Zoff im Szeneviertel: Aus für den grünen Fahrrad-Traum
Es sollte die erste hamburgweite Fahrradzone werden: das Grindelviertel. Anfang September hatte die Eimsbütteler Bezirksverwaltung Pläne vorgestellt, daraus ein Quartier zu machen, in dem das Fahrrad im Straßenverkehr Vorrang hat. Doch die Bezirkspolitik hat dem Ganzen jetzt endgültig den Riegel vorgeschoben. Nun herrschen Enttäuschung, Unverständnis und Wut im Viertel – und gleichzeitig auch Erleichterung.
„Das macht mich wirklich sprachlos!“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Kathrin Warnecke im Gespräch mit der MOPO.
Es sollte die erste hamburgweite Fahrradzone werden: das Grindelviertel. Anfang September hatte die Eimsbütteler Bezirksverwaltung Pläne vorgestellt, daraus ein Quartier zu machen, in dem das Fahrrad im Straßenverkehr Vorrang hat. Doch die Bezirkspolitik hat dem Ganzen jetzt endgültig den Riegel vorgeschoben. Nun herrschen Enttäuschung, Unverständnis und Wut im Viertel – und gleichzeitig auch Erleichterung.
„Das macht mich wirklich sprachlos!“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Kathrin Warnecke im Gespräch mit der MOPO.
„Aber es ist immer so“, behauptet sie weiter und verweist auf die SPD, die die Pläne maßgeblich mit abgelehnt hat. „Die Genossinnen und Genossen der SPD sind immer solange für die Mobilitätswende, bis wirklich konkrete Handlungen gefragt sind.“
Grindelviertel: Idee von der Fahrradzone abgelehnt
Wie der Name schon sagt, dürfen in einer Fahrradzone nur Fahrräder durchfahren. Anlieger- oder Kfz-Verkehr kann in Ausnahmefällen zugelassen werden, es gilt aber Tempo 30 für alle.
Für Warnecke wäre das Grindel der perfekte Ort dafür gewesen. „Welches Quartier eignet sich besser dafür als das Uni-Viertel der zweitgrößten Metropole Deutschlands?“, sagt sie, Bedauern schwingt in ihrer Stimme mit. Denn am Donnerstag hat die Bezirksversammlung den Grünen-Antrag mit den Stimmen der CDU, der AfD, der FDP und eben auch der SPD abgelehnt.
Fahrradzone im Grindel: Warum die SPD dagegen ist
Deren Fraktionsvorsitzender Gabor Gottlieb sieht das Grindelviertel eben nicht als perfekten Standort an. „Ein derartiges Experiment hätte den Umbau zahlreicher Straßen zur Folge, hunderte Parkplätze würden wegfallen“, argumentiert der SPD-Politiker. „Das kleine Quartier steht nach der Einführung des Bewohnerparkens und der Veloroute jetzt vor dem Neubau der Bornplatzsynagoge und damit vor weiteren riesigen Veränderungen. Wir finden es nicht richtig, da noch ein Prestige-Projekt drüberzustülpen.“
Zustimmung erhält der SPD-Politiker vom ortsansässigen Verein „Grindel e.V.“. Schon das vor mehr als einem Jahr eingeführte Anwohnerparken sei ein erheblicher Eingriff gewesen, schimpfte deren Vorsitzender Jimmy Blum, der als FDP-Mitglied in der Bezirksversammlung Mitte sitzt. Gerade für Gewerbetreibende bedeute es eine „enorme Belastung“. Tatsächlich ist die Stimmung dort aber geteilt. Einige bezeichnen eine Fahrradzone als „Alptraum“, andere glauben nicht, dass sie ihnen Nachteile bescheren würde.
Das könnte Sie auch interessieren: Neue Fahrradstraße mitten in Hamburg: Diese Vollsperrungen sind geplant
Das Grindel sei für Radfahrer bereits sehr angenehm zu befahren, betont Gottlieb. „Natürlich ist es sinnvoll, einige Straßen zu verbessern und neue Querverbindungen zu schaffen“, schränkt er ein. „Aber eine komplette Fahrradzone halte ich hier für überflüssig.“
Grindelviertel: Grüne fordern Mut zur Veränderung
Verärgerung darüber wiederum bei Warnecke. „Es macht eben keinen Sinn, mal hier und da eine Straße zu sanieren“, sagt sie. „Es besteht sowieso Handlungsbedarf bei den mitunter über 20 Jahre alten Fahrradstraßen – warum also nicht einmal mehr Mut zur Veränderung zeigen?“
Finanziert worden wäre die Fahrradzone mithilfe von Bundesfördermitteln, die in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro beantragt werden können. Dafür ist die Frist jetzt erst einmal abgelaufen. Aus Gottliebs Sicht sei es aber nicht notwendig, das Geld auf „Teufel komm raus“ auszugeben. „In äußeren Bezirken, wie Schnelsen oder Eidelstedt, wäre es viel besser aufgehoben, weil dort die Fahrradinfrastruktur teilweise noch unterirdisch ist“, sagt er.
Das könnte Sie auch interessieren: Grüner Pfeil fürs Rad, völlig neue Kreuzungen: So wird sich Hamburg verändern
Auf bezirklicher Ebene ist das Projekt jetzt also erst einmal gestorben. Die Grünen-Politikerin hofft aber, dass es in Hamburg doch noch eine solche Fahrradzone geben wird. „Um die Mobilitätswende zu erreichen, ist das der richtige Weg“, sagt sie.