Bordelle in Hamburg vor dem Aus: Warum immer mehr Laufhäuser in der Krise sind
Monatelang durften sie ihrem Beruf gar nicht nachgehen – zumindest nicht offiziell: Hamburgs Sexarbeiterinnen war die Prostitution während der Corona-Pandemie zeitweise komplett verboten. Als die strengen Regeln langsam gelockert wurden, machte sich bei vielen Bordellen schnell Goldgräber-Stimmung breit. Doch statt den großen Reibach zu machen, stehen viele Laufhäuser in Hamburg vor dem Aus: Zahlreiche früher als exklusiv geltende und gut besuchte Läden müssen schließen. Was ist da los?
Schneller Sex. Extravaganter Sex. Sex für wenig Geld, Sex für viel Geld. Hauptsache: Sex. Damit hat auch viele Jahre das „Geizhaus“ in Wandsbek sein Geld gemacht. Dazu gibt es ausgefallene Themenzimmer, Wellness-Spa, eine raumfüllende Bar.
- Deutsch (Deutschland)
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Monatelang durften sie ihrem Beruf gar nicht nachgehen – zumindest nicht offiziell: Hamburgs Sexarbeiterinnen war die Prostitution während der Corona-Pandemie zeitweise komplett verboten. Als die strengen Regeln langsam gelockert wurden, machte sich bei vielen Bordellen schnell Goldgräber-Stimmung breit. Doch statt den großen Reibach zu machen, stehen viele Laufhäuser in Hamburg vor dem Aus: Zahlreiche früher als exklusiv geltende und gut besuchte Läden müssen schließen. Was ist da los?
Schneller Sex. Extravaganter Sex. Sex für wenig Geld, Sex für viel Geld. Hauptsache: Sex. Damit hat auch viele Jahre das „Geizhaus“ in Wandsbek sein Geld gemacht. Dazu gibt es ausgefallene Themenzimmer, Wellness-Spa, eine raumfüllende Bar.
Isabella Neumann (45) hat das „Geizhaus“ in den vergangenen Jahren betrieben. „Schon ein paar Monate vor Corona stagnierte das Geschäft. Corona hat dem Sex-Geschäft dann den Rest gegeben“, sagt sie. Viele Huren seien auf die anonyme Wohnungsprostitution ausgewichen, hätten Auto-Dates angeboten. „Andere hängten den Job ganz an den Nagel.“
Akuter Personalmangel: Bordelle in Hamburg vor dem Aus
Nach dem Abflauen der Corona-Pandemie herrschte bei vielen Bordell-Betreibern zunächst Goldgräberstimmung, sie dachten, das Geschäft würde nun wieder richtig losgehen – doch das Gegenteil war der Fall: Männer blieben lieber Gäste in den vielen Apartements, Sexarbeiterinnen, die einst in Puffs tätig waren, ließen sich nicht zur Rückkehr bewegen, auch nicht mit Prämien. Die Bordelle durften wieder öffnen, hatten aber keine Angestellten mehr.
Das „Aphrodite“ in Rahlstedt, das erst kurz vor Corona großzügig umgebaut wurde, der „Club Sabrina“ in Eimsbüttel und der „Club Esplanade“ in Neustadt mussten bereits dichtmachen. Das „Babylon“, offiziell Hamburgs größer Sauna-Club, kämpft ebenfalls mit akutem Personalmangel: Waren dort früher bis zu 30 Frauen am Tag tätig, sind es heute nur noch ein Bruchteil, die in zwei Schichten arbeiten. „Da bleibt dann auch die Kundschaft aus“, erklärt ein Szene-Kenner.
Modellwohnung-Konzept ist lukrativer
Egal bei welchem Bordell, das Problem ist überall gleich: Frauen und Zuhälter haben erkannt, dass das wesentlich lukrativere Geschäft nun mit dem Modellwohnung-Konzept zu holen ist. Die Huren bieten ihre Dienste online an und treffen sich in angemieteten Wohnungen in herkömmlichen Mehrfamilienhäusern, teils in gut situierten Stadtteilen.
Für die Frauen ist es bequemer, es gibt keinen direkten Konkurrenzkampf, keinen Schichtplan, keine festen Zeiten, die Gefahr von Kontrollen ist auch deutlich geringer. Sie haben ihren eigenen Bereich, geben dafür aber einen direkten Schutz durch Bordell-Sicherheitspersonal auf und müssen sich im Zweifel mit klagenden Nachbarn herumschlagen.
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Für Freier bieten die Internet-Kontaktaufnahme und das Treffen in der normalen Atmosphäre einer Wohnung statt im Bordell zusätzliche Anonymität. „Die Gefahr, dass mein Gast von Freunden oder Familienmitgliedern in einer ruhigen Straße erkannt wird, ist deutlich geringer als auf dem Kiez“, sagt Sexarbeiterin Danielle (26), die in einer Wohnung in Stellingen arbeitet, zur MOPO.
„Geizhaus“-Betreiberin Neumann hat nun auf die neueste Entwicklung reagiert und aus dem einstigen Bordell einen First-Class-Pärchenclub gemacht. Im September wird sie das Fun-Royal eröffnen. „Ich habe investiert und einige schöne, aber auch außergewöhnliche Sachen und Gegenstände dazu gekauft“, sagt sie.
Mit dem Rotlicht habe sie abgeschlossen. „In meinem Laden wird es nie wieder käufliche Frauen geben.“