Hamburg braucht dringend mehr Wohnraum – neue Idee sorgt für Wirbel
Hamburg braucht dringend mehr Wohnraum! Weil der aber gar nicht so einfach zu beschaffen ist, entstehen immer öfter ungewöhnliche Konzepte. Nun sorgt eine neue Idee für Wirbel: Wohnen wir bald überm Busbahnhof?
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Hamburg braucht dringend mehr Wohnraum! Weil der aber gar nicht so einfach zu beschaffen ist, entstehen immer öfter ungewöhnliche Konzepte. Nun sorgt eine neue Idee für Wirbel: Wohnen wir bald überm Busbahnhof?
Am Rand Wandsbeks gelegen, bietet der Busbetriebshof der Hochbahn derzeit Platz für circa 164 Busse. Könnten bald auch Wohnungen für Menschen dazukommen? Diese Idee brachte die FDP-Fraktion in der Bezirksversammlung zur Diskussion. „Hamburg besteht ja nicht nur aus Fläche, sondern auch aus Höhe und Tiefe“, erklärt die Wandsbeker FDP-Fraktionsvorsitzende Birgit Wolff. Als Inspiration habe dabei das geplante Prestige-Projekt des HVV auf der Veddel gedient. Dort will der Verkehrsverbund bis 2029 ein Mobilitätshub errichten.
Heißt konkret: ein vierstöckiger Busbahnhof, Car-Sharing, mehr Buslinien, MOIA und sogar Gewerbe und Arztpraxen. „Da dachten wir: Warum nicht auch in unserem Bezirk?“, fährt Wolff fort.
Wandsbek: Wie kann man den Busbetriebshof nutzen?
In Wolffs Vorstellung könne aus dem heutigen Busbahnhof ein „Mixed Use“-Konzept entstehen, also die Kombination aus Wohnen und Gewerbegebiet. „An dieser Stelle, im Herzen von Wandsbek, gibt es viel Platz, der derzeit noch ungenutzt ist“, sagt die Politikerin.
Zusätzlich soll so der Streit zwischen Umweltverbänden und der Stadt ein wenig geschlichtet werden. Der BUND hatte gefordert, dass Hamburg von dem Ziel, jährlich 10.000 neue Wohnungen zu genehmigen, abrücken müsse – zu viele Grünflächen würden dadurch versiegelt. Die Baubehörde bleibt allerdings entschlossen:„Gezielter, stetiger Wohnungsneubau ist ein wichtiges und wirksames Instrument, um genügend bezahlbaren Wohnraum für alle Hamburgerinnen und Hamburger zu schaffen“, so die Antwort.
Hamburg: Immer mehr Grünflächen werden versiegelt
Könnte der Busbetriebshof also ein möglicher Kompromiss sein, bereits versiegelte Fläche effizienter zu nutzen? Der rot-grünen Koalition in Wandsbek gefiel diese Vorstellung jedenfalls; sie wollte Kontakt mit den zuständigen Ämtern aufnehmen.
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Tatsächlich erarbeitet die Baubehörde derzeit ein Konzept fürs Wandsbeker Zentrum. Im Fokus stehen dabei städtebauliche, aber auch verkehrliche Aspekte, zum Beispiel die geplanten Magistralen. Das sind Hauptverkehrslinien für Radfahrer, die sich durch die ganze Stadt ziehen. Ob und wie der Busbetriebshof an der Wendemuthstraße mit einbezogen wird, stehe laut Behörde aber noch nicht fest. Erst im Jahr 2023 sollen die konkreten Ideen vorgestellt werden.
Wohnen auf dem Bushof? Hochbahn ist dagegen
Aus Sicht der Hochbahn, also der aktuellen Nutzerin des Geländes, ist die Antwort allerdings klar. „Der Bestandsbetriebshof wird für den laufenden Betrieb benötigt“, so Sprecher Christoph Kreienbaum zur MOPO. Dieser werde bereits umgerüstet und mit Ladestationen für die E-Busse ausgestattet.
Aktuell sind zwar erst circa 110 E-Busse der Hochbahn in Hamburg unterwegs – bis 2030 soll aber die gesamte Flotte von 1100 Fahrzeugen Elektroantrieb haben. Dafür braucht das Unterenhmen ausreichend Ladepunkte. Eine zusätzliche Wohnungsbaustelle auf dem Busbetriebshof in Wandsbek wäre aus Sicht der Hochbahn jedenfalls nicht möglich. „Das wäre mit den betrieblichen Anforderungen nicht in Einklang zu bringen“, erklärt Kreienbaum.
Die Vorstellung eines möglichen Wohn-Bus-Bahnhofs rückt damit also vorerst in weite Ferne.