Wohn-Gigant verschickt tausende Mieterhöhungen – doch die sind voller Fehler
Seit September trudeln bei den Hamburger Mietern des schwedischen Immobilien-Giganten Heimstaden am laufenden Band Ankündigungen von Mieterhöhungen ein. Verbände warnen jetzt in aller Deutlichkeit davor, diesen einfach zuzustimmen – denn mindestens jede zweite davon sei grob fehlerhaft! „Die Zusicherungen Heimstadens Ende 2021 waren offensichtlich das Papier nicht wert, auf dem sie gestanden haben“, schimpft Rechtsanwalt Paul-Hendrik Mann vom Mieterverein zu Hamburg. Allein in der Hansestadt sind Tausende betroffen, in Berlin sind es sogar noch mehr. Wie können sich die Mieter zur Wehr setzen?
Christina Zeh wohnt seit knapp 15 Jahren in ihrer Wohnung in Ottensen, hat als Mieterin bereits sehr viel mitgemacht. „Ich habe gedacht, Akelius als Vermieter sei schon schlimm gewesen“, erzählt sie der MOPO. Der Konzern war in Hamburg als „Miet-Hai“ verschrien. „Aber seit Heimstaden vor zwei Jahren übernommen hat, ist es noch krasser geworden.“
Seit September trudeln bei den Hamburger Mietern des schwedischen Immobilien-Giganten Heimstaden am laufenden Band Ankündigungen von Mieterhöhungen ein. Verbände warnen jetzt in aller Deutlichkeit davor, diesen einfach zuzustimmen – denn mindestens jede zweite davon sei grob fehlerhaft! „Die Zusicherungen Heimstadens Ende 2021 waren offensichtlich das Papier nicht wert, auf dem sie gestanden haben“, schimpft Rechtsanwalt Paul-Hendrik Mann vom Mieterverein zu Hamburg. Allein in der Hansestadt sind Tausende betroffen, in Berlin sind es sogar noch mehr. Wie können sich die Mieter zur Wehr setzen?
Christina Zeh wohnt seit knapp 15 Jahren in ihrer Wohnung in Ottensen, hat als Mieterin bereits sehr viel mitgemacht. „Ich habe gedacht, Akelius als Vermieter sei schon schlimm gewesen“, erzählt sie der MOPO. Der Konzern war in Hamburg als „Miet-Hai“ verschrien. „Aber seit Heimstaden vor zwei Jahren übernommen hat, ist es noch krasser geworden.“
Heimstaden verschickt in Hamburg Mieterhöhungen
Anfang September bekam sie Post. „100 Euro Miete mehr sollten es sein, das kam mir viel zu viel vor“, sagt sie. Zusammen mit dem Mieterverein zu Hamburg ließ sie die Erhöhung prüfen. Das Ergebnis bestätigte ihr Bauchgefühl – sie stimmte also nicht zu. Zwei Monate später verschickte der Konzern dann eine korrigierte Fassung: Jetzt war nur noch von 30 Euro die Rede. „Das wäre wahrscheinlich rechtlich zulässig“, sagt Zeh. „Aber wir lassen gerade prüfen, ob sie meine Wohnung in Bezug auf Lage und Ausstattung im Mietenspiegel richtig eingeordnet haben.“

Marc Meyer, Rechtsanwalt bei „Mieter helfen Mietern“, berichtet von flächendeckenden Mieterhöhungen, die Heimstaden in Hamburg rausschicke. „Bei einigen verlangt der Konzern über 15 Prozent mehr Miete, was rechtlich nicht möglich ist.“ Die sogenannte Kappungsgrenze legt fest, inwieweit die Miete erhöht werden darf: Derzeit liegt sie bei maximal 15 Prozent innerhalb von drei Jahren, wenn seit zwölf Monaten die Miete nicht verändert wurde. „Die tun in den Schreiben dann so, als würden die Regeln für sie nicht gelten“, sagt Meyer verärgert.

Dazu sei eine Mieterhöhung an die ortsübliche Vergleichsmiete gekoppelt. „Da wird dann von Heimstaden öfter mal die Lage und die Ausstattung der Wohnung falsch eingeordnet – natürlich immer zum Nachteil der Mieter“, so Meyer. „Alle Mieterhöhungen aus der ersten Welle Anfang September, die mir vorgelegt wurden, waren ungültig.“
Heimstaden-Sprecher Michael Lippitsch erklärt auf MOPO-Anfrage, dass es seit kurzem ein neues IT-System zur Mietenverwaltung gebe. „Dabei kam es bei der Übertragung von Daten bedauerlicherweise zu Fehlern, weshalb einige Mieterhöhungen falsch kalkuliert wurden, auch in Bezug auf die Kappungsgrenze.“ Die Korrekturschreiben seien bereits versendet worden. „Heimstaden ist ein Unternehmen, das Fehler zugibt und sich entschuldigt.“ Er betont aber auch: „Sollten Mieter kein Korrekturschreiben erhalten haben, besteht unser Mieterhöhungsverlangen fort und wir bitten sie weiterhin um fristgerechte Zustimmung.“
Heimstaden besitzt 4600 Wohnungen in Hamburg
Rund 4600 Wohnungen besitzt der schwedische Konzern in der Hansestadt, insgesamt 1750 haben laut Heimstaden eine Erhöhung bekommen. Die zwei Hamburger Mietervereine berichten von einer mittleren dreistelligen Zahl von Mietern, die sich deshalb an sie gewandt habe.
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Paul-Hendrik Mann, Rechtsanwalt beim Mieterverein zu Hamburg, warnt davor, dass noch sehr viel mehr Mieter betroffen sein könnten. „Wenn Sie so ein Schreiben erhalten, wenden Sie sich umgehend an uns“, appelliert er. „Viele unterschreiben das einfach, weil sie Angst um ihre Wohnung haben.“
Was gilt eigentlich für Index-Mietverträge?
Bei Index-Mietverträgen, die an die allgemeine Teuerungsrate gekoppelt sind, gelten andere Regelungen. Wurde die Miete zum Beispiel mehrere Jahre nicht erhöht, sind auch Erhöhungen von 15, 20 oder gar 30 Prozent möglich. Die Mietvereine fordern deshalb ein generelles Verbot von Indexmieten und bei bestehenden Verträgen eine Deckelung auf elf Prozent.
„Die Zusicherungen Heimstadens Ende 2021 waren offensichtlich das Papier nicht wert, auf dem sie gestanden haben“, schimpft Mann. Damals, als der Konzern sämtliche Wohnungen von Akelius übernahm, verschickte er E-Mails an Verbände und Politiker in Hamburg. Darin betonten die Verantwortlichen, den Wohnungsmarkt entlasten zu wollen.
Sprecher Lippitsch sagt jetzt, dass Heimstaden in den vergangenen Jahren vielfach auf Mieterhöhungen verzichtet oder diese „nur in einem moderaten Rahmen“ vorgenommen habe. „Das ist aber etwas, was ein Wohnungsunternehmen nicht für einen langen Zeitraum unverändert fortsetzen kann. Um eine Immobilie adäquat zu bewirtschaften, sind regelmäßige Mieterhöhungen wirtschaftlich notwendig.“ Nur müssen sie eben auch im rechtlichen Rahmen liegen.