SUV: Wird Parken für Riesenschlitten bald auch in Hamburg massiv teurer?
Sie sind klobig, verbrauchen viel mehr Treibstoff als herkömmliche Autos, nehmen öfter mal zwei Parkplätze gleichzeitig in Beschlag und sind daher vielen Hamburgern ein Dorn im Auge – die SUV. In Paris sprachen sich jetzt die Einwohner bei einer Abstimmung dafür aus, die Parkgebühren für diese schweren Fahrzeuge zu verdreifachen und auch Hannover hält ein derartiges Modell für möglich. Zieht Hamburg nach? Politische Befürworter gibt es in der Hansestadt jedenfalls schon, darunter mehrere Bezirkschefs.
- Deutsch (Deutschland)
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Sie sind klobig, verbrauchen viel mehr Treibstoff als herkömmliche Autos, nehmen öfter mal zwei Parkplätze gleichzeitig in Beschlag und sind daher vielen Hamburgern ein Dorn im Auge – die SUV. In Paris sprachen sich jetzt die Einwohner bei einer Abstimmung dafür aus, die Parkgebühren für diese schweren Fahrzeuge zu verdreifachen – und auch Hannover hält ein derartiges Modell für möglich. Zieht Hamburg nach? Politische Befürworter gibt es in der Hansestadt jedenfalls schon, darunter mehrere Bezirkschefs.
Wer künftig als Besucher im Zentrum der französischen Hauptstadt parken will, muss als SUV-Fahrer 18 Euro pro Stunde zahlen, für alle anderen kostet es weiterhin 6 Euro. Das ist das Ergebnis einer Bürgerbefragung, bei der sich eine knappe Mehrheit für die drastische Erhöhung der Parkgebühren aussprach.
SUV-Parkgebühren: Hannover plädiert für Pariser Modell
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay plädierte bereits ebenfalls dafür, das Parken für SUV zu verteuern. „Der Trend zu immer mehr und immer größeren Autos hält an“, sagte der Grünen-Politiker dem „Tagesspiegel“. „Ich habe deshalb große Sympathien für eine Preisstaffelung der Parkgebühren nach der Länge des Fahrzeugs.“
Und auch in Hamburg hat das Pariser Vorbild Sympathisanten: „Öffentlicher Raum ist in unserer Stadt ein knappes Gut“, sagt Michael Werner-Boelz (Grüne), Bezirkschef von Hamburg-Nord zur MOPO. Dass sich Parkgebühren an dem tatsächlich genutzten Raum orientierten, sei daher „ein überzeugender Vorschlag“.
Altonas Bezirkschefin Stefanie von Berg (Grüne) ging in ihrer Forderung kürzlich sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn es nach mir ginge, bräuchte es (…) einen je nach Hubraum und Größe gebührengestaffelten Bewohnerparkausweis (…)“, sagte sie.
Das beträfe also nicht nur Besucher-SUV-Fahrer wie in Paris, sondern alle, die ein solches Fahrzeug in der Stadt fahren. „Große Autos besetzen nun mal wesentlich mehr öffentlichen Raum als kleine Autos – und der Gerechtigkeit halber sollte sich das in den Gebühren widerspiegeln“, so von Berg.
Auch SPD-Verkehrsexperte Ole-Thorben Buschhüter empfindet es als nicht gerecht, „wenn Autos mit Übergröße zwei Parkplätze auf einmal belegen“. Aus seiner Sicht stellen sich allerdings eine Reihe rechtlicher Fragen, „gerade auch, weil die Pariser Regelung ja nur für auswärtige SUV gelten soll. Insofern verbieten sich zum jetzigen Zeitpunkt politische Schnellschüsse“, sagt er der MOPO.
CDU lehnt höhere Parkgebühren für SUV strikt ab
Der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß rät von einer Erhöhung der Parkgebühren wiederum gänzlich ab – und betont die geringe Pariser Wahlbeteiligung. Gerade einmal sechs Prozent gaben bei der SUV-Befragung ihre Stimme ab. „Das zeigt zum einen, dass man bei Volksabstimmungen Quoten benötigt, um nicht kleinen Minderheiten zu viel Einfluss zu verschaffen. Zum anderen wird deutlich, dass das Interesse der Pariser an dem Thema gering war und hier ein eher marginales Thema sehr viel Aufmerksamkeit bekommt“, sagte er der „Welt“.
So viele SUV fahren gegenwärtig durch Hamburg
Laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes wurden im Jahr 2023 rund 855.700 SUV in Deutschland neu zugelassen, das entspricht etwa einem Drittel aller Neuzulassungen. In Hamburg machen die klobigen Fahrzeuge derzeit um die 14 Prozent aller Autos auf den Straßen aus – etwa genauso viel wie in den anderen Stadtstaaten Bremen und Berlin.
In Hamburg verteilen sich die SUV allerdings auch nicht gleichmäßig: Wie eine Auswertung der „Zeit“ zeigt, sind sie vor allem in den äußeren Stadtteilen beliebt, darunter die Walddörfer und Rahlstedt – aber auch in Harvestehude und Rotherbaum stehen viele der Fahrzeuge am Straßenrand.
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Neben dem Statussymbol hat die Beliebtheit von SUV einige praktische Gründe – Rentner empfinden beispielsweise den höheren Einstieg als komfortabler. Deshalb ist der Anteil der Fahrer zwischen 61 und 70 Jahren laut Vergleichsportal „Verivox“ auch am größten. Aufgrund der hohen Sitzposition entsteht zudem ein höheres Sicherheitsgefühl im Straßenverkehr.
Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert währenddessen schon lange, dass SUV und Geländewagen ihrer Meinung nach nichts in den Städten zu tun hätten. Sie verbrauchten nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Kraftstoff als herkömmliche Pkw. „Dass der CO2-Ausstoß von Pkw derzeit trotz aller Klimaschutzbemühungen wieder ansteigt, liegt ganz wesentlich am SUV-Rüstungswettlauf der Hersteller“, heißt es.