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Zehn mal mehr Tote als in Hamburg: Das abschreckende Corona-Beispiel Stockholm

Geöffnete Restaurants, keine Kontaktbeschränkungen, normaler Schulbetrieb, stattdessen eine Regierung, die an die Eigenverantwortlichkeit der Bürger appelliert und nur „Empfehlungen“ gibt. Das liberale Schweden geht in der Corona-Pandemie einen weltweit einzigartigen Sonderweg. Der Preis ist allerdings dramatisch: Allein im Großraum Stockholm mit rund 2,1 Millionen Einwohnern sind bis zum 24. April 1.128 Menschen an dem Virus gestorben. Im nahezu gleich großen Hamburg nur 122 – ein Zehntel. Jetzt will die schwedische Regierung die Zügel anziehen.

Eine wohlhabende Bevölkerung, viel Grün und jede Menge Wasser – Hamburg und Stockholm haben viel gemeinsam. Doch während rund um die Binnenalster und am Elbstrand, in Einkaufszentren und auf dem Kiez in den vergangenen Wochen teilweise gespenstischer Corona-Stillstand herrschte, ging das Leben in Stockholm weitgehend unverändert weiter.  Die Bevölkerung sollte freiwillig Abstand halten und bei Corona-Anzeichen zu Hause bleiben, bat die Regierung. 

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Hamburg am 24. April 2020: Gähnend leerer Ratshausmarkt.

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„Wir glauben, wir erreichen mit Freiwilligkeit genauso viel wie andere Länder mit Restriktionen“, so Anders Tegnell, schwedischer Staats-Epidomologe. Seine Prognose angesichts der dramatischen Todeszahlen: Auch in den anderen europäischen Ländern werden die Zahlen steigen, nur hätten die zusätzlich noch ihre Wirtschaft ruiniert.

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Kein Lockdown, keine Kontaktbeschränkungen in Stockholm: Schweden geht in der Corona-Pandemie einen Sonderweg.

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Corona: Sterberate in Schweden viel höher als in Deutschland

Doch die Philosophie der Freiwilligkeit steht zunehmend unter Druck. Denn die Zahlen widersprechen dem Eindruck vom schwedischen Erfolgsmodell. Am Freitagmittag wies die Johns-Hopkins-Universität für Schweden 2021 Todesopfer auf – bei einer Gesamtbevölkerung von 10,3 Millionen. Zum Vergleich: Für Deutschland wurden 5.575 Todesopfer gemeldet – bei achtmal so vielen Einwohnern wie in Schweden.

Corona: Schweden droht mit Schließung von Bars wie in Hamburg

Nun droht Schwedens Innenminister Mikael Damberg mit der Schließung von Bars und Gaststätten, wie es in Deutschland seit Wochen der Fall ist. Es gebe besorgniserregende Berichte über überfüllte Restaurants und überbordende Bewirtung im Freien. „Lassen Sie mich ganz klar sein: Ich will kein überfülltes Außenrestaurant sehen“, sagte der Minister. Die 290 Kommunen des Landes sind nun aufgefordert, an Stockholm zu berichten, ob und wie gastronomische Betriebe die Auflagen der Gesundheitsbehörden erfüllen.

„Zehntausende mehr fuhren am Wochenende nach Stockholm hinein als zwei Wochen zuvor, auch in Malmö gibt es Anzeichen dafür, dass der Respekt vor dem Coronavirus abnimmt“, schrieb die „Dagens Nyheter“ in ihrer Freitagausgabe.

Corona-Tote: Stockholm übertrifft Hamburg

Nicht nur bei den Todeszahlen übertrifft Stockholm Hamburg, auch sind größere Anteile der Bevölkerung infiziert: In Hamburg wurde bei 242 pro 100.000 Einwohnern das Virus nachgewiesen, in Stockholm bei 281. (ste/dpa)

 

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