Drei von 17.000: Wie die Ukraine-Flüchtlinge jetzt in Hamburg Arbeit finden
Tausende Schutzsuchende sind seit Putins Einmarsch in die Ukraine in Hamburg angekommen – wie lange der Krieg noch anhält, ist ungewiss. Viele von ihnen müssen sich nun hier ein neues Leben aufbauen. Doch dafür brauchen sie Wohnungen, Sprachkenntnisse und Arbeit. Viele Hindernisse auf dem Weg zur Integration.
Tausende Schutzsuchende sind seit Putins Einmarsch in die Ukraine in Hamburg angekommen – wie lange der Krieg noch anhält, ist ungewiss. Viele von ihnen müssen sich nun hier ein neues Leben aufbauen. Doch dafür brauchen sie Wohnungen, Sprachkenntnisse und Arbeit. Klappen soll das nun über das Jobcenter.
Irina Shevchenko (41) ist Journalistin – vor etwa zwei Monaten musste sie mit ihrer siebenjährigen Tochter aus dem Heimatort Mykolaiv im Süden der Ukraine fliehen. Das gleiche gilt für Natalia Shevchenko, die 62-jährige Mutter. Und schließlich: Olah Odarchuk, eine Zahnärztin aus der Ukraine, die sich sehr wünscht, eine Anstellung in ihrem Beruf zu finden. Aber erst muss sie die deutsche Sprache lernen. Und ob ihre Abschlüsse in Deutschland anerkannt werden, weiß sie nicht.
Kriegsflüchtlinge in Hamburg: Jetzt Kunden des Jobcenters
Die drei gehören zu den rund 31.000 Menschen, die seit Putins Einmarsch in die Ukraine nach Hamburg gekommen sind. Offiziell registriert sind etwa 24.000 Ukrainer:innen. Für sie alle gibt es nun eine Neuerung: Der Bundesrat hat beschlossen, dass für sie ab dem 1. Juni Anspruch auf Grundsicherungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Hartz IV) besteht – die Jobcenter werden sie unterstützen und im besten Fall in Arbeit vermitteln. Bisher Registrierte haben bis Ende August Zeit, die Leistungen auch rückwirkend zu beantragen, damit keine Lücke in der Versorgung entsteht.
In Hamburg haben rund 20.000 Ukrainer:innen eine sogenannte Fiktionsbescheinigung, mit der sie in Deutschland arbeiten dürfen. Das Jobcenter rechnet nun mit rund 17.000 Menschen, die die Leistungen in Anspruch nehmen wollen, sagt Dirk Heyden, Geschäftsführer von Jobcenter team.arbeit.hamburg gestern. Rund 60 Prozent von ihnen seien im erwerbsfähigen Alter – und die meisten haben bis zu ihrer Flucht gearbeitet: Als Steuerfachangestellte etwa, als Pflegekraft oder Anwalt. Eigentlich haben sie damit gute Chancen, um im hiesigen Arbeitsmarkt anzukommen, denn der schliddert gerade in einen Fachkräftemangel.
Jobcenter Hamburg: Taskforce soll Ukrainer:innen helfen
Das Jobcenter sei gut vorbereitet, beteuert Heyden. Als erstes soll den Geflüchteten bei Bedarf bei der Suche nach einer Kinderbetreuung geholfen werden. Auch Sprachkurse und Weiterqualifikationen sollen vermittelt, und zur Anerkennung von Berufsabschlüssen beraten werden. Zudem übernimmt das Jobcenter die tatsächlichen Kosten für Unterkünfte und die Geflüchteten werden in die gesetzliche Krankenkasse aufgenommen.
Doch einfach wird es für die Ukrainer:innen wohl trotzdem nicht, eine Arbeit zu finden. Die größten Hürden: Die Anerkennung ukrainischer Abschlüsse für geschützte Berufe wie Ärzte oder Lehrer und die deutsche Sprache, die nun viele ganz neu lernen müssen. „Deutsch zu lernen ist für mich gerade das schwerste“, sagt Irina Shevchenko (mit Hilfe einer Dolmetscherin). Ihr aktueller Sprachkurs dauert neun Monate – Irina Shevchenko glaubt nicht, dass ihre Sprachkenntnisse dann ausreichen, um hier als Journalistin zu arbeiten. Nun überlegt sie, wie sie ihre anderen Qualifikationen auf dem deutschen Arbeitsmarkt nutzen könnte. „Ich könnte mir auch vorstellen, etwas im Bereich Mathematik zu machen“, sagt sie. Denn sie hat auch einen wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss.
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Die Zahl der Schutzsuchenden wird sich auch auf die Hamburger Arbeitsmarktstatistiken niederschlagen – allerdings nur im Bereich der Arbeitssuchenden. Im Mai ist die Zahl der ukrainischen Arbeitssuchenden von rund 2500 auf fast 3000 Personen gestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen insgesamt ist im Mai aber erstmals seit mehr als zwei Jahren auf weniger als 70.000 Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote liegt bei 6,5 Prozent. Damit ist die Zahl der Beschäftigung mit fast 1,033 Millionen Sozialversicherungsbeschäftigten auf einem Rekordniveau.