„Neuer Tiefstand“: Zahl der Sozialwohnungen bricht drastisch ein
Es sind große Ziele, aber die Realität ist trist: Der Wohnungsbau stagniert in Hamburg, insbesondere bei den so dringend benötigten günstigen Sozialwohnungen. 2021 wurde das gesteckte Ziel von 3000 geförderten Wohnungen bereits knapp nicht erreicht, im vergangenen Jahr liegen die Zahlen sogar auf einem Allzeit-Tief. Woran liegt das und wie will die Stadt entgegensteuern?
Es sind große Ziele, aber die Realität ist trist: Der Wohnungsbau stagniert in Hamburg, insbesondere bei den so dringend benötigten günstigen Sozialwohnungen. 2021 wurde das gesteckte Ziel von 3000 geförderten Wohnungen bereits knapp nicht erreicht, im vergangenen Jahr lagen die Zahlen sogar auf einem Allzeit-Tief. Woran liegt das und wie will die Stadt entgegensteuern?
„Wir können wirklich nicht zufrieden sein“, bilanzierte Hamburgs neue Bausenatorin Karen Pein (SPD) am Dienstag im Rathaus. Im vergangenen Jahr wurde der Neubau von gerade einmal 1884 Sozialwohnungen genehmigt. Davon fallen 1560 Stück in den 1. Förderweg (sieben Euro pro Quadratmeter) und 324 in den 2. Förderweg, (9,10 Euro pro Quadratmeter). „Das ist ein neuer Tiefstand“, sagt Pein.
Hamburg: Neuer Tiefstand bei den Sozialwohnungen
Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt, dass diese Zahl immer mal wieder schwankte, aber nie unter 2000 fiel. Der bisherige Höchststand war bislang 2019 mit 3551 genehmigten Sozialwohnungen erreicht worden, 2021 waren es noch 2819. „Grund dafür sind die Vervierfachung der Zinsen, der Ukraine-Krieg, die Rezession, die immer teureren und knapperen Baumaterialen sowie fehlende Fachkräfte“, sagt Ralf Sommer, Chef der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB), die die Sozialwohnungen genehmigt.
Ein bisschen besser sieht es immerhin bei den tatsächlich gebauten Sozialwohnungen aus. 2430 Stück wurden 2022 fertig, das sind 35 mehr als im Jahr davor. „Hier profitieren wir noch von den guten Genehmigungszahlen aus der Vergangenheit“, sagt Pein. Allerdings: Wenn eine Wohnung genehmigt wurde, heißt das noch lange nicht, dass sie auch gleich gebaut wird: Von insgesamt 25.000 genehmigten Wohneinheiten in den vergangenen Jahren wurden erst 16.000 fertiggestellt. „Das werden wir uns genau anschauen“, kündigt die SPD-Politikerin an. „Sind die Grundstücke das Hindernis? Liegt es am Investor?“
SAGA baut am meisten Sozialwohnungen in Hamburg
Der mit Abstand größte Investor in geförderte Wohnungen ist die städtische SAGA, die 52 Prozent der Genehmigungen aus 2022 übernommen hat. Danach folgen Privatpersonen mit 23 Prozent und Genossenschaften mit 13 Prozent. Allerdings hat auch die SAGA ihr Ziel von 2000 genehmigten Wohnungen um die Hälfte verfehlt.
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Trotzdem will die Bausenatorin an den 3000 Sozialwohnungen pro Jahr festhalten. „Wir werden weiterhin die Rahmenbedingungen dafür stellen, denn nur genehmigte Wohnungen können auch einmal fertiggestellt werden“, sagt sie. Und so soll das künftig klappen: Die IFB erhöht ihre Förderung um zwölf Prozent, die die gestiegenen Baukosten ausgleichen sollen. Zudem wird der Zinssatz konstant niedrig gehalten. Damit sollen Investoren gelockt werden, Sozial- statt Eigentumswohnungen zu bauen.
So viele Sozialwohnungen gibt es insgesamt in Hamburg
Auf die Nachfrage, wie viele Sozialwohnungen es Stand Januar in Hamburg insgesamt gibt, muss Pein erst in ihren Unterlagen kramen: 78.191 Stück sind es jetzt, also nur 322 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig zu den Neubauten fallen nämlich auch Wohnungen aus der günstigen Preisbindung und kehren auf den freien Markt zurück.
„Es laufen mehr Wohnungen aus der Sozialbindung, als neue entstehen“, kritisiert die Linken-Wohnungspolitik-Expertin Heike Sudmann. Diese Frist wurde von der Stadt kürzlich von 20 auf 30 Jahre erhöht, für Neubauten sogar tendenziell auf 100 Jahre – wenn sich denn dafür genug Handwerker finden.