Zehn Jahre nach ihrem Tod: Eine MOPO-Legende hat es ins MiWuLa geschafft
Erika Krauß – zehn Jahre nach ihrem Tod hat es die berühmte MOPO-Fotografin, die Grande Dame des Hamburger Fotojournalismus, ins Miniatur Wunderland geschafft. Gucken Sie mal genau auf das Foto: Sie erkennen Erika sofort. An der schwarzen Kleidung und dem großen schwarzen Hut. Genau so war sie jeden Tag angezogen. Was die MOPO-Legende nun in Hamburgs berühmter Mini-Welt?
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Erika Krauß – zehn Jahre nach ihrem Tod hat es die berühmte MOPO-Fotografin, die Grande Dame des Hamburger Fotojournalismus, ins Miniatur Wunderland geschafft. Gucken Sie mal genau auf das Foto: Sie erkennen Erika sofort. An der schwarzen Kleidung und dem großen schwarzen Hut. Genau so war sie jeden Tag angezogen. Und was sie da macht im MiWuLa? Na, was wohl? Sie fotografiert – und zwar einen Demonstrationszug des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) zum Thema Pressefreiheit, der da schon seit drei Jahren unterwegs ist.
Erika Krauß – sie war eine Chronistin unserer Stadt, eine Zeitzeugin der Nachkriegsgeschichte, die „Fotografin der Herzen“. Als sie 1950 nach Hamburg kam, da lag die Stadt noch in Trümmern. Es gab keine Wohnungen, kein Telefon, kein Fernsehen. Zeitungsjungen brüllten die neuesten Schlagzeilen durch die Straßen und verkauften die „Morgenpost“ für ‘nen Groschen.
Erika Krauß war die Grande Dame der Pressefotografie
Erika Krauß hat anlässlich des 60. MOPO-Jubiläums im September 2009 ihre Erinnerungen niedergeschrieben. „Und so sah in den ersten Jahren mein Arbeitsalltag aus“, erzählte sie da. „Von 14 bis drei Uhr in der Nacht war ich für die MOPO unterwegs. Raus zum Termin. Ganz schnell in die Redaktion zurück. In der Dunkelkammer die Bilder abziehen. Und sofort wieder raus zum nächsten Termin. Das war wirklich Stress. Aber ich fand‘s toll. Und ich war stolz, für die modernste Zeitung Deutschlands zu arbeiten.“
Die 50er und 60er Jahre – sie waren für Erika die schönste Zeit. „Alle krempelten die Ärmel hoch und bauten wieder auf“, erzählte sie. Die MOPO war die erste Boulevardzeitung Deutschlands und hat Maßstäbe gesetzt. „Wir waren die Nummer eins in Hamburg“, so Erika. „Die Redaktion war eine große Familie.“ Und Heinrich Braune war das Familienoberhaupt. „Ein exzellenter Journalist, der die Auflage auf mehr als 400.000 Exemplare nach oben trieb.“ Aber ein Choleriker sei er auch gewesen. „Klappte was nicht, warf er einem Kollegen gerne mal die Schreibmaschine hinterher.“
63 Jahre arbeitete Erika als Fotoreporterin – und sie hatte nicht nur sämtliche Bürgermeister Hamburgs vor der Linse – von Max Brauer bis Ole von Beust – , sie hat auch die berühmtesten Schauspieler fotografiert, gekrönte und ungekrönte Häupter: Elizabeth II., Theodor Heuss, Willy Brandt, Marlene Dietrich, Hildegard Knef und dann auch noch den Alfred Hitchcock. Über den hat sie sich noch Jahrzehnte später amüsiert: „Was für ein Spaßvogel! Extra für mich hielt er sich einen Dolch an den Hals, als wollte er sich selbst meucheln.“
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Als Erika 1950 bei der MOPO anfing, war sie 33 und hatte schon ein Leben als Filmschaffende bei der UFA hinter sich. Sechs Jahrzehnte später war sie immer noch täglich mit der Kamera unterwegs. Wer es wagte, sie nach ihrem Alter zu fragen, der konnte was erleben. Und so kam es bei runden Geburtstagen immer wieder vor, dass alle ihr gratulierten, aber es niemand, dem sein Leben lieb war, wagte, die Zahl auszusprechen, um die es ging.
„Der Hitchock, das war vielleicht ein Spaßvogel!“
96 Jahre alt ist sie geworden. ‘Tschuldigung Erika, ich muss das jetzt verraten … Bis fast vor ihrem Tod am 26. Juni 2013 kam sie noch regelmäßig in die Redaktion. Abends wartete sie dann am Empfang darauf, dass ein Kollege sie nach Hause fuhr. Es fand sich immer einer. Erika Krauß ist unvergesslich. Wir vermissen sie. Ruhe weiter in Frieden!