Wie bayerische Impfgegner Hamburg Richtung Lockdown treiben
Sitzt Hamburg bald wieder im Lockdown? Das könnte schneller gehen als gedacht. Nicht, weil die Corona-Lage hier aus dem Ruder läuft. Sondern weil wir die Fehler der anderen ausbaden – unter anderem von Bayern-Ministerpräsident Markus Söder (CSU). In dessen Bundesland ist die Pandemie völlig eskaliert, immer mehr Patienten werden nach Hamburg verlegt. Schon leiden hiesige Kranke, weil OPs und Behandlungen verschoben werden, um Platz zu schaffen.
Als Hamburg Ende August als erstes Bundesland das 2G-Modell für Gastronomie und Kultur einführte, schaute der Rest der Republik recht verdutzt: Ist das nötig? Und vor allem: Kostet das nicht Wähler, jetzt im Wahlkampf? Dem Senat ging es dabei nie nur um das Infektionsgeschehen, sondern auch um eine Botschaft: Wer sich nicht impfen lässt, muss mit deutlichen Einschränkungen rechnen.
Sitzt Hamburg bald wieder im Lockdown? Das könnte schneller gehen als gedacht. Nicht, weil die Corona-Lage hier aus dem Ruder läuft. Sondern weil wir die Fehler der anderen ausbaden – unter anderem von Bayern-Ministerpräsident Markus Söder (CSU). In dessen Bundesland ist die Pandemie völlig eskaliert, immer mehr Patienten werden nach Hamburg verlegt. Schon leiden hiesige Kranke, weil OPs und Behandlungen verschoben werden, um Platz zu schaffen.
Als Hamburg Ende August als erstes Bundesland das 2G-Modell für Gastronomie und Kultur einführte, schaute der Rest der Republik recht verdutzt: Ist das nötig? Und vor allem: Kostet das nicht Wähler, jetzt im Wahlkampf? Dem Senat ging es dabei nie nur um das Infektionsgeschehen, sondern auch um eine Botschaft: Wer sich nicht impfen lässt, muss mit deutlichen Einschränkungen rechnen.
Hamburg setzte auf 2G – andere auf 3G
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der sich gerne als knallharter Corona-Bekämpfer inszeniert, traute sich diesen Schritt nicht. Kein Wunder, sein eigener Stellvertreter ist der bekannteste Impfskeptiker der Republik. Söder setzte, wie viele andere Ministerpräsidenten, bis in den November auf 3G – und sendete die Botschaft aus: Niemand muss sich in diesem Winter impfen lassen, geht auch alles mit Tests. Selbst in Clubs konnte ohne Impfung gefeiert werden.
Drei Monate später ist die Corona-Lage in Bayern völlig außer Kontrolle, die Impfquote immer noch erschütternd niedrig – und in Hamburgs Kliniken kämpfen immer mehr Bayern um ihr Leben.
Sechs Corona-Patienten aus Bayern liegen auf Intensivstation in Hamburg
Gerade erst wurden zwei weitere Intensivpatienten aus Bayern nach Hamburg gebracht, sechs sind es damit derzeit insgesamt. Und Dutzende weitere sollen in den nächsten Tagen aus den Corona-Hotspots in Süd- und Ostdeutschland in die Norddeutschen Bundesländer verlegt werden.
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Die Rechnung dahinter ist simpel: Aktuell liegen in Hamburg 66 Patienten auf Intensivstationen – Tendenz stabil. Etwa ein Fünftel sind Nicht-Hamburger. Auf dem Höhepunkt der „Weihnachtswelle“ im vergangenen Jahr, als Operationen flächendeckend verschoben wurden und die Kliniken der Stadt alle Kräfte mobilisierten, versorgten die 17 Hamburger Krankenhäuser 120 Corona-Intensivpatienten.
Rutscht Hamburg doch noch in einen Lockdown?
Im Hamburger Rathaus ging man deshalb davon aus, angesichts der weiter steigenden Impfquote und der noch beherrschbaren Inzidenz ohne Lockdown durch den Winter zu kommen. Das haben in den vergangenen Tagen auch eine Reihe führender Virologen und Modellierer prophezeit – wenn die Omikron-Variante nicht alle Prognosen über den Haufen wirft.
Doch wenn jetzt reihenweise Patienten aus den Corona-Hotspots nach Hamburg verlegt werden, sind die Kliniken schnell voll. Auch deshalb hat der Senat die Regeln wieder verschärft und die Verschiebung von planbaren Operationen angekündigt. Es geht darum, Platz zu schaffen für Patienten aus dem Süden. Denn dort ist das Covid-Potenzial erschütternd hoch: In Bayern liegt die Impfquote bei 67 Prozent (Hamburg: 75 Prozent), in Thüringen und Brandenburg bei 63, in Sachsen bei 58 Prozent. Allein in Bayern gibt es eine halbe Million ungeimpfte Über-60-Jährige und insgesamt 2,5 Millionen ungeimpfte Erwachsene. Mehr als die gesamte Hamburger Bevölkerung. Und die Durchseuchung ist in vollem Gange.
Hält der Deich, wenn die Flut kommt?
Deutschland werde die Zahl von mehr als 5000 Covid-Intensivpatienten bald „deutlich“ übersteigen, sagte Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn am Freitag. Die Lage werde „rund um Weihnachten ihren traurigen Höhepunkt erreichen“ – und das auch nur, wenn die jüngst beschlossenen Maßnahmen erfolgreich sind.
Die große Frage, die man sich jetzt im Hamburger Rathaus stellt: Hält der Deich, wenn die Flut kommt?