Wissing will Verkehrsverbünde zusammenlegen – was sagt der HVV?
Nach dem Deutschlandticket fordert Bundesverkehrsminister Wissing nun die nächste Änderung bei Bus und Bahn: Die Verkehrsverbünde sollen zusammengelegt werden. Also ein großer Verkehrsbund für den Norden? Was die HVV-Chefin dazu sagt.
- Deutsch (Deutschland)
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Nach dem Deutschlandticket fordert Bundesverkehrsminister Wissing nun die nächste Änderung bei Bus und Bahn: Die Verkehrsverbünde sollen zusammengelegt werden. Also ein großer Verkehrsbund für den Norden? Was die HVV-Chefin dazu sagt.
Es ist eine klare Ansage: „Wir haben noch über 60 Verkehrsverbünde, das ist zu viel“, sagte Volker Wissing (FDP) der „Augsburger Allgemeinen“ am Freitag. „Die Länder sollten jetzt gemeinsam mit dem Bund nach vorne schauen, ihre Strukturen überprüfen und überlegen, wie der ÖPNV effizienter und digitaler werden kann.“ Für Wissing bedeutet das: Die Verkehrsverbünde sollen verschmelzen. So könne man Geld für Verwaltungskosten sparen.
ÖPNV: Das hält die HVV-Chefin von Wissings Idee
Und was hält der HVV von dem Vorstoß? Sollte es zum Beispiel einen großen Verbund für den Norden geben? HVV-Chefin Anna-Theresa Korbutt ist nicht grundsätzlich abgeneigt: „Es ist definitiv von Vorteil, die historisch gewachsenen Verbundstrukturen einmal von Grund auf zu hinterfragen”, sagt sie der MOPO. „Bilden sie tatsächlich die relevanten Verkehrsströme und Verkehrsräume ab? Ländergrenzen sind nicht der richtige Maßstab für den Zuschnitt eines Verbundes.” Die Einführung des Deutschlandtickets sieht sie als Wendepunkt: „Das Deutschlandticket in seiner aktuellen Form hat großes Potenzial, Vertriebs- und Tarifsysteme größer zu denken.”
Die Vorteile liegen für die HVV-Chefin auf der Hand: Ein einheitlicher Tarif und Vertrieb für die Kunden, um die Fahrkarten zu kaufen. Auch ein einheitlicher Kundenservice – egal, wo man gerade in Deutschland unterwegs ist – wäre in ihren Augen ein großer Komfortgewinn. Aber ist das auch realistisch? Die ÖPNV-Organisation ist schließlich Ländersache. Den gemeinsamen politischen Willen herzustellen, sieht Korbutt daher auch als die größte Herausforderung, denn alle müssten an einem Strang ziehen.
Wissings ÖPNV-Vorschlag: In Niedersachsen ist man skeptisch
Von heute auf morgen wird das bei den historisch gewachsenen Strukturen wohl nichts. Zudem bilden viele große Verbünde bereits große Verkehrsräume sinnvoll ab und erbringen erstklassige Arbeit, meint Korbutt. Ob es künftig eine noch engere Zusammenarbeit gibt, werde sich in den kommenden Monaten und Jahren herauskristallisieren.
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In Niedersachsen reagierte man dagegen äußerst skeptisch auf Wissings Vorstoß: „Eine Vergrößerung bedeutet nicht zwangsläufig eine Verbesserung der Strukturen”, sagte eine Sprecherin des Großraum-Verkehr Hannover (GVH). Ähnlich äußerte sich der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN). Statt sich der drängenden Frage der Finanzierung des Nahverkehrs zu widmen, „macht der Bundesverkehrsminister hier einen Nebenkriegsschauplatz auf”, sagte ein Sprecher. „Möglicherweise ist in einigen Regionen Deutschlands der Zuschnitt und die Anzahl von Verkehrsverbünden zu hinterfragen. Für den Bereich des Verkehrsverbundes Bremen/Niedersachsen gilt dieses sicherlich nicht.” Beim Verkehrsverbund Region Braunschweig (VRB) hieß es, dass sich die von Wissing erhofften Einsparungen durch eine Zusammenlegung kaum erzielen ließen, da die Verwaltungen ohnehin schon schlank gehalten seien.
Die künftige Finanzierung des Deutschlandtickets bleibt unterdessen weiter unklar: Seit Monaten fordern die Länder mehr Geld vom Bund fürs kommende Jahr, denn die Finanzierung des 49-Euro-Tickets ist nur in diesem Jahr von Bund und Ländern gedeckt. (mit dpa)