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Alte Dame mit Mundschutz
  • Renate B. (85) im Gericht: Sie hat den geklauten Porsche von Udo Lindenberg gefunden
  • Foto: Stephanie Lamprecht

Udo Lindenbergs Porsche geklaut – Rentnerin (85) überführt den Dieb

Prozessbeginn gegen den Mann, der den 600.000-Euro-Porsche von Udo Lindenberg gestohlen haben soll: Während sich der Angeklagte Dominik A. (27) am Mittwoch ahnungslos gibt, sorgt eine betagte Zeugin für Furore: Renate B. (85) hatte die geklaute Luxuskarosse in ihrer Tiefgarage in Ahrensburg entdeckt – und zeigte sich plietscher als die Polizei.

In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2020 war er aus der Garage des Hotel Atlantic verschwunden, der Porsche 911R des prominenten Dauergastes Udo Lindenberg. Beschämt mussten die Verantwortlichen des Fünf-Sterne-Hotel einräumen, dass das Garagentor an jenem Tag nicht nur offen stand, sondern auch die Videoüberwachung nicht funktioniert hatte. Das schwarze Geschoss mit den roten Streifen war weg – bis eine aufgeweckte Seniorin auf den Plan trat.

Seniorin findet Udo Lindenbergs Porsche

„Ich wollte zu meiner Therapie fahren wie jede Woche“, sagt Renate B. im Amtsgericht St. Georg: „Da staunte ich in der Tiefgarage über so ein auffallendes Auto neben meinem Stellplatz, mit roten Streifen.“ Als sie nach ihrer Rückkehr mittags den Fernseher eingeschaltet habe, sei ein Bericht gekommen, über den spektakulären Autodiebstahl: „Und da dachte ich: Donnerwetter, das Auto hast du doch gerade gesehen, das gibt’s ja nicht!“

Dominik A. (27) mit seinem Anwalt Kilian Deery (r) dpa
Mann hinter Aktendeckel
Dominik A. (27) mit seinem Anwalt Kilian Deery (r)

Renate B., schwer zu Fuß, aber hellwach, ging zurück in die Tiefgarage, notierte sich die Kennzeichen und rief die Polizei Ahrensburg an: „Ich gab denen die Kennzeichen durch, aber die sagten, nee, dazu liegt uns nichts vor.“ Kein Wunder: Die Autoschilder waren ausgetauscht worden, die Fingerabdrücke an den Blechen gehören dem Angeklagten.

Der Seniorin ließ die Sache aber keine Ruhe: „Am nächsten Tag bin ich wieder runter, das hat mich interessiert, so ein teures Auto sieht man ja nicht alle Tage, und da entdeckte ich auf der grünen Abgasplakette ein ganz anderes Kennzeichen: HH-UL, und dann habe ich die Polizei wieder angerufen.“ Miss Marple von Ahrensburg hatte den richtigen Riecher: „Diesmal kam die Polizei nach zwei Minuten und hat den Wagen beschlagnahmt.“

In einer Garage in Ahrensburg wurde der Porsche von Udo Lindenberg gefunden. Zuvor hatten ihn Unbekannte aus der Tiefgarage des Hotels Atlantic geklaut. Privat.
n einer Garage in Ahrensburg wurde der Porsche von Udo Lindenberg gefunden. Zuvor hatten ihn Unbekannte aus der Tiefgarage des Hotels Atlantic geklaut.
In einer Garage in Ahrensburg wurde der Porsche von Udo Lindenberg gefunden.

Der Stellplatz gehöre ihrem Nachbarn, einem Autohändler, erklärt die Zeugin: „Der hatte keine Ahnung von dem Wagen, jedenfalls sagt er das.“ Fest steht: In der Wohnung, die zu dem Stellplatz gehört, wohnte ein inzwischen untergetauchter junger Mann, gegen den wegen Unterschlagung eines teuren Mietwagens ermittelt wurde. Als die Polizei den Autohändler befragte, habe der „erstaunt getan“, so ein Polizist in seiner Aussage.

Udos Porsche aus dem Hotel Atlantic geklaut

Auch ein leitender Mitarbeiter des Hotel Atlantic sagte als Zeuge aus, schilderte, wie Udo Lindenberg nach einer Spritztour mit einem seiner anderen Wagen in die Hotelgarage zurück gekehrt sei und bemerkt habe, dass sein 911R, ein seltenes Liebhaberstück, verschwunden war. Der Wagen wurde kaum bewegt, stand immer verhüllt auf seinem Stammplatz: „Er wollte wissen, ob wir den umgeparkt hätten? Ich sagte ‚nein, wir haben den nicht bewegt‘, da meinte Udo, ‚dann ist der wohl abhanden gekommen‘.“

Udo Lindenberg ist seit 40 Jahren begeisterter Porsche-Fahrer. Axel Heimken/picture alliance/dpa
Panikrocker Udo Lindenberg
Udo Lindenberg ist seit 40 Jahren begeisterter Porsche-Fahrer.

Seltsam: Nur wenige Tage zuvor war das gute Stück bei der Inspektion in der Porsche-Werkstatt gewesen. Weil der Porsche-Mitarbeiter sich bei der Rückgabe nicht getraut habe, das teure Gefährt in der engen Hotelgarage einzuparken, habe er das übernommen, so der Hotelangestellte.

Anschließend habe er den Schlüssel an der Rezeption abgegeben mit der Maßgabe, er solle „Udo zurück gegeben werden“. Laut Akten soll Udo ausgesagt haben, dass er den Schlüssel nach der Inspektion nicht zurück bekommen hat. Fest steht: Der Porsche wurde mit einem regulären Schlüssel gefahren.

Udo Lindenbergs Porsche geklaut: Angeklagter bestreitet

Dominik A. ließ seinen Verteidiger nur eine kurze Erklärung verlesen. Den Vorwurf der Anklage, er habe Udos Porsche gestohlen oder von einem Hehler abgenommen, bestritt er. Seine Fingerabdrücke seien auf die Kennzeichen gelangt, als er diese für einen Bekannten bei der Zulassungsstelle gekauft habe: „Dass die für einen Diebstahl benutzt werden sollten, war ihm unbekannt“, verliest der Anwalt.

Andere Anklagepunkte räumt der schmächtige 27-Jährige ein: Ja, er habe im Oktober 2019 mitgeholfen, Schlüssel teurer Autos aus Schwimmbad-Spinden zu stehlen, es tue ihm „für die Geschädigten leid“. Dominik A. sitzt derzeit wegen anderer Straftaten in Haft. Der Prozess wird am 29. September fortgesetzt.

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