Wenn die Supermarkt-Security das Bratöl überwacht: Wie schlimm wird’s noch?
Vergriffenes Sonnenblumenöl und kaum noch Mehl: Supermärkte und Kunden müssen sich aktuell mit Lebensmittelengpässen rumschlagen. In einem Penny-Markt in Hamburg beaufsichtigte zwischenzeitlich sogar ein Wachmann die mickrigen Sonnenblumenöl-Bestände. Nun wird es dort nur noch rationiert an der Kasse ausgegeben. Die MOPO hat Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels, gefragt, wie lange die Lieferschwierigkeiten noch dauern – und ob künftig mit noch mehr Hamsterkäufen zu rechnen ist.
MOPO: Nun bewachen also schon Wachmänner Speiseöl-Regale. Wie lange dauert dieser Sonnenblumenöl-Engpass denn noch?
Vergriffenes Sonnenblumenöl und kaum noch Mehl: Supermärkte und Kunden müssen sich aktuell mit Lebensmittelengpässen rumschlagen. In einem Penny-Markt in der Algermissenstraße (Wilhelmsburg) beaufsichtigte zwischenzeitlich sogar ein Wachmann die mickrigen Sonnenblumenöl-Bestände. Nun wird es dort nur noch rationiert an der Kasse ausgegeben. Die MOPO hat Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels, gefragt, wie lange die Lieferschwierigkeiten noch dauern und ob künftig mit noch mehr Hamsterkäufen zu rechnen ist.
MOPO: Nun bewachen also schon Wachmänner Speiseöl-Regale. Wie lange dauert dieser Sonnenblumenöl-Engpass denn noch?
Christian Böttcher: Das ist nur schwer abzuschätzen. Die Märkte sind angespannt und die Situation sehr dynamisch. Die Ukraine spielt in der Versorgung von Sonnenblumenöl für Deutschland eine wichtige Rolle. Wegen des Krieges ist das Angebot zurückgegangen. Und je länger der Krieg dauert, desto unsicherer sind auch die Aussichten für den Anbau von Sonnenblumen. Es kommt darauf an, wie sich die Situation in der Ukraine entwickelt und welchen Einfluss das auf die weltweiten Marktpartner hat. Hinzu kommt, dass gleichzeitig die Nachfrage viel höher ist als üblich. Seit Wochen wird in den Medien und den sozialen Medien von Engpässen gesprochen und das treibt Menschen dazu, sich zu bevorraten. Beides kommt zusammen und stärkt sich gegenseitig.

Unser Mehl aber wird überwiegend in Deutschland produziert und ist trotzdem knapp. Woran liegt das?
Ein Mangel liegt nicht unbedingt am Agrarrohstoff an sich. Es gibt viele Stellschrauben, die die Warenverfügbarkeit beeinflussen. Seit der Pandemie sind viele Rohstoffe, wie etwa Papier, Glas oder Aluminium knapp. Und der Krieg hat diese Schwierigkeiten noch verstärkt. Bei Getreide für Brot zum Beispiel ist Deutschland zwar Selbstversorger. Aber was nutzt uns das Mehl, wenn wir das Verpackungsmaterial oder die Transportkapazitäten nicht haben, um die Mehltüten in die Regale zu bringen? Zudem spielt auch hier die Nachfrage eine Rolle: Man kann eine Lieferkette nicht so schnell hochfahren, wie die Nachfrage hochspringt. Das funktioniert einfach nicht.
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Und welche Lebensmittel werden als nächstes knapp?
Uns als Lebensmittelhandelsverband liegen bisher keine Informationen vor, dass es bei anderen Warengruppen eine ähnliche Unterversorgung gibt wie bei Speiseöl oder Mehl.
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Aber gerade hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Bürger:innen vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs zu Notvorräten geraten. Damit ist doch jetzt mit noch mehr Hamsterkäufen zu rechnen.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe führt aber selbst aus, dass ein Notvorrat gezielt und in sichereren Zeiten angelegt werden sollte. Das ist etwas anderes als impulsive Bevorratungskäufe. Das Amt sagt auch, dass es unsolidarisch ist, knappe Güter über den persönlichen Bedarf hinaus zu horten. Dem können wir uns nur anschließen. Gerade in diesen Zeiten kommt es wirklich darauf an, besonnen einzukaufen.