Zoff mit Vermieter: Beliebter Fischladen steht vor dem Aus
Igor Chvetsov trauert um sein Lebenswerk, um den Verlust seines Geschäfts für den Stadtteil. „Wir sind noch so ein richtiges traditionelles Fischgeschäft, mit eigener Produktion und Räucherei“, sagt er. „Wir sind wichtig für den Stadtteil. Soll Niendorf sein letztes verbliebenes Fischgeschäft verlieren?“
Die Niendorfer lieben ihn für seine Fischsuppe. Für den Seelachs mit Salzkartoffeln zum Mittagstisch. Aber auch für den Matjes: Der Fischladen am Nordalbingerweg ist seit 40 Jahren eine Institution. Jetzt muss das Geschäft schließen – weil der Vermieter den Nachfolger des Inhabers nicht übernehmen will.
Als das Geschäft im Jahr 1982 in der Fußgängerzone eröffnete, gab es noch Fischhändler wie Sand am Meer in Hamburg. Doch mit der Industrialisierung der Fischerei und dem Import der Ware aus Übersee veränderte sich der Markt. Ein Laden nach dem anderen schloss. „Mein Fischladen“ blieb.
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Der jetzige Inhaber Igor Chvetsov übernahm das Geschäft 2001 von dem Gründer-Ehepaar, das sich zur Ruhe setzte. Nun muss auch Igor Chvetsov aufhören – aus gesundheitlichen Gründen.
„Es hat sich schon länger abgezeichnet“, sagt Igor Chvetsov. „Deshalb habe ich mir einen Nachfolger gesucht und ihn drei Jahre lang auf die Übernahme vorbereitet.“ Ende Mai sollte es soweit sein. Chvetsov wollte den Schlüssel an seinen Mitarbeiter Nazih Saliman übergeben. Doch daraus wird nichts.
Der Vermieter der Räume am Nordalbinger Weg, die Falckenhorst Grundstücks GbR, hat die Pläne durchkreuzt und will den Laden nicht an Chvetsovs Nachfolger übergeben. Eine Begründung blieb Vermieter Marcus Falck schuldig.
Vermieter will den Nachfolger des Fischhändlers nicht übernehmen
„Von Ihrem Vorschlag für einen Nachfolgemieter wollen wir keinen Gebrauch machen“, heißt es knapp in einem Schreiben vom 21. März 2022. Gegenüber der MOPO wollte Falcks Bruder Frank keine Stellungnahme zu dem Vorgang abgeben. Eine schriftliche Anfrage wurde nicht beantwortet, eine telefonische durch Auflegen abrupt beendet.
Offenbar geht der Sache ein längerer Streit voraus. Eine Korrespondenz, die der MOPO vorliegt, lässt darauf schließen, dass die Falckenhorst Grundstücks GbR Igor Chvetsovs fristgerechte Kündigung zum 31. Mai nicht akzeptieren und ihn erst zum 30. September aus dem Mietverhältnis lassen wollte. Erst nachdem Chvetsov einen Anwalt zu Hilfe zog und auf sein Recht verwies, knickten die Brüder Falck ein.
Fischhändler startet Online-Petition zur Rettung seines Ladens
Seitdem üben sie auf andere Art und Weise Druck aus und verlangen mit willkürlich festgesetzten Terminen Zutritt zu den Geschäftsräumen. Auch einen Brief, den Igor Chvetsov im Laden aufgehängt hat, um sich von seinen Kunden zu verabschieden, soll der Fischhändler abhängen. Sollte Chvetsov dem nicht nachkommen, wird ihm eine „gerichtliche Geltendmachung“ angedroht.
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Chvetsov ist traurig. Er trauert um sein Lebenswerk, um die verpasste Chance für seinen Mitarbeiter, um den Verlust seines Geschäfts für den Stadtteil. „Wir sind noch so ein richtiges traditionelles Fischgeschäft, mit eigener Produktion und Räucherei“, sagt er. „Wir sind wichtig für den Stadtteil. Soll Niendorf sein letztes verbliebenes Fischgeschäft verlieren?“
Chvetsov und seine Mitarbeiter haben eine Online-Petition zur Rettung des Fischladens gestartet. Unter dem Motto „Mein Fischladen soll bleiben“ können Kunden, Anwohner oder interessierte Hamburger dem Traditionsgeschäft ihre Stimme geben. Es ist vielleicht die letzte Chance