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  • Foto: Angelika Warmuth/picture alliance/dpa

WG-Wahnsinn in Hamburg: 825 Euro für ein Zimmer – das ist einfach irre

Hamburgs Senat feiert sich – aber wofür eigentlich? Ja, die Politiker haben eine Verlängerung der Mietpreisbremse um fünf Jahre beschlossen, wollen damit dem angespannten Wohnungsmarkt begegnen. Klingt gut, bringt Menschen, die ein WG-Zimmer suchen, jedoch nichts. Die müssen sich noch immer mit Wucherpreisen herumschlagen!

Ein WG-Zimmer in Hamburg zu finden weckt traumatische Erinnerungen. Damals, 2018, als ich nach meinem Bachelor-Abschluss in Frankfurt am Main versucht habe, für den Masterstudiengang in Hamburg eine dauerhafte Unterkunft zu finden. Mehrere Monate bin ich von Besichtigung zu Besichtigung gerannt – um dann doch keine Zusage zu bekommen. Am Ende bin ich in Hessen geblieben.

Eine WG in Hamburg finden: Die Preise werden immer höher

Jetzt, zwei Jahre später, gibt’s den zweiten Anlauf. Wieder suche ich ein Zimmer in Hamburg. Im Netz, genauer gesagt auf der Webseite „WG-gesucht“ – wohlgemerkt Europas größtes Portal für WG-Zimmer, Co-Living und Wohnungen. Gerade einmal zehn Minuten habe ich auf der Webseite verbracht. Und ganz ehrlich? Bei den Inseraten könnte ich schon wieder ausrasten!  

Da werden unter anderem neun Quadratmeter für knapp 500 Euro angeboten. Das reicht für ein kleines Bett und einen Schreibtisch. Wenn ich da noch einen Kleiderschrank reinstelle, war’s das mit der Bewegungsfreiheit.

WG-Preise in Hamburg: Zimmer klein, Kosten hoch

„Du musst ja nicht direkt an der Binnenalster wohnen“, höre ich immer wieder. In den äußeren Bezirken seien WG-Zimmer bezahlbar, heißt es gerne. Bestätigen kann ich das nicht. In Harburg zum Beispiel kosten 13 Quadratmeter unfassbare 529 Euro, immerhin warm. Darf’s noch ein bisschen mehr sein? Offensichtlich schon – gerade dann, wenn die Wohnung doch zentral liegen soll.

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Für ein 15-Quadratmeter-Zimmer in der Neustadt werden bei einer Zweier-WG „läppische“ 725 Euro verlangt. Das sind ungefähr 48 Euro pro Quadratmeter – immerhin darf ich dafür dann Bad und Küche mitnutzen! Wo wohne ich denn, bei der Queen? Aber netterweise steht im Inserat, dass ich bei Bedarf auch das etwas größere Zimmer haben könnte – für 825 Euro. Mein Güte, dafür bekomme ich andernorts eine ganze Wohnung.

Hamburg und die Wohnungsnot: Zu viele Studenten für zu wenig Zimmer

Und genau das ist das Problem! Die vom Senat verlängerte Mietpreisbremse sorgt dafür, dass die Mieten für komplette Wohnungen nicht explodieren dürfen. Bei einzelnen Zimmern innerhalb der Wohnung greift die Deckelung nicht, da können weiter fröhlich die wildesten Preise aufgerufen werden. Zum Leid jener, die sich keine ganze Wohnung leisten können.

Eine Situation, die vor allem Studenten kennen – und kennenlernen werden. Denn: Der Oktober rückt näher. Und damit auch das Wintersemester. Tausende Menschen werden dann nach Hamburg kommen, um hier zu studieren. Und viele eine Bude suchen. Im Jahr 2019 bewarben sich etwa 100.000 Studenten auf 4360 Plätze im Studierendenwerk, so der Mieterverein zu Hamburg. Die meisten müssen also auf den freien Wohnungsmarkt ausweichen.

Wohnungsnot in Hamburg: Die angeblichen Studentenappartements

Das wird besonders lustig, wenn man sich mit 300 Mitbewerbern um eine Besichtigung prügeln muss – nur um dann am Ende doch wieder abgewiesen zu werden.

Angebliche Studentenappartements von Privatinvestoren entpuppten sich in der Vergangenheit als reine Luxusflächen. Liebe Politik, dieser WG-Wahnsinn muss aufhören! Sorgt für mehr günstigen Wohnraum, anstatt den Bau von Luxuswohnungen voranzutreiben. Denn von denen gibt es mehr als genug – auch auf „WG-gesucht“.

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