Zoff in Hamburg: CDU wirft Bezirkschef „Parkplatzvernichtung“ vor
Es fing alles an mit einem Facebook-Post: Am 23. Mai teilte das Bezirksamt Hamburg-Nord auf seiner Seite ein Projekt des Umweltverbandes BUND mit dem Namen „Fair parking“. Der Aufruf: Wie könnten Parkplatzflächen umgewandelt und andersweitig genutzt werden? Bei der Opposition herrscht das blanke Entsetzen. Sie werfen dem grünen Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz eine schamlose Parkplatz-Vernichtungs-Aktion vor.
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Es fing alles an mit einem Facebook-Post: Am 23. Mai teilte das Bezirksamt Hamburg-Nord auf seiner Seite ein Projekt des Umweltverbandes BUND mit dem Namen „Fair parking“. Der Aufruf: Wie könnten Parkplatzflächen umgewandelt und anderweitig genutzt werden? Bei der Opposition herrscht blankes Entsetzen. Sie werfen dem grünen Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz eine schamlose Parkplatzvernichtungs-Aktion vor.
„Es ist höchst befremdlich, wie das Bezirksamt mit dem BUND gemeinsame Sache macht, aber nach außen neutral wirken will“, sagt Andreas Schott, Fraktionsvorsitzender der CDU im Bezirk Nord. Er ist mehr als verärgert. „Man versucht hier die Bürger zu täuschen, indem man ihnen vorgaukelt, die Idee der Parkplatz-Umnutzung vor der Haustür sei durch eine Umweltorganisation initiiert. Dabei ist es das Bezirksamt selbst, das massiv gegen Autofahrer vorgeht, ohne den Menschen Alternativen zu bieten.“
Hamburg-Nord: Projekt will Parkplätze umwandeln
Tatsächlich ist das Thema Parkplätze für Werner-Boelz ein großes Anliegen. „Gegenüber denjenigen, die keinen Pkw besitzen, ist das kostenlose Abstellen von Autos im öffentlichen Raum ungerecht“, sagte er erst Anfang des Jahres im MOPO-Interview. Zuvor hatte er Anwohnerparken für ganz Hamburg gefordert. In der Heider Straße in Hoheluft-Ost ließ er das beidseitige Parken verschwinden. Hier stehen die Autos jetzt nur noch auf einer Seite – dafür aber auch nicht mehr halb auf dem Gehweg.
Jetzt also das nächste Projekt, das seit Januar vom Hamburger Landesverband des BUND initiiert wird. „Wir möchten dadurch Parkplätze aufspüren, die besser genutzt werden können“, erklärt Projektleiterin Sabine Sommer vom Umweltverband im MOPO-Gespräch. Jeder, der eine solche Fläche entdeckt, kann sie uns über das Formular melden. Vorschläge sind ebenfalls willkommen – von Wasserspielplatz bis Parkbänke.“
BUND-Projekt: Parkplätze umwandeln in Sitzgelegenheiten
Das Ziel: Begegnungsflächen für Menschen schaffen. „Wir haben so viel von unserem öffentlichen Stadtraum ganz selbstverständlich den Autos überlassen“, so Sommer. „Dabei gehört der Raum uns allen.“ Als positives Beispiel nennt sie das „Parklet“ im Eppendorfer Weg in Hoheluft-West. Dort errichteten Anwohner mit Unterstützung des Bezirks Eimsbüttel auf ehemaligen Parkplätzen Holzbauten zum Verweilen, Ausruhen und Austauschen. „Am Anfang ist die Kritik immer riesig“, sagt die Projektleiterin. „Aber ist so etwas erst einmal installiert, gewöhnen sich die Menschen und erfreuen sich daran.“
Trotz Kritik aus der Opposition unterstützt Werner-Boelz das Projekt auf Nachfrage klar weiter. „Angesichts des Klimawandels und der notwendigen Mobilitätswende geht es darum, mehr Lebensqualität zu ermöglichen“, sagt er der MOPO. „Viele Autos werden im öffentlichen Raum abgestellt und 23 Stunden am Tag nicht bewegt. Eine Stadt wie Hamburg kann es sich nicht leisten, so verschwenderisch mit der begrenzten Ressource Boden umzugehen.“
Die CDU wirft dem Bezirksamtsleiter allerdings eine ganz andere Absicht vor: „Das Ziel der Grünen ist alleine die Parkplatzvernichtung“, sagt Philipp Kroll, Sprecher im Regionalausschuss Eppendorf-Winterhude. Er warnt: „Wenn Anwohner ihre Parkmöglichkeit behalten wollen, sollten sie jetzt aktiv werden!“