Kaum Autos und viel Grün: So wird Hamburgs neuer XXL-Stadtteil
Die zukünftige Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein hat am Mittwoch den geplanten, neuen Hamburger Stadtteil Oberbillwerder vorgestellt. 2028 sollen hier die ersten Menschen einziehen. Beim Thema Nachhaltigkeit ist der neue Stadtteil bereits jetzt europaweiter Vorreiter. Eine wichtige Frage ist aber noch nicht geklärt.
Es war ihr erster öffentlicher Auftritt, seit sie am Montag zur Nachfolgerin von Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) ernannt wurde: Noch-IBA-Chefin Karen Pein stellte am Mittwoch neue Details zu Hamburgs umstrittenem 105. Stadtteil Oberbillwerder vor. Es ging um eine Platinmedaille, begehrte Einfamilienhäuser und fehlenden Sand.
„Frau Pein ist erst ab dem 15. Dezember als Stadtentwicklungssenatorin im Amt, deshalb würde ich Sie bitten, die Fragen auf Oberbillwerder zu begrenzen“, kündigte IBA-Sprecher Arne von Maydell direkt zu Anfang an. Nur eine Sache, die wollte Pein auf jeden Fall klarstellen: „Oberbillwerder wird aufgrund meines Wechsels in den Senat nicht auf einmal zur Chefsache, sondern obliegt weiterhin Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und dem Bezirk Bergedorf.“ Vor Ort ist das Projekt unbeliebt, der Bezirk hat lange versucht, das Mega-Bauvorhaben zu stoppen, setzte 2021 immerhin eine Verkleinerung um sechs Hektar durch.
Oberbillwerder: So soll Hamburgs neuer Stadtteil aussehen
Hamburgs 105. Stadtteil soll auf 118 Hektar nördlich von Allermöhe buchstäblich auf der grünen Wiese entstehen: 6000 bis 7000 Wohnungen, vier Schulen, 14 Kitas und 5000 Arbeitsplätze. Der Clou: In Oberbillwerder sollen keine Autos mehr am Straßenrand stehen. Das Parken soll hingegen in „Mobility Hubs“ möglich sein. Das sind Parkhäuser, die auch Einkaufsläden sowie Leihstationen für Autos und Räder beherbergen.
Jetzt verriet Pein neue Details: „Wir haben insgesamt 5000 Stellplätze in den Mobility Hubs vorgesehen.“ Nicht das eigene Auto, sondern Car Sharing sei die Zukunft, so die zukünftige Stadtentwicklungssenatorin. Damit die Plätze reichen, müssten 1000 bis 2000 Haushalte in Oberbillwerder ohne eigenes Auto einziehen. Bisher sind elf der Multifunktionsparkhäuser geplant, zwei könnten bei Bedarf noch zusätzlich gebaut werden.
Oberbillwerder ist eines der letzten städtischen Bauvorhaben mit den immer noch begehrten Einfamilienhäusern, die meisten Gebäude werden aber Mehrfamilienhäuser sein. „Im Durchschnitt werden wir vier bis fünf Geschosse errichten, der höchste Bau hat acht Stockwerke“, kündigte Pein an.
Der gesamte Stadtteil soll Starkregen und Überhitzung trotzen, Wasserläufe und ein riesiger Grüngürtel („grüner Loop“) prägen das Bild auf den Visualisierungen. „Das Stichwort ist Schwammstadt“, erklärt Pein. „Wir wollen unter anderem mithilfe des grünen Loops das Regenwasser speichern.“ Dafür erhielt Oberbillwerder jetzt schon mal als erstes Quartier in Europa das höchste Nachhaltigkeitssiegel in Platin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.
Auch wenn Pein bald in den Senat wechseln wird – das bei den Bewohnern Billwerders ungeliebte Mega-Bauvorhaben wird sie weiter begleiten. Noch immer sind die endgültigen Baukosten unbekannt. Und die Aufschüttungen der Wiesen und Äcker, die eigentlich bereits laufen sollten, wurden auf 2024 verschoben. Woher der weltweit knappe Sand kommen soll, ist ebenfalls unklar, bisher ist laut IBA nicht einmal die Ausschreibung erfolgt.
Das ist der Zeitplan für Hamburgs neuen Stadtteil
Ende dieses Jahres wird der Plan öffentlich ausgelegt. Die ersten Flächen sollen ab 2024 vermarktet werden, bevor 2026 die ersten Bagger anrollen. Der Einzug der ersten Bewohner ist für 2028 vorgesehen. Die Bürgerinitiativen werden allerdings nicht aufgeben: Zweimal sei die Bebauung der Fläche in der Vergangenheit schon verhindert worden. Pein wird als neue Bausenatorin hier weiterhin vermitteln – und am Ende eine Lösung finden müssen.