Wie gefährlich sind Affenpocken denn nun, Herr Dr. Schmiedel?
Er kam mit einem fiesen Hautausschlag ins UKE: Am Montag wurde bei einem 32-jährigen Patienten zum ersten Mal in Hamburg das Affenpocken-Virus festgestellt. Die MOPO sprach mit Dr. Stefan Schmiedel, Oberarzt der Infektiologie am UKE, über das Krankheitsbild.
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Er kam mit einem fiesen Hautausschlag ins UKE: Am Montag wurde bei einem 32-jährigen Patienten zum ersten Mal in Hamburg das Affenpocken-Virus festgestellt. Die MOPO sprach mit Dr. Stefan Schmiedel, Oberarzt der Infektiologie am UKE, über das Krankheitsbild.
MOPO: Herr Dr. Schmiedel, beim Stichwort Pocken kommen bei vielen Menschen Erinnerungen an die letzten Blattern-Epidemien in den 60er und 70er Jahren hoch. Wie schlimm sind Affenpocken?
Stefan Schmiedel: Anders als die Humanen Pocken lösen die bisher nahezu ausschließlich in West- und Zentralafrika auftretenden Affenpocken in der Regel nur eine leichte Erkrankung aus. Bis zu ein Drittel der Betroffenen bemerkt es gar nicht, weil keine oder nur minimale Beschwerden oder Symptome auftreten. Bei weniger als einem Drittel der Betroffenen kommt es zu einem schweren Krankheitsbild.
Wie sieht das aus?
Bei einem schweren Krankheitsbild kommt es zu vielen Hautläsionen, Eiterbläschen, die sich vor allem am Stamm und im Genitalbereich bilden. Das erinnert an eine Herpesinfektion, auch was die Schmerzen angeht. Einige Patienten haben darüber hinaus Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen.
Kann man etwas dagegen tun?
Eine Pockenschutzimpfung schützt auch vor Affenpocken, außerdem gibt es mehrere Medikamente gegen die Affenpocken. Im Vordergrund steht aber eine symptomatische Behandlung der Hautveränderungen und anderen Beschwerden.
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Wann wird es lebensgefährlich?
In den allermeisten Fällen verschwinden die Affenpocken innerhalb weniger Wochen von selbst. Nur in ganz seltenen Fällen kann es zu Komplikationen kommen. Dies insbesondere dann, wenn sich die Pusteln entzünden und Bakterien eindringen oder wenn das Virus auch andere Organe als die Haut befällt. Das kann im Extremfall zu einer Blutvergiftung mit Todesfolge führen.
Bleiben bei den Affenpocken wie bei den Humanen Pocken auch Narben zurück?
Ja, das ist möglich. Die bei einer Erkrankung häufig auftretenden Pusteln trocknen im Verlauf der Infektion nach und nach aus. Dabei können Narben zurück bleiben.
Hilft es, die Abstandsregeln einzuhalten, um eine Infektion zu vermeiden?
Die Affenpocken werden nicht durch die Luft übertragen, sondern nur durch engem Körperkontakt wie beim Geschlechtsverkehr als Schmierinfektion und Tröpfcheninfektion. Aber auch wer in Kontakt mit dem aus den Pusteln austretenden Sekret eines Infizierten kommt, geht ein Risiko ein.
Wie lange ist die Inkubationszeit?
Die Inkubationszeit liegt zwischen zwei und 21 Tagen. Allerdings ist man möglicherweise schon ein bis zwei Tage vor Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen infektiös.
Müssen wir mit einer starken Ausbreitung wie bei Corona rechnen?
Nein. Bei den bisher Infizierten handelt es sich um Einzelfälle. Ich gehe davon aus, dass das auch so bleibt.
Kann es sein, dass noch andere Varianten auftreten?
Pockenviren sind wenig wandlungsfähig. Die Wahrscheinlichkeit für genetische Veränderungen des Virus ist daher sehr gering.
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Wie ernst ist die aktuelle Infektionslage dann?
Wir nehmen das Virus sehr ernst. Alle Gesundheitsbehörden in Europa sind alarmiert. Es geht jetzt darum, adäquat auf das neue Virus zu reagieren und geeignete Maßnahmen in die Wege zu leiten, um eine Ausbreitung zu unterbinden. Dazu gehört, dass jetzt eine Aufklärung der Bevölkerung über Krankheitssymptome und Übertragungswege erfolgt und dass Infizierte sich 21 Tage lang in Quarantäne begeben und ggfs. auch ihre Kontaktpersonen.
Wie lange wird der Hamburger Patient im UKE bleiben?
Er ist noch hier, weil wir seine Beschwerden gut behandeln können. Ich gehe aber davon aus, dass wir ihn bald in die häusliche Quarantäne entlassen werden.