Zeitreise: Hamburg lässt den alten Rummel auferstehen
Gemütlich dreht sich das kleine Riesenrad im Sonnenschein, aus den Lautsprechern düdelt muntere Musik. Die Lautsprecher sind neu, das Rad fast hundert Jahre alt – ein echtes Original von 1928. Den Zuschauern gefällt der Blick aus den kleinen, verschnörkelten Gondeln mit den niedlichen Dächern und kunstvollen Figuren, auch wenn sie damit nicht einmal halb so hoch hinaus kommen wie mit dem modernen Riesenrad, das den Hamburger Dom dominiert.
Das Riesenrad ist Teil der Eventfläche „Der Hamburger DOM – damals“, die in diesem Jahr erstmalig auf dem Heiligengeistfeld zu bestaunen ist. Wer die Fläche betritt, beginnt eine Zeitreise in die Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Hier steht ein altes Karussell, dort historische Zugfahrzeuge für die Wohnwagen der Schausteller.
Historisch: Hamburger Dom zeigt Kirmesorgel von 1892
Gemütlich dreht sich das kleine Riesenrad im Sonnenschein, aus den Lautsprechern düdelt muntere Musik. Die Lautsprecher sind neu, das Rad fast hundert Jahre alt – ein echtes Original von 1928. Den Zuschauern gefällt der Blick aus den kleinen, verschnörkelten Gondeln mit den niedlichen Dächern und kunstvollen Figuren, auch wenn sie damit nicht einmal halb so hoch hinaus kommen wie mit dem modernen Riesenrad, das den Hamburger Dom dominiert.
Das Riesenrad ist Teil der Eventfläche „Der Hamburger DOM – damals“, die in diesem Jahr erstmalig auf dem Heiligengeistfeld zu bestaunen ist. Wer die Fläche betritt, beginnt eine Zeitreise in die Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Hier steht ein altes Karussell, dort historische Zugfahrzeuge für die Wohnwagen der Schausteller.
Historisch: Hamburger Dom zeigt Kirmesorgel von 1892
Das Highlight der Ausstellung ist die mehr als mannsgroße Kirmesorgel aus dem Jahr 1892. Drei Orgeln dieser Art wurden von der Orgelbauer-Dynastie Wellershaus hergestellt, zwei sind heute noch erhalten – die eine steht in England, die andere hier bei uns auf dem Dom.
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Die Orgel besteht aus insgesamt 84 Pfeifen und kann – im Gegensatz zu den meisten anderen – auch Halbtöne spielen. Das macht ihren Klang so klar und sauber. Um sie zum Spielen zu bringen, werden spezielle Kärtchen mit Ausstanzungen eingelegt. So kommt es, dass man der Orgel, die ursprünglich nur klassische Märsche und Walzer draufhatte, nachträglich den Song „See You Later Alligator“ von Bill Haley beibringen konnte.

Dreimal am Tag wird die farbenfroh verzierte Orgel mit den lustigen Figuren angeschmissen. Die Reaktion der Menschen ist wirklich faszinierend: Da kommen kleine Kinder, ältere Frauen und Teenager mit ihren Smartphones angelaufen, tanzen und filmen. Während nebenan die spektakulärsten Fahrgeschäfte durch die Luft sausen, zieht die mehr als 100 Jahre alte Kirmesorgel die Dom-Besucher völlig in ihren Bann.
Das war in den Zwanzigerjahren nicht anders, berichtet Sascha Belli, erster Vorsitzender des Landesverbandes der Schausteller, im Gespräch mit der MOPO: „Für die einfachen Leute, die sich den Besuch im Sinfonieorchester nicht leisten konnten, war das hier wirklich etwas Besonderes.“
Hamburgerin war eine der ersten Steilwandfahrerinnen
Im Ausstellungszelt auf der Sonderfläche (Eintritt: 2 Euro) zeigt Sascha Belli gern das Motorrad der berühmten Hamburger Steilwandfahrerin Käthe Müller. Sie war eine der ersten Frauen mit diesem „Job“ – dabei fährt man mit dem Motorrad im Kreis an der Innenwand eines großen Holzkessels, nur durch die Fliehkraft oben gehalten. Nicht ungefährlich: Unachtsamkeit kann zum Absturz in den Kessel oder zum Herausfliegen führen. Doch Käthe Müller – „Steilwand-Kitty“ – verletzte sich in 40 Berufsjahren nicht gravierend. Erst 1968 beendete sie ihre Laufbahn im Kessel und wurde zu einem der bekannten weiblichen Stars ihrer Zeit in der Hansestadt.

Wo „Steilwand-Kitty“ und ihre Schaustellerkollegen schliefen, erfährt man ebenfalls auf dem historischen Dom. Die Betten in dem kleinen Schlafwagen sind so kurz, dass man nur eingerollt darin nächtigen konnte. „Das war kein Luxus damals“, bestätigt Sascha Belli und berichtet, wie die Schausteller sich im Winter erhitzte Ziegelsteine zum Schlafen an die Füße legten, damit diese nicht abfroren und wie sich Vater, Mutter und die Kinder nacheinander in einer großen Blechbadewanne wuschen – im selben Wasser.

Die Eventfläche „Der Hamburger DOM – damals“ wurde durch die Schausteller ermöglicht, die ihre Garagen nach den alten Schätzen durchforstet haben. Mit dem kleinen Eintrittsgeld für das Zelt soll wenigstens ein Teil der dadurch entstandenen Kosten wieder reingeholt werden.

Nach etwa einer Dreiviertelstunde endet die kleine Zeitreise auf den Dom von damals wieder. Es fühlt sich so an, als würde man aus einer anderen Welt auftauchen – zurück in den Lärm und das bunte Leuchten des Doms von heute.