• Foto: Marius Roeer

Wohnblöcke in Hamburg: 15 Prozent! Diese Mieterhöhung ist eine Gemeinheit

Solidarität und Gemeinschaftlichkeit sollten in Zeiten der Corona-Krise großgeschrieben werden. Die Wohnungsgenossenschaft WHW 1897  hingegen erhöht die Mieten in zwei ihrer Hamburger Wohnblöcke, darunter ein sogenannter Familien-Wohnblock, um üppige 15 Prozent. Die MOPO hat mit den geschockten Mietern und dem Mieterverein zu Hamburg gesprochen. Ganz klar, hier werden Menschen auf besondere Art und Weise getäuscht.

Familie E. ist geschockt, als die Mieterhöhung Anfang August in die Wohnung flattert – gerade jetzt, wo alles durch die Pandemie ungewiss scheint. „Gegen eine Erhöhung von fünf Prozent hätte sicherlich keiner etwas gesagt, aber gleich 15 Prozent?“ Sie sind wütend.

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Ein Ausschnitt aus dem Schreiben, das die Mieterhöhung ankündigt.

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„Ich bedauere, dass während der Pandemie, die Genossenschaft alles ausschöpft, was möglich ist, anstatt eine solidarische Lösung anzustreben“, so Siegmund Chychla, Geschäftsführer des Mietervereins zu Hamburg. Er führt weiter aus, dass beispielsweise die SAGA die Mieten in fünf Prozent Schritten erhöht, um die Mieter nicht zu sehr zu belasten. Zudem weist Chychla darauf hin, dass das Schreiben der WHW 1897, durch die Mieter auf die Mieterhöhung  hingewiesen werden, voller Fehler stecke.

Corona: Genossenschaft zeigt keine Solidarität

So heißt es in dem Brief etwa: „Wir werden den vollen Umfang der möglichen Mietanpassungen nicht ausschöpfen“, und suggerieren damit, dass sie durchaus noch mehr hätten nehmen können – was aber nicht stimmt. Die WHW 1897 beruft sich außerdem auf den Paragrafen 559 BGB: „Die Nettomiete darf sich innerhalb von drei Jahren um nicht mehr als 20 Prozent erhöhen“. Chychla weist daraufhin, dass es für Hamburg eine Sonderregelung gibt. Hier sind 15 Prozent die Grenze – um Mieter vor gierigen Vermietern zu schützen und der Verknappung von bezahlbarem Wohnraum entgegenzuwirken. Diese Regelung bleibt bis August 2023 in Kraft. 

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Dieser Auszug aus dem Schreiben der WHW 1897 enthält falsche und irreführende Angaben.

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Chychla ist über die Mieterhöhung der WHW 1897 empört: „Wir sind schockiert darüber, dass eine Baugenossenschaft, die seit über 100 Jahren existiert, angeblich keine Kenntnis darvon hat, dass es eine Kappungsgrenze von 15 Prozent in Hamburg gibt.“

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Auch die Frist für die Zustimmungserklärung ist falsch. Die Genossenschaft unterschlägt einen Monat Entscheidungszeit – und bei der Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete vergaß die Genossenschaft doch glatt, dass die Vergleichswerte aus drei Punkten bestehen: der Wohnfläche, dem Baujahr und der Lage. Letztere wurde schlichtweg nicht erwähnt.

Mieterverein zu Hamburg droht WHW mit Klage

Der Aufsichtsrat der WHW 1897 hat auf erneutes Nachfragen der MOPO folgendes Statement abgegeben: Die Genossenschaft habe „mit Bedacht nur 71 Mieterhöhungen in zwei Wohnanlagen ausgesprochen“. Insgesamt bewirtschafte die Genossenschaft 3300 Wohnungen. „Somit betrifft unser Mieterhöhungsverlangen 2,15 Prozent unser Mieter.“ Ob es allerdings die 71 tröstet, dass nur sie zur Kasse gebeten werden und nicht der Rest, darf bezweifelt werden.  

Chychla appelliert an die Genossenschaft: „Der Mieterverein zu Hamburg fordert, dass die WHW 1897 alle Mieter, die ein solches Schreiben erhalten haben, unverzüglich über die enthaltenen Fehler aufklärt. Entweder wurde hier mit Vorsatz gehandelt oder die Verantwortlichen brauchen eine gründliche Nachschulung. Wenn die WHW sich sperrt, werden wir gerichtlich gegen sie vorgehen.“

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