„Wir sind pissed“: Hamburger Gastronomen wegen Autofrei-Plänen auf Zinne
„Die Gastronomen in Ottensen sind pissed“, sagt Stephan Fehrenbach, Besitzer der „Laundrette“ in der Ottenser Hauptstraße und Sprachrohr des „Ottenser Kreuzes“, eines Zusammenschlusses von 25 Gastronomen. Es geht um Parkplätze für Lastenräder, die dort entstehen sollen, wo jetzt noch Gäste sitzen, um ungünstig platzierte Ladeflächen und eine „Radrennstrecke.“ Das Lieblingsprojekt des Bezirksamtes Altona bringt inzwischen sowohl Gastronomen als auch Gewerbetreibende auf die Barrikaden.
„Die Gastronomen in Ottensen sind pissed“, sagt Stephan Fehrenbach, Besitzer der Laundrette in der Ottenser Hauptstraße und Sprachrohr des „Ottenser Kreuzes“, eines Zusammenschlusses von 25 Gastronomen. Es geht um Parkplätze für Lastenräder, die dort entstehen sollen, wo jetzt noch Gäste sitzen, um ungünstig platzierte Ladeflächen und eine „Radrennstrecke.“ Das Lieblingsprojekt des Bezirksamtes Altona bringt inzwischen sowohl Gastronomen als auch Gewerbetreibende auf die Barrikaden. Zu Recht?
„freiRaum Ottensen“ heißt das Nachfolge-Projekt des Modellversuchs „Ottensen macht Platz“, das 2019 für jede Menge Aufsehen und Zoff im Viertel sorgte. Damals wurden zentrale Straßen in Ottensen in autofreie Zonen umgewandelt, bevor Gewerbetreibende den Versuch im Februar 2020 gerichtlich stoppen ließen. Nun sollen wieder die privaten Autos aus zwei Ottensener Kernstraßen ausgeschlossen werden, jedenfalls von 11 bis 23 Uhr, zugunsten von Radfahrern und Fußgängern. Diesmal seien die Bewohner umfassend beteiligt worden, beteuert das Bezirksamt – was die Gastronomen entschieden zurückweisen: „Wir haben im Juni eine 40-seitige Eingabe geschrieben, wir haben Gespräche mit der Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg geführt – und trotzdem sind die jetzigen Pläne eins zu eins dieselben geblieben“, meckert Stephan Fehrenbach, selbst Mitglied des Projekt-Beirats: „Was nützt eine Bürgerbeteiligung, wenn man nicht auf den Bürger hört?“
4,50 Meter für Radfahrer, aber kein Platz für Außenplätze
Was die Gastronomen an den Plänen konkret stört, sind zwei Dinge: Die Nutzung der autofreien Zpne durch Radfahrer. Fehrenbach nennt sie eine „Radrennstrecke“, die in seinen Augen dafür sorgen werde, dass Kinder nicht auf der Straße spielen könnten. Dies sei ursprünglich geplant gewesen, sagt er. „Zum anderen kann man auf den Plänen sehen, dass Lastenradparkplätze oder auch feste Ladezonen direkt vor Lokalen geplant wurden, was deren Außenbereiche massiv beschneidet,“ sagt Fehrenbach.

Der Sprecher des Bezirkamtes kontert: „Die Gastronom:innen wurden bereits Anfang August kontaktiert und um Rückmeldung gebeten, um zu erfahren, wo aus deren Sicht mit den aktuellen Planungen keine Außengastronomie mehr möglich wäre und wo sich die Situation für die Außengastronomie verbessern würde.“ Aufgrund dieser Rückmeldungen seien bereits eine Ladezone sowie Fahrradbügel verlegt worden, damit Platz für Tische bleibt auf Gehwegen und Parkbuchten vor den Restaurants und Kneipen.
freiRaum Ottensen: Das Bezirksamt widerspricht
Während der Pandemie wurden diese sogenannten „Sondernutzungsflächen“ großzügig genehmigt – und sollen nun teilweise wieder gestrichen werden: Die aktuellen Entwürfe gehen von der Anzahl an Außenplätzen aus, die ein Gastronom auch vor Corona schon hatte. „Es kann also passieren, dass einige Gastroleute keine Außenplätze mehr haben, etwa die Dönerläden und Kioskbesitzer. Das ist existenzvernichtend“, sagt Fehrenbach.
Auch er selbst leide unter der Planungsunsicherheit: „Ich kalkuliere mit den Plätzen. Ich muss Leute entlassen, wenn ich die nicht nutzen kann. Ganz ehrlich: Viele Kollegen sagen: ,Ich kann nicht mehr kämpfen. Wenn das wirklich so kommt, dann verkaufe ich den Laden so schnell wie möglich‘.“
Gastronomen in Ottensen sind „müde“
Der Bezirksamtssprecher zeigt Verständnis: „Ein Ottensen ohne Gastronomie im öffentlichen Raum ist aus Sicht des Bezirksamtes kaum vorstellbar“. Er sagt aber auch: „Da der öffentliche Raum durch den Umbau der Straßen neu verteilt wird, muss aber auch die Außengastronomie neu gedacht werden.“
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„Wir sind keine Spinner, die gegen alles sind“, stellt Fehrenbach klar. Aber er und seine Mitstreiter vom „Ottenser Kreuz“, zu dem neben der Laundrette auch andere Bars und Kneipen wie die „Rehbar“, die „Gazoline“, aber auch Dönerläden wie „Bey Kebab “und Restaurants wie „Die Goldene Gans“ oder das „Mar y Sol“ gehören und denen sich inzwischen auch Gewerbetreibende anschließen, seien müde, sagt er: „Wir fühlen uns nicht gehört.“
Gerade Ottensen zeichne sich durch viele Einzelunternehmen aus, die hier ihre Steuern zahlten, sagt Fehrenbach. „Wenn wir gehen, kommen hier Ketten rein, die in anderen Ländern Steuern zahlen. Wollen die das? Hier soll es doch nicht aussehen wie in der Bergstraße. Die ist abends tot.“
Am 28. August gibt es zu dem Thema nochmal eine Anhörung.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes wurde behauptet, dass Stephan Fehrenbach Vorsitzender des „freiRaum Ottensen“-Beirats ist. Herr Fehrenbach hat den Vorsitz vor drei Monaten niedergelegt und ist nun als Mitglied tätig. Wir haben die Angabe korrigiert.