Wie der Chef von Europas größter Baustelle Hamburg verändert
Wie die Krone einer gigantischen Königin sieht die Metall-Konstruktion aus, die inmitten hochaufragender Rohbauten auf dem Betonboden steht und auf ihre Installation wartet. Hier in der HafenCity, auf Europas größter Baustelle, wird gerade das Wahrzeichen für Hamburgs neue XXL-Shopping-Mall zusammengesteckt. 50.000 Menschen sollen im Westfield Überseequartier bald flanieren – doch wie will Entwicklungschef Dirk Hünerbein die anlocken? Und was soll dann aus der City werden? Besuch auf der mehrere Fußballfelder großen Baustelle der Superlative, auf der bis zu 4000 Handwerker gleichzeitig ackern.
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Wie die Krone einer gigantischen Königin sieht die Metall-Konstruktion aus, die inmitten hochaufragender Rohbauten auf dem Betonboden steht und auf ihre Installation wartet. Hier in der HafenCity, auf Europas größter Baustelle, wird gerade das Wahrzeichen für Hamburgs neue XXL-Shopping-Mall zusammengesteckt. 50.000 Menschen sollen im Westfield Überseequartier bald flanieren – doch wie will Entwicklungschef Dirk Hünerbein die anlocken? Und was soll dann aus der City werden? Besuch auf der mehrere Fußballfelder großen Baustelle der Superlative, auf der bis zu 4000 Handwerker gleichzeitig ackern.
Für die Hamburger ist das Areal derzeit tabu, die riesige Baustelle ist zu gefährlich. Daher lässt sich nur von außen erahnen, welch gigantischen Umfang das neue Westfield Überseequartier in der HafenCity einmal haben wird. „Es ist elf Fußballfelder groß und 1500 Handwerker sind hier aktuell im Einsatz“, sagt Dirk Hünerbein (52). Er ist der zentrale Entwicklungschef für die deutschen Projekte des französischen Immobilien- und Investmentunternehmens Unibail-Rodamco-Westfield, das die Mall betreibt.
Stolz schiebt der studierte Stadtplaner und Architekt aus Hamburg nach: „In der Hochphase der Bauarbeiten werden es sogar 4000 sein.“ Er ist sicher, dass es sich hier mitten in Hamburg um Europas aktuell größtes Bauprojekt handelt, immerhin mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro. Kein Wunder, dass sich viele sorgen, dass diese Stadt in der Stadt Kunden und Läden aus der City abzieht und sie dadurch gefährdet.
Die metallene Krone und weitere broschenartige Teil-Elemente werden aktuell zwischen den Gebäuden der Shopping-Mall zusammengesteckt und in rund 15 Metern Höhe zu einem stilisierten tulpenförmigen Dach installiert. Sie bilden dann den imposanten Wetterschutz, der dafür sorgt, dass die Passanten beim Flanieren nicht nass werden, falls es mal regnet.
Das Unternehmen erwartet täglich 40.000 Gäste im Quartier, also rund 15 Millionen Besucher jährlich – plus die 10.000 Menschen, die dort leben und arbeiten: in 579 Wohnungen, unzähligen Büros, 200 Läden, drei Hotels und dem Kreuzfahrtterminal im Westfield-Quartier.
Dirk Hünerbein ist ein Freund der ambitionierten Vergleiche. So kommen ihm auf einer sehr steil angelegten Straße – darunter befindet sich die Anbindung zum Kreuzfahrt-Terminal – gleich Erinnerungen an San Francisco in den Kopf. Und die imposante offene Treppe, die in der Shopping Mall von der Markthalle („Soul Food“) im Erdgeschoss bis zum Kino in 30 Metern Höhe führt, „ist ein wenig wie in der Elbphilharmonie“. Man sieht regelrecht vor dem inneren Auge, wie Hollywood-Größen hier hinunterschreiten, nachdem sie ihren neuesten Blockbuster vorgeführt haben.
Die Eröffnung der Mega-Shopping-Mall ist für das kommende Jahr geplant. Bis dahin sollen aus 70 Prozent Flächen-Vermietung dann 100 Prozent geworden sein. Trotz der aktuell schwierigen Lage ist Hünerbein überzeugt: „Das schaffen wir auf jeden Fall.“
Schon jetzt ziehen große Markennamen neue Interessenten nach sich, darunter Breuninger, Calvin Klein, Tommy Hilfiger. Versprochen wird ein Mix aus Weltmarken – die teils noch nicht in Deutschland vertreten sind – plus neue aufstrebende Labels und Lokalmatadoren.
Westfield Shopping Mall Hafencity: 40.000 Gäste täglich
Aber ob das reicht, um täglich 40.000 Besucher anzulocken? „Wir Hamburger stellen ja unser Licht gern etwas unter den Scheffel“, so Hünerbein. „Aber dieser Standort hat ein Wahnsinns-Potenzial.“ Man müsse jetzt nur die verloren gegangene Metropolregion wieder reaktivieren, das seien rund 35 Millionen Menschen. „Die Leute suchen doch nach Orten, an denen sie ihre Freizeit verbringen können.“
Wie wichtig die Gäste sein werden, die übers neue Kreuzfahrtterminal bei Westfield kommen, das mag Hünerbein noch nicht sagen. „Das wissen wir schlicht noch nicht.“ Anlegen können dort einmal Schiffe in der Größenordnung der Europa, mit 1500 bis 1800 Passagieren. „Übrigens haben wir weltweit das einzige Kreuzfahrtterminal in so zentraler Lage und mit U-Bahn-Anschluss.“
Überseequartier: Unibail Rodamco setzt auf Mix aus Shopping, Wohnen, Arbeiten
Den Vorwurf, mit dem gigantischen Shoppingcenter der Mönckebergstraße und Co. Kunden und Läden abzuziehen, lässt der Entwicklungschef nicht gelten. „Es gab schon Leerstände in der City, bevor es uns gab, wir werben nichts ab.“ Hünerbein geht davon aus, dass das Westfield Überseequartier anders als die City auch nach Büroschluss belebt sein wird. Etwa durch die Menschen, die dort wohnen.
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Womit er einen wunden Punkt anspricht, der die Politik seit Jahrzehnten umtreibt. In der City werden abends die Bürgersteige hochgeklappt. Trotz vieler Ankündigungen ist wenig daraus geworden, dort mehr Wohnungen zu schaffen. Hünerbein: „Aber Einzelhandel wird sich nur in den A-Lagen halten. Sonst sollten Läden zu Wohnungen umgewidmet werden. Auch ruhig im Erdgeschoss, das geht ja in anderen Ländern auch.“