Heiligengeistfeld wird zum Riesen-Parkplatz
Dom, Public Viewing, Reeperbahn-Festival: Das Heiligengeistfeld mitten auf St. Pauli ist einer der bekanntesten Plätze für städtische Großveranstaltungen. Außerhalb dieser Events wird ein kleiner Teil des Areals als Parkplatzfläche genutzt, dort standen bisher hauptsächlich Pkw oder auch mal ein paar Wohnmobile. Seit der Pandemiezeit haben besonders die Anwohner des Karoviertels die Fläche für sich entdeckt – zum Drachensteigen lassen, Skaten oder für kleine Konzerte. Doch das könnte sich jetzt ändern – und das Heiligengeistfeld ein Anziehungsmagnet für Lkw werden.
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Dom, Public Viewing, Reeperbahn-Festival: Das Heiligengeistfeld mitten auf St. Pauli ist einer der bekanntesten Plätze für städtische Großveranstaltungen. Außerhalb dieser Events wird ein kleiner Teil des Areals als Parkplatzfläche genutzt, dort standen bisher hauptsächlich Pkw oder auch mal ein paar Wohnmobile. Seit der Pandemiezeit haben besonders die Anwohner des Karoviertels die Fläche für sich entdeckt – zum Drachensteigen lassen, Skaten oder für kleine Konzerte. Doch das könnte sich jetzt ändern – und das Heiligengeistfeld ein Anziehungsmagnet für Lkw werden.
Schon seit dem Jahr 2000 dient der Platz auf St. Pauli in den veranstaltungsfreien Zeiten als gebührenpflichtiger Parkplatz. Wegen andauernder Sanierungsarbeiten konnte die 155.000 Quadratmeter große Fläche außerhalb von Dom und anderen Festivals wie dem Schlagermove allerdings nicht in seiner vollen Auslastung genutzt werden. Verwaltet wurde der Parkplatz an der Feldstraße mit seinen knapp 140 Plätzen von dem Hamburger Unternehmen „C. Gehrke-Demirkaya-Parkplatz-Dienstleistungsbetrieb“.
Hamburg: Heiligengeistfeld hat neuen Parkbetreiber
Was hat sich jetzt geändert? Seit dem 1. Januar ist das professionelle Park-Unternehmen „Goldbeck Parking Services GmbH“ offiziell mit der Bewirtschaftung des Heiligengeistfeldes betraut worden, das bereits seit 2018 die nahegelegene Tiefgarage am Millterntorplatz 1 verwaltet. „Auf dem Heiligengeistfeld können neben Pkw auch Busse- Lkw und Wohnmobile die Flächen nutzen, für welche extra Sanitäranlagen geschaffen wurden“, kündigt das Unternehmen an. Circa 110.000 Quadratmeter sollen so in Zukunft zur Parkfläche werden.
„Spätestens während der Pandemie hat sich das Heiligengeistfeld zu einer beliebten Naherholungsfläche für die umliegenden Stadtteile entwickelt“, sagt Siri Keil von der Initiative „Feldall“. „Wir können nicht nachvollziehen, warum der Senat diese Entwicklung völlig ignoriert und nicht über eine öffentliche Nutzung der Fläche nachgedacht hat, bevor ein neuer Pachtvertrag geschlossen wurde.“
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Bewirtschaftet wird das Heiligengeistfeld von der Wirtschaftsbehörde. Zusammen mit dem Eigentümer, dem Landesbetrieb Immobilienmanagement, der der Finanzbehörde unterstellt ist, wurde die „Goldbeck Parking Service GmbH“ in einem Vergabeverfahren ausgewählt.
Senat verteidigt Vorgehen auf dem Heiligengeistfeld
In einer Antwort auf die Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Heike Sudmann verteidigt der Senat das Vorgehen. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten werde das Heiligengeistfeld zur wichtigsten, größten und modernsten Veranstaltungsfläche in Hamburg. „Ziel ist es, diese mit bürgernahen, kulturellen und zukunftsorientierten Veranstaltungen weiter auszubauen“, heißt es.
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„Außerhalb von Veranstaltungszeiten ist das Heiligengeistfeld keine öffentliche Fläche. Die Betriebs- und Benutzungsordnung schließt eine öffentliche Nutzung aus. Somit wird zum einen die Verkehrssicherungspflicht vor Ort sichergestellt. Zum anderen profitieren benachbarte Einrichtungen, wie beispielsweise Anwohner oder die Hamburg Messe“, steht dort weiter. Mit einer Freizeitfläche sei das Heiligengeistfeld nicht vereinbar, außerdem gebe es nebenan Planten un Blomen.
Heiligengeistfeld St. Pauli – ein Anziehungspunkt für Lkw?
Dem widerspricht Siri Keil – Planten un Blomen sei jetzt schon völlig überfüllt. „Außerdem sind auf dem Heiligengeistfeld im Gegensatz zu Planten un Blomen viele Sachen möglich, wie Drachen steigen oder wirklich Abstand halten“. Zudem schließe die Fläche nicht um 23 Uhr wie der Park. Unterstützung bekommt die Initiative von Heike Sudmann (Linke): „Kein:e Anwohner:in, kein Quartiersbeirat, nicht mal das Bezirksamt Hamburg-Mitte wurde bei der Nutzungsfrage einbezogen. Wer mehr Auto- und Lkw-Verkehr in die Innenstadt holen will, ignoriert die Klimakrise und die Bedürfnisse der Anwohner:innen“, sagt sie der MOPO.
Gegen den Vorwurf, aus dem Platz würde eine Lkw-Fläche gemacht werden, wehrt der Senat sich heftig. Schon vorher hätten Lkw dort stehen dürfen, deshalb sei von einem zunehmendem Lkw-Verkehr nicht auszugehen. Ganz so einfach ist dieser Vergleich allerdings nicht, schließlich handelt es sich jetzt um ein professionelles Parkunternehmen, das mithilfe der Sanitäranlagen deutlich aufgerüstet hat und den Platz auch explizit für Lkw bewirbt. Auch wenn das Unternehmen auf MOPO-Anfrage von Autobahnbeschilderungen noch absieht – dadurch könnte das Heiligengeistfeld, attraktiv gelegen, tatsächlich zu einem größeren Anziehungsmagnet für Brummi-Fahrer werden.