Mit Plastikplakaten zu mehr Klimaschutz? Das Öko-Eigentor der SPD
Strohhalme aus Plastik wurden verboten, die Nutzung von Plastiktüten zumindest stark eingeschränkt – doch trotzdem steigt der Plastikverbrauch immer weiter. Kein Wunder, wie auch ein Hamburger Beispiel zeigt. So wirbt die SPD derzeit für einen Klimaschutz-Termin ausgerechnet auf Plastik-Plakaten. Wie die Partei das erklärt, welche drastischen Worte die Deutsche Umwelthilfe dafür findet und was eigentlich die Grünen für ihre Werbung nutzen.
Strohhalme aus Plastik wurden verboten, die Nutzung von Plastiktüten zumindest stark eingeschränkt – doch trotzdem steigt der Plastikverbrauch immer weiter. Kein Wunder, wie auch ein Hamburger Beispiel zeigt. So wirbt die SPD derzeit für einen Klimaschutz-Termin ausgerechnet auf Plastik-Plakaten. Wie die Partei das erklärt, welche drastischen Worte die Deutsche Umwelthilfe dafür findet und was eigentlich die Grünen für ihre Werbung nutzen.
„Klimaschutz – sozial, durchdacht und bezahlbar“ so heißt es auf den roten Glanzplakaten der SPD, auf denen für einen Termin am Bramfelder See geworben wird. Wenn es regnet, perlen die Tropfen hübsch dran ab. Nichts weicht auf, nichts fleddert. Aber ist das wirklich „durchdachter Klimaschutz“, ausgerechnet mit langlebigen Plastikplakaten zu werben, die schon nach vier bis sechs Wochen komplett in den Müll wandern?
Die MOPO hakte bei der SPD-Fraktion nach. Dort heißt es, die Partei habe verschiedene Allwetterplakate aus Pappe und Papier getestet, insbesondere in Bezug auf „Haltbarkeit und Recyclingfähigkeit“. SPD-Fraktionssprecherin Lea Lammers: „Da diese Plakate nach verschiedenen Wetterereignissen auseinanderfielen und aufgrund ihrer Beschichtung auf dem Recyclinghof zum gewerblichen Müll bzw. Restmüll gezählt und daher verbrannt werden, haben wir uns für die Kunststoff-Hohlkammerplakate entschieden.“
SPD Hamburg: Klimaschutz mit Plakaten aus Plastik
Dass die beschichteten Papp-Plakate der SPD als Restmüll gelten, ist allerdings erstaunlich. Denn auch die Hamburger Grünen nutzen Papier und Pappe, wie der Fraktionssprecher bestätigt. Philipp Wenzel: „Wir haben Plakate aus über 90 Prozent Recycling-Papier. Das Material hat den Vorteil, dass es – sofern keine Wiederverwendung erfolgt – einfach im Altpapier entsorgt werden kann.“
Offenbar benutzte die SPD bisher kunststoff-beschichtete Parteiplakate aus Pappe, und diese wandern dann in den Restmüll zur Verbrennung. Was ebenfalls absolut nicht sinnvoll ist. „Papp-Plakate sind natürlich besser als Kunststoff, dann aber bitte ohne Kunststofffolie“, appelliert Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sonst sei das Recycling tatsächlich erschwert.

Fischer nennt Kunststoff-Plakate einen „Umwelt-Frevel“, und wenn die Plakate, wie bei der SPD in Hamburg, noch nicht einmal aus recyceltem Plastik seien, dann sei das doch der „blanke Horror“. Fischer: „Die Produktion von Kunststoff ist energieintensiv und benötigt zudem Rohöl in der Herstellung.“ Das sei für ein Plakat, das maximal einige Wochen genutzt werde, völlig unzeitgemäß und unnötig. Selbst wenn sie, wie in diesem Fall, danach zum Recyclinghof kommen.
Die SPD betont gegenüber der MOPO, dass sie für die CO2-Emissionen, die beim Drucken der Plakate entstehen, Ausgleichszahlungen leisten. Zudem habe man den Markt ständig im Blick und teste neue Produkte. Für die Sommertour von Fraktionschef Dirk Kienscherf probiere die Fraktion demnächst eine neue Druckerei mit ECO-Hohlkammerplakaten aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff aus.
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Aber auch das findet keine Gnade vor den Augen des Umwelt-Fachmanns Fischer. Das sei kein Fortschritt. Fischer: „Es gibt nur eine begrenzte Menge Recyclate und die sollten dann doch bitte langlebigen Produkten vorbehalten bleiben.“ Schließlich gebe es ja die gute und bewährte Alternative der Papierplakate. Das Fazit des Umwelt-Experten: „Diese SPD-Plakate aus Kunststoff sind bestimmt schick in der Optik, aber überhaupt nicht ökologisch.“