Wie zwei Hamburger Stadtteile gegen „Moia“ kämpfen
HVV Ticket plus ein Euro – der Shuttledienst „ioki“ sollte bei seiner Einführung 2018 die Lücke der Öffentlichen Verkehrsmittel im Hamburger Westen zu einem möglichst günstigen Preis schließen. Doch damit ist jetzt Schluss, denn der Fahrdienst wandert weiter nach Harburg – dafür soll Mitbewerber und VW-Tochter „Moia“ übernehmen. Entsetzen darüber herrscht bei den Anwohnern, die ihren geliebten Shuttledienst um jeden Preis behalten wollen. Die Aussichten stehen aber schlecht.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
HVV Ticket plus ein Euro – der Shuttledienst „ioki“ sollte bei seiner Einführung 2018 die Lücke der Öffentlichen Verkehrsmittel im Hamburger Westen zu einem möglichst günstigen Preis schließen. Doch damit ist jetzt Schluss, denn der Fahrdienst wandert weiter nach Harburg – dafür soll Mitbewerber und VW-Tochter „Moia“ übernehmen. Ärger darüber herrscht bei den Anwohnern, die ihren geliebten Shuttledienst um jeden Preis behalten wollen. Die Aussichten stehen aber schlecht.
Mehr als 1000 Luruper und Osdorfer protestierten mit Postkarten, Petitionen und Briefen gegen die Abschaffung des „ioki“-Fahrservice der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH). Sie sind vor allem eins: frustriert.
„ioki“ war vier Jahre lang in Osdorf und Lurup unterwegs
„Seit über 40 Jahren warten Osdorf und Lurup auf eine Anbindung an den Schienenverkehr“, kritisiert Sabine Tengeler vom Luruper Forum. Die weißen Autos von „ioki“ – der sich seit kurzem in „hvv hop“ umbenannt hat – seien rund um die Uhr buchbar gewesen und so zu einem unverzichtbaren Teil des Öffentlichen Nahverkehrs geworden. „Wir haben es als gerechten Ausgleich empfunden. Gerade als Zubringer zu den S-Bahn-Stationen Eidelstedt oder Klein Flottbek, aber auch zu Ärztehäusern, Einkaufszentren und Kulturstätten.“ Vor allem Menschen mit niedrigerem Einkommen hätten von den weißen E-Taxis profitiert.
Trotzdem wird „ioki“ ab Ende Dezember diese Stadtteile verlassen und nach Harburg weiterziehen. Stattdessen soll die VW Tochter „Moia“ ihren Platz einnehmen. Für die Luruper und Osdorfer ist das keine Option, der neue Fahrdienst sei viel teurer und fahre zudem nur „virtuelle Haltepunkte“ an. „Diese können aber auch mal hundert Meter entfernt von der Wohnung liegen, das ist doch keine Alternative“, sagt Tengeler.
Statt „ioki“ kommt der Fahrdienst „Moia“ in die Stadtteile
Vor kurzem hatte der Konzern zudem angekündigt, die Preise für die goldenen E-Taxis zu erhöhen – wann und um wie viel, das steht allerdings noch nicht fest. „Knapp 610.000 Menschen haben den „ioki“-Zubringershuttle genutzt, gerade in den strukturschwachen Stadtteilen war es ein gutes Angebot, das man sich noch leisten konnte. Eine Preiserhöhung ist gerade in diesen Zeiten absolut fatal“, warnt auch der Hamburger Landeschef des Sozialverbands SoVD, Klaus Wichert.
Vertreter des Stadtteilbeirats Luruper Forum und des Luruper Bürgervereins übergaben ihre Petition mit 633 Unterschriften vergangene Woche an die zuständige Verkehrsbehörde. All den Bemühungen zum Trotz ist es allerdings sicher, dass die Umstellung von „ioki“ auf „Moia“ wie geplant ablaufen wird. Aus der Behörde heißt es dazu, dass auch die VW-Tochter preisgünstige Tarife anbiete. „Wir bekommen zudem auch viel positive Resonanz zu der Umstellung auf Moia“, sagt Sprecher Dennis Heinert. „Immerhin fährt der Shuttle die Menschen bis an ihr hamburgweites Ziel und nicht nur innerhalb des Stadtteils.“ Das Angebot sei gerade erst um 15 barrierefreie Fahrzeuge erweitert worden. Menschen mit Schwerbehinderung könnten „Moia“ kostenlos nutzen.
Aus Sicht von Wichert müsste dies aber für alle Bedürftigen gelten. „Die Verkehrswende ist wichtig, aber sie muss auch diejenigen mitnehmen, die auf den ÖPNV angewiesen sind – und das muss deutlich günstiger werden.“ Eine „Moia“-Sprecherin hält dagegen, dass es ab Januar einen Rabatt von einem Euro für HVV-Abo Kunden geben werde. Dazu seien die Tarife in einigen Gebieten, darunter Osdorf und Lurup, allgemein um ein Euro günstiger.