Ausgerechnet in einem Luxusobjekt: Hamburgs traurigster Spielplatz
Eigentlich ist der geschwungene Neubau mit dem großen Innenhof an der Fuhlsbüttler Straße (Barmbek-Nord) ideal für junge Familien: Schnell mal runter mit den Kleinen, bisschen buddeln, während etwas ältere Kinder auch schon mal alleine im Hof spielen könnten, man hat sie von den Wohnungen aus ja gut im Blick. Ein bisschen wie die Kinder früher. 80 Wohnungen gibt es, geschätzt 20 Kinder im Spielplatzalter wohnen hier. Bloß: Buddeln und Spielen, das ist unmöglich. Schaukeln, Rutschen, Wippen oder Klettern auch.
Denn: Nur ein kahler, schattenloser Platz mit einem harten Grandbelag soll den Kindern, die vor einigen Monaten in den luxuriösen „Barmbeker Bogen“ gezogen sind, als gesetzlich vorgeschriebene Spielfläche dienen. Die Eltern sind entsetzt über den trostlosen „Spielplatz“ ohne ein einziges Spielgerät, der Investor verteidigt sich. Der traurige Innenhof des exklusiven Bauprojekts ist kein Einzelfall in Hamburg.
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Ein kahler, schattenloser Platz mit einem harten Grandbelag, das soll den Kindern, die vor einigen Monaten in den luxuriösen „Barmbeker Bogen“ gezogen sind, als gesetzlich vorgeschriebene Spielfläche dienen. Die Eltern sind entsetzt über den trostlosen „Spielplatz“ ohne ein einziges Spielgerät, der Investor verteidigt sich. Der traurige Innenhof des exklusiven Bauprojekts ist kein Einzelfall in Hamburg.
Eigentlich ist der geschwungene Neubau mit dem großen Innenhof an der Fuhlsbüttler Straße (Barmbek-Nord) ideal für junge Familien: Schnell mal runter mit den Kleinen, bisschen buddeln, während etwas ältere Kinder auch schon mal alleine im Hof spielen könnten, man hat sie von den Wohnungen aus ja gut im Blick. Ein bisschen wie die Kinder früher. 80 Wohnungen gibt es, geschätzt 20 Kinder im Spielplatzalter wohnen hier.
Bloß: Buddeln und Spielen, das ist unmöglich. Schaukeln, Rutschen, Wippen oder Klettern auch. „Ich möchte gerne einen Sandkasten“, sagt Laura (4) zur MOPO: „Und hüpfen auf einem Trampolin!“
Barmbek-Nord: Trister Spielplatz in Luxus-Wohnanlage
Nichts, was man auf einem Spielplatz gern tun würde als Kind, ist im Innenhof des „Barmbeker Bogens“ möglich. Stattdessen gähnt in der Mitte nur dieses mit Beton umrandete Rechteck mit dem harten Bodenbelag. Wer hier hinfällt, schürft sich Knie und Handflächen auf. Im Sommer wird sich der Platz außerdem unerträglich aufheizen: Dank der Südausrichtung scheint den ganzen Tag die Sonne, neben Spielgeräten fehlt auch jedes Fitzelchen Schatten.
Da komme nichts mehr hin, habe es seitens des Bauträgers „Imvest“ auf der Eigentümerversammlung geheißen, so einige Eltern zur MOPO: „Die sagten uns, die Fläche sei fertig, die bleibt jetzt so.“
In Hamburg ist das normal, wie die Stadtentwicklungsbehörde in einer Broschüre zum Thema Kinderspielplätze nüchtern feststellt: „Auch bei hochpreisigen Wohnobjekten sind häufig unbefriedigende Situationen festzustellen. Es entsteht der Eindruck, dass Kinder auf den ihnen zugedachten Flächen eigentlich nicht erwünscht sind.“
Dabei schreibt die Hamburgische Bauordnung (HBauO) im § 10 Kinderspielflächen bei Neubauten ab drei Wohnungen vor, und zwar zehn Quadratmeter je Wohneinheit, mindestens aber 100 Quadratmeter. Die Flächen sollen besonders Kindern im Alter bis sechs Jahren Spaß machen, da „ältere Kinder sich auch außerhalb der Beaufsichtigung der Eltern im Stadtteil bewegen.“
Vorgeschlagen werden „Spielgeräte, Sandkiste, Sitzgelegenheiten und Ähnliches.“ Mindestens ein Viertel der Freiflächen sollte mit Pflanzen gestaltet sein: „Es gilt, Zeichen zu setzen, dass Kinder und Jugendliche in der Stadt willkommen sind“, heißt es dazu in der Broschüre der Stadtentwicklungsbehörde.
„Barmbeker Bogen“: Kinder nicht willkommen?
Kinder willkommen? So sieht es unter den Balkonen des „Barmbeker Bogens“ gerade nicht aus. Die jungen Eltern, die bis zu 800.000 Euro für ihre Wohnungen bezahlt haben, glauben zu wissen, warum der Innenhof möglichst abschreckend gestaltet wurde: Die Käufer der 32 Einzimmer-Apartments im Erdgeschoss, oft als Kapitalanlage von Investoren gekauft, sollten nicht durch einen Spielplatz direkt vor den Terrassen abgeschreckt werden.
„Wir wissen, dass Investoren aktiv damit geworben wurden, dass keine Kinderspielfläche entstehen soll“, sagt ein Vater zur MOPO: „Auch uns wurde gesagt: Seien Sie doch froh, dass Sie dann keine laufenden Kosten für die Instandhaltung tragen müssen.“
Ein Sprecher des Unternehmens „Imvest“ bedauert auf MOPO-Nachfrage, dass es bei der Kommunikation mit den Eigentümern „offenbar zu unbeantworteten Fragen gekommen ist“. Die Firma wolle den Platz noch mit Spielmöglichkeiten versehen.
Barmbeker Bogen: Investor will ein Spielgerät aufbauen
Und tatsächlich: Nach der MOPO-Anfrage an „Imvest“ kommt etwas Bewegung in die Sache. Die Hausverwaltung teilt den Eigentümern nun mit, dass das Spielgerät „Geordnete Unordnung“ auf der Fläche errichtet werden soll, eine Art Balancieranlage aus mehreren Baumstämmen, die wie riesige Mikadostäbe übereinander liegen.
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Kostenpunkt: Rund 4000 Euro. Ein Vater kopfschüttelnd: „Imvest hat insgesamt über 30 Millionen Euro von den Käufern eingesammelt und bietet jetzt an, 4000 Euro in ein Spielgerät zu investieren – wir fühlen uns komplett veräppelt.“ Eine Mutter ergänzt: „Es kann nicht sein, dass die Umrandung mehr kostet als das Spielgerät, das nun wohl in der Planung ist. Balancieren können die Kinder auch auf der Umrandung.“
Der Anbieter der „Unordnung“ hat viele attraktive Spielgeräte aus Holz im Angebot, Boote, Spielhäuser, Burgen, Kletterlandschaften mit Hängebrücken. Die kosten aber alle mehr.