Wenn Zoe (2) auf ihre Wange klopft, heißt das „Mama“
Die kleine Zoe ist schon zweieinhalb Jahre alt. Doch sie kann immer noch nicht sprechen. Um mit ihr dennoch kommunizieren zu können, verwenden ihre Eltern eine besondere Zeichensprache. KUGEL heißt das von zwei Hamburger Logopädinnen entwickelte Programm, das sich an Familien mit entwicklungsverzögerten Kindern richtet. Jetzt wurde es mit dem Hanse-Merkur-Preis für Kinderschutz ausgezeichnet.
Zoe wurde mit Trisomie 21 geboren. Sie wird irgendwann einmal sprechen lernen. Nur wann, das weiß niemand. Bisher kann sie nur drei Worte: „Mama“, „Papa“ und „heiß“. Aber wenn sie etwas möchte, kann sie es dennoch klar ausdrücken – mit Gebärden.
Die kleine Zoe ist schon zweieinhalb Jahre alt. Doch sie kann immer noch nicht sprechen. Um mit ihr dennoch kommunizieren zu können, verwenden ihre Eltern eine besondere Zeichensprache. KUGEL heißt das von zwei Hamburger Logopädinnen entwickelte Programm, das sich an Familien mit entwicklungsverzögerten Kindern richtet. Jetzt wurde es mit dem Hanse-Merkur-Preis für Kinderschutz ausgezeichnet.
Zoe wurde mit Trisomie 21 geboren. Sie wird irgendwann einmal sprechen lernen. Nur wann, das weiß niemand. Bisher kann sie nur drei Worte: „Mama“, „Papa“ und „heiß“. Aber wenn sie etwas möchte, kann sie es dennoch klar ausdrücken – mit Gebärden.
Zoe und ihre Mutter Sarah Heldt (34) kommunizieren über Gebärden
Auf dem Spielplatz neben der integrativen Kita in der Markusstraße (Neustadt) wippt Zoe fröhlich auf dem Trampolin. Nach einer Weile zupft sie ihrer Mutter an der Jacke. Sarah Heldt blickt ihre Tochter aufmerksam an und versteht sofort: Zoe hat Hunger. Das Mädchen hat ihre Hand mehrmals in Richtung Mund geführt. Und noch etwas zeigt Zoe: Sie reibt die Fäuste aneinander.

„Das heißt, sie möchte eine Banane essen“, lacht Sarah Heldt. Eigentlich wird die gelbe Frucht durch eine pantomimische Schäl-Bewegung aufgezeigt. Doch genau wie bei allen Kindern, die sprechen lernen und dabei über verschiedene Laute stolpern, so macht auch Zoe bei den Gebärden kleine Fehler. Oder vielmehr: Sie hat sie auf ihre eigene Weise abgewandelt.
Spezielle Gebärdensprache wurde von Hamburger Logopädinnen entwickelt
Sarah Heldt ist glücklich, wie gut die Verständigung funktioniert: „Die Gebärdensprache erleichtert das Miteinander enorm“, sagt die 34-Jährige. „Wenn wir diese Brücke nicht hätten, wäre die Unzufriedenheit groß. Zoe würde weinen und schreien, wenn sie nicht verstanden würde.“

Die Pharmazeutisch Technische Assistentin und ihr Freund, Zoes Vater Gosta Liptow, ein Schauspieler, mussten KUGEL (steht für Kommunikation mit unterstützenden Gebärden – ein Eltern-Kind-Gruppenprogramm) erst mal lernen. In sieben Sitzungen wurde ihnen von den KUGEL-Erfinderinnen Heike Burmeister und Dorothee von Maydell beigebracht, wie man „Fahrrad fahren“, „nach Hause“ oder „Ball spielen“ mit den Händen ausdrückt. Die meisten Gesten stehen für Nomen oder Verben.
Hamburger Logopädinnen gewinnen Hanse-MerkuräPreis für Kinderschutz
Für diesen wichtigen Beitrag zum Thema Inklusion wurden Burmeister und Maydell, die als Logopädinnen am Werner Otto Institut beschäftigt sind und schon 150 Kinder und ihre Eltern geschult habenn, nun ausgezeichnet. „Kinder mit einer Entwicklungsstörung, wie sie z. B. bei Kindern mit Trisomie-21 auftritt, haben oft Mühe, sprechen zu lernen“, erklärt Dorothee von Maydell. „Einige formen ihre ersten Wörter manchmal erst mit vier, fünf oder sechs Jahren. Mit den Gebärden, die sie und ihre Eltern bei uns kennenlernen, können sie die Zeit bis zum Beginn der Lautsprache überbrücken und ihre Bedürfnisse äußern.“

Eltern förderten mit dem Gebärdeneinsatz nicht nur die sprachliche, sondern auch die kognitive und soziale Entwicklung ihrer Kinder, sagt von Maydell. Dies sei ein wichtiger Beitrag für ein gesundes Aufwachsen.
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Sarah Heldt merkt das schon jetzt. Eigentlich klopft Zoe sich auf die Wange, wenn sie „Mama“ sagen will. Aber: „Wenn es dringend ist, ruft Zoe jetzt laut ,Mama‘. Die Gebärde lässt sie dann weg.“ Langfristig, so die Hoffnung, wird das mit allen Worten so laufen – damit Zoe bei ihrer Einschulung in ein paar Jahren ihre Lehrer:innen und Mitschüler:innen mit Worten ansprechen kann.