Wie Hamburgs AfD einen Migrationsskandal wittert – und komplett falsch liegt
Zwei Männer, die ihre Frauen fast zu Tode misshandeln, das können ja keine Deutschen sein – davon geht zumindest die Hamburger AfD aus und erkundigt sich in zwei Senatsanfragen ausführlich zur vermeintlichen Migrationsgeschichte der Angeklagten.
„Seit wann hält sich der Angeklagte in Deutschland auf? Auf welcher rechtlichen Grundlage ist die Einreise erfolgt?“ – nur zwei von mehreren Dutzend Fragen, die der Hamburger AfD-Vorsitzende Dirk Nockemann zu den beiden derzeit in Hamburg verhandelten Gewaltverbrechen gegen Frauen stellt. Die Antwort des Senats fiel ziemlich anders aus, als sich der AfD-Mann das wohl vorgestellt hatte.
- Deutsch (Deutschland)
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Zwei Männer, die ihre Frauen fast zu Tode misshandeln, das können ja keine Deutschen sein – davon geht zumindest die Hamburger AfD aus und erkundigt sich in zwei Senatsanfragen ausführlich zur vermeintlichen Migrationsgeschichte der Angeklagten. Diese heißen allerdings Thomas und Holger.
„Seit wann hält sich der Angeklagte in Deutschland auf? Auf welcher rechtlichen Grundlage ist die Einreise erfolgt?“ – nur zwei von mehreren Dutzend Fragen, die der Hamburger AfD-Vorsitzende Dirk Nockemann zu den beiden derzeit in Hamburg verhandelten Gewaltverbrechen gegen Frauen stellt. Tatsächlich ist der Angeklagte Thomas P. (40) ein in Polen geborener deutscher Staatsbürger, Holger H. (53) ist in Herford geboren, ebenfalls Deutscher.
AfD Hamburg: Fragen zur Herkunft der Angeklagten
Beiden werden versuchte Morde an ihren (Ex-)Lebensgefährtinnen zur Last gelegt. Fachleute sprechen auch von „Femiziden“, also Tötungen von Frauen aus frauenfeindlichen Motiven.
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Thomas P. soll im Mai 2021 seine getrennt lebende Ehefrau in der früheren gemeinsamen Wohnung in Rahlstedt geschlagen und gewürgt haben, sie anschließend versucht haben, mit zusammengebundenen Kabelbindern zu erdrosseln.
Hamburger Prozesse: Mordversuche an Frauen
Holger H. (53) hat eingeräumt, seine Lebensgefährtin im Juni 2021 in deren Wohnung in Stellingen tagelang gequält zu haben. Die 63-Jährige musste gefesselt und in Todesangst auf dem Sofa sitzen. Um sie am Weglaufen zu hindern, schlug er ihr mit einem Baseballschläger auf die Knieschieben und auf den Kopf. „Frauen haben devot zu sein“, so seine bizarre Aussage. Laut Anklage stach er sie auch mit einem Messer in die Waden.
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Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 122.537 vollendete und versuchte „Delikte der Partnerschaftsgewalt“ erfasst, wie das Bundeskriminalamt mitteilt. 66 Prozent der Tatverdächtigen waren deutsche Staatsangehörige.
In Kiel etwa steht demnächst ein (deutscher) Zahnarzt wegen Mordes vor Gericht. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt und aus Angst vor seinen Gewalttätigkeiten sogar eine Alarmanlage in die Villa einbauen lassen. Der Arzt soll seine Ex-Frau, deren Bekannten sowie den Handwerker erschossen haben, der die Alarmanlage installiert hatte.