Neues Teuer-Quartier in Hamburg: Wer soll das bezahlen?
„Hoch, hoch, hoch!“ schallt es über die Baustelle in Ottensen, zwischen Friedensallee und Bahrenfelder Kirchenweg. Richtfest, die Stimmung ist gelöst. Auf dem Gelände des abgerissenen Euler-Hermes-Hochhauses entsteht derzeit ein Wohnquartier mit Miet- und Eigentumswohnungen. Schick wird es zweifellos – doch hilft es gegen die Wohnungsnot?
„Hoch, hoch, hoch!“ schallt es über die Baustelle in Ottensen, zwischen Friedensallee und Bahrenfelder Kirchenweg. Richtfest, die Stimmung am Donnerstag ist gelöst. Auf dem Gelände des abgerissenen Euler-Hermes-Hochhauses entsteht derzeit ein Wohnquartier mit Miet- und Eigentumswohnungen. Schick wird es zweifellos – doch hilft es gegen die Wohnungsnot?
Grün und lebendig – so soll das geplante „Max Brauer Quartier“ in Ottensen werden. Mehr als 460 Miet- und Eigentumswohnungen, Büros, eine Kita und Gastronomie entstehen derzeit auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal. Die Dächer sollen begrünt und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden, es sind bepflanzte Innenhöfe und weitläufige Spielflächen geplant. Autos werden in Tiefgaragen verbannt. Mehr als 1400 Menschen sollen hier Platz finden, ab Mitte 2024 können die ersten Wohnungen bezogen werden.
Hamburg: Neues Quartier in Ottensen feiert Richtfest
Es ist ein Vorzeigeprojekt. Darauf können sich alle einigen – sowohl der verantwortliche Immobilienkonzern Quantum, als auch der Bezirk Altona und die Senatorin für Stadtentwicklung, Karen Pein (SPD). Quantum, bisher vor allem im Bereich Luxusimmobilien aktiv, baut hier im sogenannten Drittelmix. Bedeutet: Es gibt Eigentumswohnungen, Mietwohnungen und öffentlich geförderte Wohnungen für Hamburger mit niedrigem Einkommen.
Die Preise für die Eigentumswohnungen sind bereits einsehbar – und hoch. So kostet eine Wohnung im Erdgeschoss mit knapp 107 Quadratmetern 950.000 Euro. Die Mietpreise für die 160 freifinanzierten Wohnungen stehen noch nicht fest. Da die Miete der Wohnungen auf dem benachbarten Kolbenschmidt-Gelände an der Friedensallee voraussichtlich zwischen 17 und 26 Euro pro Quadratmeter liegen, dürften die 20 Euro pro Quadratmeter aber auch im „Max Brauer Quartier“ gerissen werden.

Während Reiche und Hamburger mit niedrigem Einkommen demnach ihren Platz im neuen Quartier finden, stehen Normalverdiener vor einem Problem. Das räumt auch Senatorin Karen Pein ein: „Ich bin ganz optimistisch, was den geförderten Wohnungsbau angeht. Wirklich schwer ist es bei den freifinanzierten Wohnungen.“ Das liege an den hohen Bau- und gestiegenen Finanzierungskosten und am Wegfall der KfW-Förderung.
Das „Max Brauer Quartier“ sei aus damaliger Perspektive, also als die Planungen begonnen haben, ein Vorzeigeprojekt, stimmt Rolf Bosse vom Mieterverein Hamburg auf MOPO-Anfrage zu. Heute seien die Umstände jedoch andere.
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Preise und Zinsen seien genauso gestiegen wie die Lebenshaltungskosten, der Druck auf dem Wohnungsmarkt sei gewachsen. „Künftige Bauvorhaben müssen einen Beitrag leisten, diese Herausforderungen zu meistern“, so Bosse. „Es muss vor allem viel mehr geförderter und gemeinnütziger Wohnraum entstehen.“