Wut-Brief der Tafel Harburg: „Was ist bei euch im Kopf kaputt?“
Sie helfen den Armen – und werden immer wieder beklaut: Bereits zum dritten Mal binnen weniger Monate sind Einbrecher bei der Harburger Tafel eingestiegen und haben großen Schaden angerichtet. Nun wendet sich Vorstandsmitglied Ansbert Kneip mit einem Wut-Brief öffentlich an die Täter: „Ihr Idioten schädigt nicht nur uns!“
Sie helfen den Armen – und werden immer wieder beklaut: Bereits zum dritten Mal binnen weniger Monate sind Einbrecher bei der Harburger Tafel eingestiegen und haben großen Schaden angerichtet. Nun wendet sich Vorstandsmitglied Ansbert Kneip mit einem Wut-Brief öffentlich an die Täter: „Ihr Idioten schädigt nicht nur uns!“
Das Vorgehen: rabiat. In der Nacht zu Samstag haben der oder die Täter ein Fenster und eine Glastür zu dem Büro der Tafel am Helmsweg eingeschlagen – mit einem Gullydeckel. Einen schweren Fensterladen hatten sie zuvor abgerissen: „Sie brachen Schränke und Schreibtische auf, durchwühlten alles und stahlen etwas Bargeld aus einer Tageskasse. Das waren so rund 130 Euro“, sagt Ansbert Kneip zur MOPO: „Im Nebenraum fanden sie einen Tresor – und nutzten den Gullydeckel, um den Tresor aufzubrechen.“ Die Schäden an Fenster, Tür und Möbeln zu beheben, wird mehr als 1000 Euro kosten.
Tafel Harburg: Autoschlüssel aus Tresor verschwunden
In dem kleinen Stahlschrank lagen „nur“ zwei Autoschlüssel, mit denen die Einbrecher nicht viel anfangen konnten: Das Gelände ist mit einem Tor gesichert, sodass die dazugehörigen Tafel-Fahrzeuge nicht entwendet werden konnten. Die Schlüssel allerdings sind verschwunden.

Der Einbruch erinnert an den Juni 2023, als an zwei Tagen hintereinander in das Gebäude eingebrochen wurde. Auch damals wurde ein Gullydeckel verwendet, verschwanden Autoschlüssel und Bargeld, wurde das Büro verwüstet. Aus Sorge wurden danach Parkkrallen für die Transporter angeschafft. Ein Verdächtiger, der damals auf Grund von Fingerabdrücken gefasst wurde, soll derzeit allerdings in Haft sitzen und kann für die jüngste Tat nicht verantwortlich sein.
Fassungslosigkeit über Einbrüche bei Harburger Tafel
Ansbert Kneip ist fassungslos über den erneuten Einbruch: „Wer beklaut denn die Tafel? Es ist doch nichts zu holen bei uns!“ Die aufgebrochenen Schränke waren gerade repariert worden. Seinem Unverständnis macht das Vorstandsmitglied jetzt mit einem „Offenen Brief an die Einbrecher“ auf Facebook Luft:
Offener Brief an die Einbrecher, die in der Nacht zum Samstag bei uns die Scheiben eingeschlagen haben, eingestiegen…
Posted by Tafel Harburg e.V. on Saturday, October 28, 2023
„Was ist bei Euch eigentlich im Kopf kaputt? (…) Welche Reichtümer habt ihr in unserem Büro vermutet? Goldbarren? Nach was habt ihr in unseren Schränken und Kühlschränken gesucht? Edelsteine? Ihr habt etwas über 100 Euro geklaut. Und Schäden von mehr als 1000 angerichtet. Das ist das Geld, von dem wir zum Beispiel Sprit für unsere Lkw kaufen – damit auch morgen noch Lebensmittel eingesammelt werden. Ihr Idioten schädigt nicht nur uns. Ihr schädigt auch die rund 1000 Menschen, die von uns versorgt werden. Ihr solltet hoffen, dass ihr nie bedürftig werdet. Oder wenn doch, dass es dann eine Tafel gibt, die nicht von Deppen wie euch beklaut wurde. Wir verachten euch. Eure Tafel Harburg“

Die eingeschlagene Scheibe wurde bereits von einem Glaser-Notdienst ersetzt. Außerdem müssen Türschlösser ausgetauscht werden, weil die Einbrecher sie gewaltsam zerstört haben (die Türen aber nicht öffnen konnten).
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Warum die Angriffe auf die Einrichtung sich nach Jahren der Ruhe plötzlich so häufen, da kann Kneip nur mutmaßen: „Es können Drogenabhängige sein, oder Menschen, die einfach schlechte Laune haben.“ Neben den drei Einbrüchen sei es in diesem Jahr auch noch zu einer Brandstiftung gekommen. Eine Videoüberwachung für das Gelände am Helmsweg war bisher nicht geplant: „Wir müssen ja überlegen, wofür wir unser Geld ausgeben“, sagt Kneip.
Tafel Harburg versorgt 1000 Menschen
Tatsächlich trifft die Einbruchsserie die Einrichtung zu einer Zeit, die ohnehin schwer ist: Durch Inflation und Ukrainekrieg ist die maximale Zahl an Kunden erreicht: „Wir versorgen derzeit 1000 Menschen“, so Kneip, „wir mussten einen Annahmestopp verhängen.“ Gleichzeitig verkaufen immer mehr Supermärkte ihre fast abgelaufenen Waren lieber zu reduzierten Preisen, statt sie zu spenden.
Wer helfen will, kann das schon bald tun, wie Ansbert Kneip erklärt: „Am kommenden Samstag sammeln wir Lebensmittel im Marktkauf-Center in Harburg. Dort bitten wir die Kunden vor dem Lebensmittelgeschäft, eine Packung Nudeln, Mehl oder Reis mehr zu kaufen und in unsere Spendenkisten zu legen.“