Von Fußverkehr bis Kleingärten: Wozu braucht Hamburg so viele „Koordinatoren“?
Ob Fußgänger oder Radverkehr, ob Kleingärten oder multiresistente Erreger: In der Hamburger Verwaltung sind mindestens 42 „Koordinatoren“ und Beauftragte für die unterschiedlichsten Bereiche beschäftigt, wie aus einer Senatsanfrage der FDP-Abgeordneten Anna von Treuenfels-Frowein hervorgeht.
Nur drei der Beauftragten waren ohnehin bei der Stadt beschäftigt, der Rest wurde in den vergangenen zehn Jahren für die Koordinierungsaufgaben neu eingestellt, so der Senat. „Da ist ein Wildwuchs entstanden“, kritisiert die Liberale Anna von Treuenfels-Frowein.
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Ob Fußgänger oder Radverkehr, ob Kleingärten oder multiresistente Erreger: In der Hamburger Verwaltung sind mindestens 42 „Koordinatoren“ und Beauftragte für die unterschiedlichsten Bereiche beschäftigt, wie aus einer Senatsanfrage der FDP-Abgeordneten Anna von Treuenfels-Frowein hervorgeht.
Nur drei der Beauftragten waren ohnehin bei der Stadt beschäftigt, der Rest wurde in den vergangenen zehn Jahren für die Koordinierungsaufgaben neu eingestellt, so der Senat. „Da ist ein Wildwuchs entstanden“, kritisiert die Liberale Anna von Treuenfels-Frowein.
Besonders dringend scheint der Koordinationsbedarf in den Bezirken zu sein, wie aus der Senatsantwort hervorgeht. Von den 42 Koordinatoren entfallen nur sechs auf die Fachbehörden, der Rest sitzt in den Bezirksämtern. Alleine für den Radverkehr etwa gibt es fünf hauptamtliche Beauftragte in den Bezirken, in den Besoldungsgruppen E12 (Einstiegsgehalt ab 3.700 Euro) und E13 (ab 4.118 Euro) – zusätzlich zu der hochbezahlten Koordinatorenstelle zur Mobilitätswende, die in der Verkehrsbehörde angesiedelt ist, eine B4-Beamtenstelle mit 8.700 Euro Brutto im Monat.
Bezirke beschäftigen jede Menge Koordinatoren
Was die Bezirke für koordinierungswürdig erachten, unterscheidet sich: Eimsbüttel leistet sich drei Klimabeauftragte, Altona braucht keinen, hat dafür aber eine Fachkraft für Integration und Diversität und jemanden, der sich hauptamtlich um Ehrenämter kümmert, jeweils Besoldungsgruppe E11 (ab 3.600 Euro).
Alle Bezirke haben Baustellenkoordinatoren, aber nur Mitte braucht einen halbtagsbeschäftigten Kleingartenkoordinator sowie eine Fußgänger-Beauftragte, und nur der Bezirk Nord sieht Bedarf für eine Teilzeitstelle „Koordination des Netzwerkes multiresistente Erreger“ und einen hauptamtlichen Beauftragten für „Schulgesundheitsfachkräfte“.
Koordinatorin für die Hamburger City
Ganz neu im Reigen ist die Innenstadt-Koordinatorin, die bei der Behörde für Stadtentwicklung angesiedelt ist und nach eigenem Verständnis eine „Vermittlerin“ ist, „die vor allem die vielen Projekte zusammenbringt, die es schon gibt.“ Eine eher schwammige Tätigkeitsbeschreibung.
Bereits im vergangenen Jahr stellte die CDU eine Senatsanfrage zur der Flut der Beauftragten und wollte wissen, was die jeweiligen Aufgaben sind. Immerhin gibt es ja jede Menge Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst, die die Aufgaben ja auch erledigen könnten. Laut Senatsantwort sind viele Koordinatoren schlicht „Ansprechpartner nach innen und außen für alle Fragen zum Thema xy.“
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Was genau die vielen, teilweise sehr gut bezahlten und verbeamteten Koordinatoren eigentlich den ganzen Tag machen, das ist Anna von Treuenfels-Frowein ein Rätsel: „Der Wildwuchs kostet die Steuerzahler Millionen, der Senat ist aber nicht fähig zu erklären, was die vielfältige Koordiniererei denn tatsächlich bringt. Ich fordere den Bürgermeister auf, hier Ordnung in der Verwaltung zu schaffen und den Bürgern zu erklären, wofür so viele Millionen wegkoordiniert werden.“