werde den Bauträger auffordern, die Entfernung asbesthaltiger Bauteile zu dokumentieren – einen Baustopp gäbe es nicht, so das „Abendblatt“.

Hamburg: Neubauten sind billiger als Sanierungen

„Mit jedem Tag geht einfach immer mehr kaputt“, sagt Spallek. „Wir haben sogar einen Denkmal-Sachverständigen eingeschaltet“, sagt sie. Auf Grund des geschichtlichen Wertes des Hauses wäre es sogar denkbar, die Villa unter Denkmalschutz zu stellen. Das Problem: Wenn nichts mehr steht, kann auch nichts mehr geschützt werden.

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„Wir wollen nicht aufgeben“, sagt Spallek. Es sei wichtig, auf diese Abriss-Kultur aufmerksam zu machen. Die Alsterdorfer Villa ist nicht das einzige historisch wertvolle Gebäude in Hamburg, dem es so ergeht.

Auch der Hamburger Denkmalverein bedauert die Entscheidung der Investoren: „Die Villa prägt den Stadtteil und gehört zu seiner Identität“, sagt Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin des Denkmalvereins. „Gerade gründerzeitliche Villen können häufig sehr gut von mehreren Wohnparteien genutzt werden, und der Ausbau von Keller und Dachgeschoss erschließt zusätzliche Wohnfläche.“

Dass die Villa abgerissen werde, habe rein wirtschaftliche Gründe: Neubauten sind meist günstiger als aufwendige Sanierungen. Doch die Villa stand nicht kurz vor dem Verfall. Bis Ende 2018 war sie bewohnt und erst vor ungefähr elf Jahren, im Zuge der Bebauung des ehemaligen Geländes der Alsterdorfer Anstalten, wurde eine komplette Sanierung vorgenommen.

Hamburg: Investoren bauen Villen-Grundstück zu

Im Fokus der Investoren steht damit nicht die Villa selbst, sondern das knapp 1200 Quadratmeter große Grundstück – eine Goldgrube. Insgesamt sollen sieben Luxushäuser auf dem Gelände entstehen. Laut der Initiative liegt der Kaufpreis der dreigeschossigen Neubauten bei circa 7000 bis 7500 Euro pro Quadratmeter. Familienfreundliche Bauten werden die „Architekten-Häuser“ also nicht. Bei einer Grundfläche von 180 Quadratmetern läge ein Kaufpreis im günstigsten Fall bei 1,3 Millionen Euro.

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