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Widerspruch zu Merkel: Experten-Gruppe für ganz neuen Umgang mit dem Coronavirus

Eppendorf –

Wie weiter im Kampf gegen das Corona-Virus? Das Ringen um die richtigen Maßnahmen für die nächsten Monate hat begonnen. Dabei hat sich die Bundeskanzlerin (CDU) als Bremserin positioniert. Angela Merkel sind schon die aktuellen Lockerungen „zu forsch“. Virologen und Ärzte warnen vor einer neuen Infektionswelle. Aber es gibt andere Positionen. Eine Gruppe von 14 Wissenschaftlern und Ärzten, zu denen auch der UKE-Mediziner Ansgar Lohse gehört, fordert einen viel flexibleren Umgang mit dem Coronavirus.

Das Schimpfwort „Flickenteppich“ fehlt mittlerweile in keiner Presserunde mit den Länderchefs. In Politik, Wirtschaft und Bevölkerung gibt es die Forderung, dass bloß alle im Gleichschritt marschieren und nicht jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht. Das zeigte sich gerade bei den Mundschutzmasken wieder sehr deutlich, wo es zunächst keine Einigung gab und dann ein Bundesland dem anderen nachzog.

Professoren zu Corona: Maßnahmen regional verschieden umsetzen

Doch eine Gruppe von Universitäts-Professoren und Ärzten fordert jetzt genau das: Abgestufte Pläne für die verschiedenen Regionen, die unterschiedlichen Alters- und Risikogruppen und auch die Wirtschaftszweige.

Joggen um die Alster während Corona.

Warnschild ermahnt Jogger an der Alster, sich an die Abstandsregeln zu halten.

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Ihr Argument: Ein Shutdown ist nicht langfristig durchzuhalten, es bedürfe der Strategien, die auch bis 2021 oder 2022 durchhaltbar sind. Denn wir müssten uns in Sachen Corona auf einen „Marathon“ vorbereiten, nicht auf einen „Sprint“. Das Virus könnte in Europa auch die nächsten ein, zwei Jahre noch in Wellen auftreten.

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UKE-Mediziner fordert eine Nationale Taskforce

Deshalb fordert die Gruppe aus Ärzten, Psychologen, Wirtschaftswissenschaftlern ein flexibles Vorgehen. Koordiniert werden soll das durch eine nationale Taskforce in Berlin und viele regionale Taskforces in den Bundesländern. Sie sollen effektiven Gesundheitsschutz und graduelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Lockerungen optimal verbinden.

Angela Merkel mahnt im Parlament

Angela Merkel vor ihrer Regierungserklärung am Donnerstag im Parlament. Ihr sind die Ladenöffnungen „zu forsch“.

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Und so könnte der Weg laut der Professoren aussehen:

Wirtschaft: In der Wirtschaft würden Sektoren mit niedriger Ansteckungsgefahr zuerst wieder starten, etwa hochautomatisierte Fabriken. Sektoren, in denen Homeoffice einfach ist, würden später starten.

Schule und Kita: Personengruppen mit geringerem Risiko sollten nach dieser Betrachtung früher entlastet werden. So sollten zuerst Kitas und Schulen wieder öffnen, da Kinder am wenigsten gefährdet sind. Außerdem können viele Menschen nicht zur Arbeit gehen, wenn die Betreuung nicht gesichert ist. 

Hohe Wertschöpfung: Bereiche die das leisten, insbesondere Teile des verarbeitenden Gewerbes, sollten als Kriterium für prioritäre Öffnung berücksichtigt werden.
Kontakte: Beschränkungen, die hohe soziale oder psychische Belastungen implizieren, sollten vorrangig gelockert werden
Regionaler Faktor: Regionen mit niedrigeren Infektionsraten und weniger Verbreitungspotential könnten eher geöffnet werden
Immunität: Nach Ausbildung von natürlicher Immunität können vor allem Bereiche und Regionen mit einer hohen Immunität geöffnet werden;
Krankenhaus-Kapazitäten: Regionen mit freien Kapazitäten in der Krankenversorgung können eher geöffnet werden.

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