Hamburger Immobilien-Experte: „Weniger Leute können kaufen – und das ist gut so!“
Sogar in städtischen Lagen wie Eimsbüttel: Es gibt endlich wieder mehr gute Wohnungen auf dem Hamburger Markt. Der Grund ist simpel: Die Nachfrage ist deutlich zurückgegangen, weil viele sich den Kauf einer Wohnung nicht mehr leisten können. Warum Engel&Völkers-Geschäftsführer John Philipp Niemann diese Entwicklung gut findet und welche Auswirkung sie auf die Preise hat, erklärt er der MOPO.
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Sogar in städtischen Lagen wie Eimsbüttel: Es gibt endlich wieder mehr gute Wohnungen auf dem Hamburger Markt. „Wir haben aktuell ein deutlich größeres Angebot“, beobachtet John Philipp Niemann, Geschäftsführer bei Engel&Völkers in Hamburg. Der Grund ist simpel: Die Nachfrage ist deutlich zurückgegangen, weil viele sich den Kauf einer Wohnung nicht mehr leisten können. Warum der Immobilienfachmann diese Entwicklung auch noch gut findet und welche Auswirkung sie auf die Preise hat, erklärt er der MOPO.
„Die Budgets der Käufer ändern sich gerade teils dramatisch nach unten“, sagt Niemann. „Wir sind heute wieder da, wo wir vor zwölf Jahren waren.“ Denn viele Kaufinteressenten, die noch im Januar eine Wohnung oder ein Haus kaufen wollten, können heute die Bauzinsen nicht mehr zahlen. Denn die sind seitdem von einem auf bis zu vier Prozent geklettert. „Dieser Rückgang der Nachfrage ist eine gesunde Korrektur“, bewertet der Immobilienfachmann. Und er führe dazu, dass das Angebot an Wohnungen auf Markt deutlich größer werde.
Engel&Völkers Hamburg: Immobilien-Nachfrage sinkt
Das Kaufinteresse kühlt nicht nur wegen der steigenden Bauzinsen ab. Auch die Inflation und die Verunsicherung durch den Ukraine-Krieg und die explodierenden Energiepreise wirkten sich dämpfend aus. Nicht zu vergessen das Verhalten der Banken, die mittlerweile deutlich kritischer gucken und höhere Anforderungen stellen, wenn sie Baudarlehen vergeben. „Banken wollen ja auch keine faulen Kredite vergeben.“
Nicht nur sinkt die Nachfrage, auch das Angebot an Wohnungen und Häusern steigt teilweise. Niemann: „Denn die Verkäufer werden jetzt nervös.“ Warum? Sie sorgen sich, dass die Preise fallen. Häuser seien auch in Deutschland durch die rapide steigenden Preise zunehmend zu Investment-Objekten geworden. Sie wurden in den vergangenen Jahren mit der Absicht gekauft, sie nach zehn Jahren gewinnbringend wieder zu veräußern. Niemann: „Jetzt gibt es die Sorge, dass man sofort verkaufen muss, oder in den nächsten fünf Jahren gar nicht gewinnbringend veräußern kann.“
Hamburg Prognose: Immobilienpreise werden leicht sinken
Mehr Angebote und weniger Nachfrage – da müssten doch die Preise endlich mal sinken. Niemann ist da verhalten optimistisch: „Wir werden leicht sinkende Preise sehen, aber keinen dramatischen Einbruch“, schätzt er. Schon jetzt seien die Preise in innerstädtischen Lagen gesunken. In Eimsbüttel etwa gebe es Wohnungen teils zehn Prozent günstiger als noch vor einigen Monaten. Aber das hänge immer sehr davon ab, wo sie lägen und ob es in dem Gebiet vorher vielleicht starke Preis-Übertreibungen gegeben habe.
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„Auf jeden Fall entspannt sich die Lage und Käufer können endlich wieder abwägen und genauer hinschauen. Der Kampf um jeden Quadratmeter ist vorbei“, so Niemann. Und er ist sicher, dass der Immobilienkauf weiterhin sinnvoll ist – wenn die Lage stimmt, der Zustand der Wohnung und die eigenen Finanzen. „Insbesondere in Zeiten hoher Inflation.“