Holzhaus-Chef fordert: Hamburg muss endlich höher bauen!
Es ist ein Bauprojekt der Superlative: Das Hochhaus „Roots“ des Immobilienentwicklers „Garbe“ in der HafenCity, das mit 65 Metern das höchste Holzhaus Deutschlands werden soll. Auf 18 Stockwerken sollen 181 Wohnungen entstehen, die Fertigstellung ist für 2023 geplant. Mit der MOPO hat „Garbe“-Chef Fabian von Köppen über die Hindernisse und Vorteile des Holzbaus gesprochen – und warum in Hamburg sogar ganze Quartiere aus Holz entstehen könnten.
Es ist ein Bauprojekt der Superlative: Das Hochhaus „Roots“ des Immobilienentwicklers „Garbe“ in der HafenCity, das mit 65 Metern das höchste Holzhaus Deutschlands werden soll. Auf 18 Stockwerken sollen 181 Wohnungen entstehen, 128 Eigentumswohnungen und 53 öffentlich geförderte. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant. Mit der MOPO hat „Garbe“-Geschäftsführer Fabian von Köppen über die Hindernisse und Vorteile des Holzbaus gesprochen – und warum in Hamburg sogar ganze Quartiere aus Holz entstehen könnten.
MOPO: Der Wohnungsmarkt ächzt. Rohstoffe sind nicht lieferbar und Kosten explodieren – ist es da auf dem Holzmarkt einfacher?
Fabian von Köppen: Auch beim Holz hatten wir extreme Preissteigerungen, die sind aber zum Glück wieder runtergegangen. Trotzdem merken wir die erhöhten Kosten bei der Haustechnik, bei Glas oder Parkett. Das „Roots“ ist ungefähr um 15 Prozent teurer geworden, als vorher geplant.
Liegt es denn im Zeitplan?
Wir liegen voll im Zeitplan. Es ging zwar etwas später los, aber das haben wir wieder aufgeholt. Das liegt daran, dass sich der Bau hauptsächlich auf das Zusammensetzen von Holzbauteilen beschränkt. Dafür sind relativ wenige Bauarbeiter nötig – angesichts des Arbeitskräftemangels ein großer Vorteil.
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Und wo lagen die Herausforderungen?
In der Planung, die drei Jahre gedauert hat. Um Holz im Hochhausbau einzusetzen, gibt es bisher keine Standards. Wir mussten alles neu erfinden und mit der Feuerwehr abstimmen. Wir haben zudem ein zweigeschossiges Haus in einer Halle als 1:1 Modell aufgebaut und ausprobiert, wie Schall und der Brandschutz funktionieren.
Obwohl man ja zuerst denkt, dass Holz schneller brennt als Stahl oder Stein…
Holz ist zwar brennbar, brennt aber nicht, wenn es dick genug ist. Wenn ich einen Bunsenbrenner an ein dickes Stück Holz halte, wird es zwar schwarz und verkohlt, der Kern bleibt aber geschützt. Außerdem bleibt ein Holzbau im Brandfall komplett stehen, ein Stahlbau versagt irgendwann und bricht zusammen. Eigentlich könnte man auch ein Treppenhaus aus Holz bauen, das ist aber noch nicht zugelassen. Deshalb mussten wir dort noch auf Beton ausweichen.

Was sind die Vorteile beim Holzbau?
Holz speichert CO₂. Wenn wir es nicht verfeuern, sondern für langlebige Produkte, wie Häuser, einsetzen, wird der Atmosphäre CO₂ entzogen. Außerdem ist Holz ein heimischer Baustoff, den wir aus regionalen Wäldern bekommen können. Für das „Roots“ verbauen wir 5500 Kubikmeter Holz.
Haben wir denn überhaupt so viel Holz, dass wir in Zukunft alles daraus bauen können?
Ja, haben wir. Diese 5500 Kubikmeter Holz wachsen innerhalb 23 Minuten nach. Vor allem in Skandinavien gibt es sehr gute Holzreserven, die wir per Schiff nach Wismar karren und vor dort aus den ganzen Norden mit Holz versorgen könnten. Hier in Norddeutschland lieben wir ja den Klinkerbau, aber zur Not könnte man sogar einen Holzbau von außen verklinkern.
Planen Sie weitere Holz-Projekte in Hamburg?
Ja, wir haben ein Holz-Fertighaus entwickelt, das heißt „re:sponz“ und hat sechs Geschosse. Damit lassen sich sogar ganze Quartiere bauen.
Gibt es da schon einen konkreten Ort?
Ja, wir wollen vier davon auf einem Grundstück im Fischbeker Heuweg in Neugraben-Fischbek bauen. Aber das ließe sich auch ohne weiteres in der ganzen Stadt realisieren. Es gibt wirklich einige Grundstücke, die falsch ausgewiesen sind und die man angesichts des Wohnungsmangels eigentlich dringend bebauen müsste.

Zum Beispiel?
Es gibt Sportflächen, die aufgegeben wurden und die man anders bebauen könnte. Aber besonders die Autohäuser in Neddernfeld sind mir ein Dorn im Auge. Sie stehen auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern beschäftigen drei bis fünf Mitarbeiter. Dort könnten teilweise bis zu 500 Wohnungen entstehen. Ich muss mir einen Wagen schließlich nicht zentrumsnah kaufen, sondern kann da auch ein bisschen weiter fahren.
Sollte in Hamburg höher gebaut werden?
Auf jeden Fall, wir sollten grundsätzlich sechsgeschossig bauen. Das würde überhaupt nicht stören und Hamburg würde deshalb nicht zu Frankfurt werden. Aber wenn wir sechs, statt wie jetzt hauptsächlich vier Geschosse hätten, gäbe es 50 Prozent mehr Wohnraum auf der gleichen Fläche.
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Was ist denn die maximale Höhe für einen Holzbau?
Das „Roots“ ist 65 Meter hoch, weil das die Hochhausgrenze ist. Darüber ist der Holzbau auch nicht mehr wirtschaftlich. Ökonomisch sinnvoll sind sechs Geschosse.
Wo sehen Sie den Wohnungsbau in 15 Jahren?
Der Holzanteil wird radikal steigen. Für den konventionellen Bau gibt es keinen Sand mehr. Zum Teil werden in Afrika jetzt die Strände leergesaugt, damit wir sie hier in Beton einbauen können. Unsere Kiesgruben sind erschöpft, das Kies kommt inzwischen aus Finnland. Die Zukunft liegt im Holz. Der Immobilienbranche waren die Klimaziele lange Zeit egal. Wir waren immer der Elefant im Raum, wenn es darum ging. Dabei kommt 50 Prozent des CO₂-Ausstoßes durch Betrieb und Errichtung von Wohnungen. Da müssen wir dringend ran.