x
x
x
Fußgänger gehen am Kaiser-Friedrich-Ufer über die Straße
  • An der Kreuzung Kaiser-Friedrich-Ufer/Bundesstraße steht seit Dezember Hamburgs erste Ampel, an der der Fuß- und Radverkehr Vorrang hat.
  • Foto: imago/teamwork

Weshalb Autofahrer auf Hamburgs Straßen bald „betteln“ sollen

Hamburg soll bald eine kleine Revolution im Straßenverkehr erleben. Künftig soll sich die Priorisierung an Verkehrsampeln umdrehen – zum Vorteil von Radler:innen und Fußgänger:innen. Ein erster Test zeigte aus Sicht der Verkehrsbehörde erfreuliche Ergebnisse.

Die Auswertung der Schaltzeiten an der Ende vergangenen Jahres eingerichteten Pilotanlage an der Kreuzung Kaiser-Friedrich-Ufer/Bundesstraße (Eimsbüttel, MOPO berichtete) habe gezeigt, dass die Maßnahme wirke, so die Verkehrsbehörde am Donnerstag. Deshalb soll dem Fuß- und Radverkehr an weiteren Ampeln in Hamburg Vorrang eingeräumt werden.

Hamburg: Neue Ampeln bevorzugen Fuß- und Radverkehr

Wer zu Fuß oder per Rad unterwegs war, musste früher an der Ampel grünes Licht erst per Schalter anfordern, während der Autoverkehr priorisiert Grün hatte. Hamburgs Verkehrsbehörde hat so genannten „Bettelampeln“ schon länger den Kampf angesagt und lässt zahlreiche Anlagen umprogrammieren. Grünphasen für Autofahrer:innen und Fußgänger:innen wechseln sich ab, ohne dass zwingend der Schalter gedrückt werden muss.

Am Kaiser-Friedrich-Ufer ging man einen Schritt weiter und der Spieß wurde komplett umgedreht. „Betteln“ müssen die Autofahrer:innen, ankommende Fahrzeuge werden elektronisch erfasst und fordern damit für sich Grün an. Die Grün-Priorität liegt also beim Rad- und Fußverkehr.

Die Auswertung von täglich 16 Stunden habe ergeben, dass der Kfz-Verkehr vor der Umstellung durchschnittlich 11,5 Stunden Grün hatte, der Rad- und Fußverkehr aber nur zwischen 1,5 und 2 Stunden. In der übrigen Zeit – der sogenannten Räumzeit – hatte niemand Grün.

Nach der Umstellung habe sich das Verhältnis auf circa fünf bis sechs Stunden für beide Gruppen angeglichen, hieß es. Schon vor der Umkehr war ermittelt worden, dass 7000 Menschen den Weg am Kaiser-Friedrich-Ufer täglich zu Fuß oder mit dem Rad nutzten, während auf der ihn querenden Bundesstraße nur 6000 Kraftfahrzeuge unterwegs waren.

Tjarks: Digitalisierung ermöglicht flüssigeren Radverkehr

„Die Umkehr der Ampel-Priorisierung an der Bundesstraße ist eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung“, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). „Sie zeigt, dass wir mit Hilfe der Digitalisierung flüssigeres Radfahren mit weniger Stopps in der Stadt erreichen können – ohne dass es zu Nachteilen für andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere den ÖPNV, kommt.“

Das könnte Sie auch interessieren: Fahrradaktivist: „Wer in Hamburg Rad fährt, muss Regeln brechen“

Anders als der „normale“ motorisierte Verkehr müssen Linienbusse den Angaben zufolge das Grün nicht über die an der Ampel installierte Wärmebildkamera anfordern. Sie sind über andere Meldepunkte höher priorisiert, um ein flüssiges Durchkommen für den ÖPNV zu gewährleisten. (dpa/mp)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp