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Trauriger Anblick: ein altes Rad, aus einem der Fleete gezogen. Jedes Jahr muss die Stadtreinigung Hamburg rund 4000 Fahrräder einsammeln.
  • Trauriger Anblick: ein altes Rad, aus einem der Fleete gezogen. Jedes Jahr muss die Stadtreinigung Hamburg rund 4000 Fahrräder einsammeln.
  • Foto: Patrick Sun

Wohin mit den alten Fahrrad-Teilen?: Von Lampe bis Reifen: Vieles kann recycelt werden

Irgendwann ist es so weit: Das Fahrrad, das einem jahrelang treue Dienste geleistet hat, immer Wind und Wetter ausgesetzt war, aber nicht gerade gut gepflegt wurde, ist rostig und unansehnlich. Die Kette müsste erneuert werden, die Reifen und Schläuche und noch so einiges andere. Aber auch  wer regelmäßig putzt und wartet, muss ab und zu Teile austauschen. Wohin dann mit den alten? Auf jeden Fall nicht in den Müll! Mittlerweile haben sich Firmen auf das Recycling alter Fahrradteile spezialisiert.

Die Luft ist raus. Und wenn alles Flicken nicht mehr hilft, muss ein neuer Schlauch her. Den alten im Hausmüll zu entsorgen, bietet sich als naheliegende Möglichkeit an – und das ist auch legal. Da jedoch die Produktion des Schlauchmaterials Butyl ressourcenaufwendig ist, geht das Wegwerfen in der heimischen Tonne auf Kosten der Umwelt.

Alte Teile 2

Ketten sind aus Stahl – und somit Altmetall.

Foto:

imago images/ChiccoDodiFC

Reifenhersteller „Schwalbe“ hat ein Recycling-Konzept entwickelt, das mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde: Radfahrer können den kaputten Schlauch kostenfrei im nächsten Fahrradladen abgeben, von wo aus die alten Produkte an „Schwalbe“ weitergeschickt werden. Mehr als fünf Millionen Schläuche sollen so bereits einem vollständigen Recycling-Kreislauf zugefügt worden sein, ohne Abfall zu hinterlassen. „Wir wollen die Anzahl eingesammelter und recycelter Schläuche aber noch steigern“, sagt Sebastian Bogdahn, der sich als Sustainability-Manager bei „Schwalbe“ mit dem Thema befasst. 

20 Prozent Recycling-Material sind bei Fahrradschläuchen die Obergrenze

Durch das Recycling, das in einem Werk in Indonesien durchgeführt wird, werden etwa 80 Prozent der Energie eingespart, die für die Herstellung der gleichen Menge an neuem Butyl benötigt würde. „Unsere Standardschläuche bestehen mittlerweile aus rund 20 Prozent recyceltem Rohstoff. Aber die 20 Prozent Recycling-Material sind nach derzeitigem Stand der Technik das Maximum, ein höherer Anteil würde sich negativ auf die Qualität der Schläuche auswirken“, erklärt Bogdahn.

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Eine besondere Herausforderung ist das Recycling von Fahrradreifen. Zwar gebe es unterschiedliche Möglichkeiten zum Up- und Downcycling, so werden Taschen geschneidert oder das Granulat auf Sportplätzen verwendet, aber ein Materialkreislauf sei noch nicht möglich. Bogdahn betont: „Die Schwierigkeit liegt in der Vielzahl unterschiedlicher Reifen und deren Materialmix.“ Daher ist die Entsorgung über den Hausmüll derzeit die einzige Möglichkeit – auch wenn es weh tut.“

Die Kette ist Schrott,  Carbon sogar Sondermüll

Ein weiteres Verschleißteil ist die Fahrradkette. „Eine verschlissene Kette kann nicht wiederaufbereitet werden“, weiß Martin Buchta, Pressesprecher bei „Messingschlager“, einem Importeur von Fahrradketten. Da Ketten aus Stahl bestehen, müssen sie als Altmetall entsorgt werden.

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Als langlebige und nachhaltige Alternative zur Kette hat sich der Riemenantrieb etabliert. „Ein Riemen hält bis zu drei Mal länger als eine handelsübliche Fahrradkette. Dadurch fällt auch weniger Abfall an“, sagt Jens Küchler vom Riemenantriebshersteller „Gates“. Steht allerdings ein Austausch bevor, ist der alte Riemen durch seinen Carbonanteil als Sondermüll zu behandeln. Das gilt für alle Teile, bei denen Carbon verbaut ist:  Carbonlenker, -laufräder oder -sättel. „Die Abgabe, beispielsweise am Wertstoffhof, ist aktuell die beste Möglichkeit für Carbonprodukte“, so Küchler. Recycling-Angebote gebe es zwar, aber noch deutlich zu wenig.

Schutzbleche und andere Kunststoffe sind problematisch

Fahrradtaschen sind oft mit einer PVC-Beschichtung versehen, bei der Müllverbrennung können so giftige Dioxine entstehen. Ausrangierte Fahrradtaschen haben deshalb im Hausmüll nichts verloren. Am besten versuchen, sie beim Hersteller zurückzugeben. Andere Kunststoffe, etwa alte Luftpumpen und Schutzbleche, sollte man zum Wertstoffhof bringen.

E-Bike-Akkus fallen unters Batteriegesetz

Viele Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit sind noch freiwillig und basieren auf der Initiative einzelner Firmen. Gesetzliche Regelungen gibt es hingegen bei der Rücknahme von schwächelnden E-Bike-Akkus. Die Produkte fallen unter das Batteriegesetz. Darin ist geregelt, dass E-Biker die gebrauchten Akkus im Fachhandel oder bei Online-Plattformen zurückgeben müssen oder bei Sammelstellen wie kommunalen Wertstoffhöfen. Eine Entsorgung im Hausmüll ist wie bei allen Batterien verboten. Die Regelung soll sicherstellen, dass die wertvollen Rohstoffe der Akkus wie Lithium, Nickel oder Kobalt recycelt werden.

Alte Teile Scheinwerfer

Kaum zu glauben: Der Scheinwerfer „IQ-XS friendly“ ist kompostierbar!

Foto:

www.bumm.de / pd-f

Im gelben Sack hat ein Helm nichts verloren. Wenn er ein integriertes Rücklicht hat, ist er sogar Sondermüll. Ausrangierte Helme – und auch der Radfahrer-Airbag „Hövding“ gehören in den Hausmüll oder zum Recyclinghof.

Scheinwerfer in den Kompost?

Alte Fahrradscheinwerfer zählen als Elektroschrott und müssen über die entsprechenden Sammelstellen entsorgt werden. Alternativ bietet sich an, den Scheinwerfer zu zerlegen und entsprechend seinen Bestandteilen zu entsorgen. Das Thema Recycling treibt auch die Verantwortlichen beim Lichtspezialisten „Busch & Müller“ um. „Wenn der Rückversand und die Wiederaufbereitung mehr CO₂ verursachen als die Entsorgung, muss man sich überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist“, erklärt Pressesprecher Sebastian Göttling.

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MOPO

Der Lichthersteller geht deshalb noch einen anderen Weg: „Der Scheinwerfer ,IQ-XS friendly‘ besteht aus einem zu 100 Prozent kompostierbaren Kunststoff­gehäuse. Nach drei Jahren ist das mineralölfreie Gehäuse verrottet, bei Industriekompostern sogar schneller.“

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