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  • Bei „Das Geld hängt an den Bäumen“ bekommen Obdachlose und Menschen mit Behinderung eine neue Aufgabe. 
  • Foto: Florian Quandt

Wer kann helfen?: Sozialer Saftladen gerät in Not – Angestellte bangen um Jobs

Wilhelmsburg –

Der Name ist Programm: „Das Geld hängt an den Bäumen“ ist ein Vorzeige-Projekt in Hamburg, das Apfelbaumbesitzern ihre überschüssige Ernte abnimmt und gleichzeitig Menschen mit Behinderungen und Obdachlose in Arbeit bringt. Doch momentan hängt das Geld gar nicht mehr an den Bäumen. Im Gegenteil: Corona hat den sozialen Saftladen in eine akute Notlage gebracht!

Ein Gebirge aus Getränkekisten türmt sich in der Lagerhalle am Niedergeorgswerder Deich auf. Die in einfachen Holzträgern verpackten Apfelsäfte, Apfel-Birnensäfte, Apfel-Johannisbeersäfte, Apfel-Rhabarbersäfte sind wie Bauklötze bis hoch unter die Decke empor gestapelt. Niemand holt sie ab. Schon seit Wochen nicht.

Sozialprojekt in Hamburg: Angestellte bangen um ihren Job

René Ostrowski macht das Angst. Der 41-Jährige arbeitet seit knapp vier Jahren bei „Das Geld hängt an den Bäumen“. Vorher war er obdachlos. „Mein Leben hat sich völlig verändert, seit ich hier bin“, erzählt Ostrowski. Ein fester Job, ein strukturierter Alltag, ein Dach über dem Kopf, Sicherheit – all das gibt ihm Halt. All das hatte er vorher nicht.

René Ostrowskis Leben war zusammengebrochen, als seine Freundin ihn vor sechs Jahren aus der gemeinsamen Wohnung schmiss. Das Ereignis zog ihm buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Ostrowski schlief auf der Straße. Mal hier, mal dort. Bei Wind und Wetter. Zuletzt kam er im „Pik As“ unter. Er hasste den Lärm, er hasste den Schmutz. Doch er hatte keine Wahl: Arbeit hatte der gelernte Schlosser keine. „Und ohne Arbeit kriegst du keine Wohnung“, sagt Ostrowski.

Hotels und Lokale sind größte Abnehmer – doch die sind zu

Über ein Inklusionprojekt kam Ostrowski zu „Das Geld hängt an den Bäumen“. Zusammen mit seinen Kollegen, alle aus dem Randgruppenbereich, fuhr er zu Beginn durch Hamburg, um Äpfel in Gärten einzusammeln, deren Besitzer einfach zu viele davon hatten und ihre Ernte spendeten. Oder um Gartenarbeiten zu erledigen. Auch das bietet „Das Geld hängt an den Bäumen“ an. Heute kümmert sich Ostrowski um die Bestellungen, die Etikettierung und die Befüllung der Kisten. Nur: Dort gibt es momentan nichts zu tun.

Nancy Menk von "Das Geld hängt an den Bäumen"

Hofft auf Retter und Spenden: Nancy Menk, Geschäftsführerin von „Das Geld hängt an den Bäumen“

Foto:

Florian Quandt

Zwar hat das Projekt auch einen Stamm an Privatkunden, die sich die naturtrüben Säfte oder Schorlen nach Hause liefern lassen. Doch die größten Abnehmer sind die Gastronomie und Hotellerie. Und die sind wegen Corona geschlossen. 

Absatzrückgang von 70 Prozent! Retterkiste soll helfen

„Wir erleben derzeit einen Absatzrückgang von 70 Prozent“, erzählt Nancy Menk, die im Dezember die Geschäftsführung von Gründer Jan Schierhorn übernommen hat. Niemand weiß, wann und wie es weitergeht. Menk hat eine „Retterkiste“ ins Leben gerufen. Sie kostet 49 Euro, enthält sechs verschiedene Säfte, eine hausgemachte Marmelade, ein Glas Honig, eine Tüte Saatgutkonfetti, ein Punschgewürz sowie eine Urkunde über die Patenschaft in einem Ökosozialprojekt.

Retterkiste von „das Geld hängt an den Bäumen“

Diese Kiste rettet Jobs: Für 49 Euro gibt es nicht nur leckere Säfte, sondern ganz viel Balsam fürs soziale Gewissen.

Foto:

Florian Quandt

Wer Menschen wie René Ostrowski und seinen 21 Kollegen, von denen knapp die Hälfte einen Behindertenausweis hat, helfen möchte, ihre Jobs zu behalten, kann sich die Kiste frei nach Hause liefern lassen. Auch Spenden würden dem mehrfach ausgezeichneten Projekt helfen. Kontodaten bei der Hamburger Sparkasse: IBAN DE78200505501002118238 und BIC HASPDEHHXXX.

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René Ostrowski: „Ich bin so froh, dass ich die Zeit der Obdachlosigkeit hinter mir gelassen habe. Ich möchte nie wieder so leben.“ 

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