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  • Hätte sich mehr Hilfe und Menschlichkeit gewünscht: Tankstellenbetreiber Bönigk.
  • Foto: Florian Quandt

„Wo bleibt die Menschlichkeit?“: Tankstellenbetreiber muss nach 30 Jahren kündigen

Bramfeld –

30 Jahre lang betrieb Heinz Bönigk die Esso-Tankstelle in der FabriciusstraßeIn den vergangenen zwei Jahren brachen die Einnahmen aber immer weiter ein. Grund dafür: Wegen andauernder Baustellen kamen immer weniger Autos an der Tankstelle vorbei. Bönigk bat Esso mehrfach um Unterstützung, die erhoffte Hilfe blieb aber aus. Daher sah der 61-Jährige sich gezwungen, den Pachtvertrag zu kündigen – Esso weist die Schuld von sich.

Seit zwei Jahren gibt es immer wieder Bauarbeiten an der Fabriciusstraße und der parallel verlaufenden Bramfelder Chaussee – weniger Autos kommen daher an der Tankstelle vorbei oder können sie gar nicht erst erreichen. Bönigks Tankstelle nahm dadurch bedeutend weniger ein. 

Hamburg Bramfeld: Tankstellen-Pächter in Fabriciusstraße hört auf

Also bat er Esso vor einem Jahr um finanzielle Unterstützung. Diese kommt auch bis heute in Form von 1000 Euro Unterstützungszahlungen monatlich. Mehr gab es aber nicht, die Hilfe liege weit unter dem, was der Tankstellenbetreiber nach eigenen Angaben gebraucht hätte.

Denn Corona setzte auch Bönigk ordentlich zu, 20.000 Euro Verlust machte er insgesamt durch Pandemie und Baustellen. Ausgleichsgelder von Staat und Esso seien zwar so ausgefallen, dass diese Verluste wieder rausgeholt werden konnten, verdient habe er dadurch unterm Strich aber nichts. „Ich habe im vergangenen Jahr 32.000 Euro brutto eingenommen, das reicht gerade mal für Lebenshaltungskosten sowie Miete & C.o. meiner Tankstelle, mehr aber nicht. Ich arbeite doch letztlich, um Einnahmen zu machen, momentan zahle ich sozusagen, um arbeiten zu dürfen. Das ist doch Quatsch.“

Neuer Pächter übernimmt Tankstelle in der  Fabriciusstraße

Der November wird der letzte Monat für den gelernten KfZ-Sachverständigen in der Fabriciusstraße sein, danach ist er raus. Esso sei schockiert gewesen wegen seiner Kündigung, sagt Bönigk. Er selbst ist aber auch enttäuscht: „So behandelt zu werden, fühlt sich nicht gut an. Ich frage ja nicht nach einer Sonderbehandlung, nur nach Fairness und Menschlichkeit.“ Nach Bönigk übernimmt ein neuer Pächter die Tankstelle.

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„Herr Bönigk hat den Vertrag auf eigenen Wunsch gekündigt. Er hat in den letzten Jahren von uns regelmäßig finanzielle Unterstützung erfahren. Unter anderem haben wir auf die sonst für die Überlassung eines Tankstellengrundstücks übliche Pachtzahlung verzichtet“, erklärt die Pressesprecherin von Esso zu den Vorwürfen.

Esso weist Vorwürfe zurück

Das Unternehmen sei ihm außerdem damit entgegengekommen, die Kündigungsfrist von zwölf auf acht Monate herabzusetzen. Esso teilte der MOPO außerdem mit, dass das Vertragsende auf eigenen Wunsch des Pächters stattgefunden habe.

Heinz Bönigk will das Kapitel Tankstelle nun möglichst schnell abschließen und wird wieder in seinem Ausbildungsberuf als KfZ-Sachverständiger tätig werden.

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