Preisschock: So viele Haushalte sind in Hamburg von Index-Mieten betroffen
Der Verein „Mieter helfen Mietern“ und der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VDW) wollen sie verbieten lassen: Die Index-Mietverträge. An die Inflationsrate angekoppelt können sie derzeit riesige Kostensprünge möglich machen. Jetzt zeigt sich: In Hamburg ist vor allem davon betroffen, wer in einem Neubau wohnt.
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Der Verein „Mieter helfen Mietern“ und der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VDW) wollen sie verbieten lassen: Die Index-Mietverträge. An die Inflationsrate angekoppelt können sie derzeit riesige Kostensprünge möglich machen. Jetzt zeigt sich: In Hamburg ist vor allem davon betroffen, wer in einem Neubau wohnt.
Das geht aus einer Anfrage der wohnungspolitischen Sprecherin der Linken, Heike Sudmann, an den Hamburger Senat vor. Demnach ist der Anteil der Index-Mietverträge seit 2003 kontinuierlich gestiegen. Derzeit sind acht Prozent aller abgeschlossenen Verträge Indexmieten, das entspricht etwa 83.000 Haushalten. 2013 waren es noch 3,4 Prozent gewesen.
Wohnen in Hamburg: Immer mehr Index-Mietverträge
Bei den zwischen 2011 und 2015 errichteten Neubauten machen sie inzwischen sogar 42,8 Prozent aller Mietverträge in der Hansestadt aus. Aber auch bei den Altbauen aus den Jahren 1919 bis 1948 sind 12,8 Prozent aller Verträge an die Inflation gekoppelt – im Vergleich zu zwei Prozent im Jahr 2013.
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Eine Index-Miete berechtigt den Vermieter nach einem Jahr, die Miete im Rahmen des vom Statistischen Bundesamtes errechneten Preisindex anzuheben. Bisher sind Inhaber solcher Verträge damit gut gefahren, denn bis einschließlich 2020 entwickelte sich die Inflation in Deutschland auf sehr niedrigem Niveau. 2019 stiegen die Verbraucherpreise „nur“ um 1,4 Prozent.
Index-Mieten steigen gekoppelt an die Inflation
Damit erklärt der Senat auch die Beliebtheit von Index-Mietverträgen. „Zudem werden die Mieterhöhungen durch den für beide Vertragsparteien zweifelsfrei feststellbaren Verbraucherpreisindex bestimmt und sind insofern weniger streitanfällig, als Erhöhungen bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete“, heißt es in der Antwort.
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Derzeit steht die Inflationsrate bei 7,4 Prozent, dem höchsten Wert seit 40 Jahren. Deshalb fordern der Verein „Mieter helfen Mietern“ und der VDW, diese „unsäglichen Indexmieten“ endgültigen zu verbieten. „Die Mietsprünge bergen die Gefahr, dass die Betroffenen ihre Wohnung aufgeben müssen. Bei einem Grundbedürfnis wie Wohnen, sollten die Mieterinnen und Mieter nicht jedes Jahr sorgenvoll auf die Entwicklung der Inflationsrate starren müssen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Index-Mieten in Hamburg: Sudmann fordert Verbot
Dem stimmt Heike Sudmann zu. „Zehntausende Haushalte sehen sich nicht nur mit dramatisch gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen konfrontiert, sie zahlen die Inflation auch noch im Rahmen ihres Index-Mietvertrages doppelt“, sagt sie.
Hamburgs Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) kündigte bereits Unterstützung an: „Wir nehmen den Schutz der Mieterinnen und MIeter sehr ernst, deshalb habe ich auch bereits den Startschuss für eine solche Hamburger Bundesratinitative gegeben“, sagte sie der MOPO.
Zuvor habe Hamburg die Problematik bereits in der Justizministerkonferenz Anfang Juni thematisiert, heißt es zudem in der Antwort des Senats. Daraufhin sei das Bundesjustizministerium dazu aufgefordert worden, einen Höchstanstieg für Indexmieten zu prüfen, also eine Kappungsgrenze. „Das ist zu wenig und kommt viel zu spät“, kritisiert Sudmann widerum. „Wir brauchen einen klaren Schnitt: Das Verbot von Indexmietverträgen.“