Haustür weg, Balkon abgesägt, Strom aus: Mieter-Albtraum bei Hamburg
Es ist der pure Mieter-Albtraum: Fast zwei Wochen lang blieb Kathrin Geuders Wohnung ohne Strom. Aber das ist noch längst nicht alles: Die Haustür in der Oeltingsallee in Pinneberg fehlt seit Monaten, ihr Balkon wurde abgesägt und direkt vor ihrem Fenster entsteht ein Neubau, der die Wohnung verdunkelt. Die 53-Jährige fühlt sich schikaniert – der Eigentümer stellt die Sache allerdings ganz anders dar.
Es ist der pure Mieter-Albtraum: Fast zwei Wochen lang blieb Kathrin Geuders Wohnung ohne Strom. Aber das ist noch längst nicht alles. Die Haustür in der Oeltingsallee in Pinneberg fehlt seit Monaten, ihr Balkon wurde abgesägt und direkt vor ihrem Fenster entsteht ein Neubau, der die Wohnung verdunkelt. Die 53-Jährige fühlt sich schikaniert – der Eigentümer stellt die Sache allerdings ganz anders dar.
Da, wo eigentlich die Haustür sein sollte, klafft jetzt ein großes, rechteckiges Loch. „Ich fühle mich nicht mehr sicher. Schließlich kann jeder das Haus betreten“, sagt Kathrin Geuder. Deshalb soll der genaue Pinneberger Straßenname nicht genannt werden. Trotzdem wirkt die Mieterin gefasst. Sie hat bereits einen Ordner angelegt, in dem sie sämtliche Schreiben und Gerichtsunterlagen aufbewahrt.
Mieter-Alptraum in Pinneberg: Fast zwei Wochen ohne Strom
„Im Februar stellte sich ein Immobilienunternehmen als neuer Eigentümer vor. Dieser kündigte an, das Haus energetisch sanieren zu wollen. Was das für uns bedeutet, blieb vage“, erzählt sie. Seit Frühjahr werde ein Neubau errichtet, der fast direkt hinter das bestehende Gebäude anschließt. „Dabei gibt es hier so viele Baustellen. Allein das Dachgeschoss muss dringend saniert werden“, klagt Geuder.

Von den insgesamt fünf Wohnungen sind derzeit nur zwei bewohnt. Das Dachgeschoss steht bereits seit August 2021 leer. Zwei Nachbarn sind bereits ausgezogen. Bleiben noch ein älterer Mann in der einen und Kathrin Geuder mit ihrem 28-jährigen Sohn Jean in der anderen Wohnung.
„Einen Tag nach dem Stromausfall war ein Vertreter der Immobilienfirma da, der sich kümmern wollte. Danach ist aber ewig nichts passiert“, erzählt der 28-Jährige. Ins Hotel konnten sie auch nicht – wohin mit ihrer 17 Jahre alten Katze Lucy und den Aquarien?
Pinneberg: Balkon von Mieterin wurde abgesägt
Dann ist da die Sache mit ihrem Balkon: „Ich habe Einspruch gegen die Abrisspläne gelegt und es wurde eine einstweilige Verfügung erreicht“, erzählt Kathrin Geuder. Diese habe aber nicht rechtzeitig zugestellt werden können. „Deshalb konnten wir dann nur noch zusehen, wie Bauarbeiter unseren Balkon mit der Steinsäge abflexten.“ Anstelle dessen wurde dort jetzt ein neuer Raum geschaffen, den die Geuders in Zukunft nutzen können, inklusive Balkon. „Aber das ist so dicht an dem Neubau, dass man sich fühlt wie in einer Schlucht.“

Auf MOPO-Anfrage schildert ein Sprecher der Immobilienfirma die Geschichte ganz anders. Ursprünglich sei geplant gewesen, vor dem Neubau das Bestandsgebäude zu entkernen, energetisch zu sanieren und das Dachgeschoss auszubauen. Dazu müssten „die jetzigen Mieter anderweitig untergebraucht werden (…), da sowohl aufgrund der demontierten Fenster als auch über das Dach nach Demontage eine wohnliche Situation aufgrund von Kälte, Nässe, erhöhtem Lärm nicht zumutbar wäre“, sagt er.
Eigentümer wehrt sich gegen Schikane-Vorwürfe
Mit der Hälfte der Mieter habe man eine Lösung gefunden. Bei Frau Geuder sei das allerdings nicht möglich gewesen. „Sämtliche Anfragen unsererseits via Telefon, E-Mail oder Brief wurden ohne Begründung ignoriert.“ Deshalb habe man den Plan anpassen und direkt mit dem Neubau beginnen müssen. Das Gleiche beim Balkon: Laut des Sprechers seien die Planungen mit allen Mietern besprochen worden – nur Frau Geuder habe den Kontakt verweigert. Die bestehenden Balkone seien so beschädigt, dass sie abgerissen werden mussten. „Die einstweilige Verfügung erreichte uns erst nach dem erfolgten Abbruch des Balkons.“

Die Vorwürfe, die Firma habe nichts gegen den Stromausfall unternommen, weist er entschieden zurück. Man sei sofort in Kontakt mit den Unternehmern getreten. Trotzdem dauerte es immerhin 13 Tage, bis der Strom wieder da war. Grund dafür sei eine Leitungsbeschädigung gewesen.
Mieterin holt sich Hilfe beim Mieterverein zu Hamburg
Der Streit scheint verfahren. Rechtsanwalt Lutz Witt vom Mieterverein zu Hamburg, der Kathrin Geuders Fall übernommen hat, stellt allerdings klar, dass der Eigentümer so nicht vorgehen kann. „Wir versuchen, einen angemessenen Ersatz für den Balkon zu erstreiten“, sagt er. Die Haustür will die Firma tatsächlich bald ersetzen.
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An Auszug habe sie schon öfter gedacht, sagt Kathrin Geuder. Neben ihrer Arbeit in der ambulanten Pflege sei dieser ganze Stress manchmal nicht auszuhalten. „Aber ich habe so lange für diese Wohnung gekämpft, in der ich seit 20 Jahren lebe. Ich werde nicht aufgeben.“