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Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bei der Premierenfahrt der digitalen S-Bahn. Der Computer fährt selbstständig von Berliner Tor bis Bergedorf.
  • Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bei der Premierenfahrt der digitalen S-Bahn. Der Computer fährt selbstständig von Berliner Tor bis Bergedorf.
  • Foto: picture alliance / dpa/Marcus Brandt

Weltpremiere: Auf dieser S-Bahn-Strecke fährt der Zug von allein

3,2,1 und los! Ein kurzes Ruckeln geht durch den Waggon der S21, als der Zug ab der Haltestelle Berliner Tor von selbst losfährt. Von hier aus bis nach Bergedorf wird jetzt kein Lokführer mehr in den Bahnhöfen abbremsen, die Türen öffnen, schließen und wieder Fahrt aufnehmen – das übernimmt der Zug vollständig automatisiert von selbst. Die MOPO war bei der Premierenfahrt am Montag dabei.

Der erste Eindruck ist tatsächlich gar nicht so viel anders als während einer regulären S-Bahn-Fahrt. Die Anfahrt ist sanft, dann gibt der Computer Gas in Richtung nächster Haltestelle Rothenburgsort. Anders sieht es dann beim Abbremsen aus: Bei der Einfahrt in den Bahnhof hält der Zug dann doch ein wenig abrupt.

Hamburg: Nach Bergedorf fährt künftig die digitale S-Bahn

Nachteil dabei: Diejenigen, die auf den neu installierten Drehhockern mit Tisch einen Platz gefunden haben, müssen sich reflexartig an dem Holztisch festhalten, um nicht herunterzufallen. Die restliche Fahrt verläuft dann aber reibungslos, fast könnte man vergessen, dass hier nicht mehr der Mensch den Zug über die Gleise steuert, sondern eine Maschine.

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Möglich ist das durch eine spezielle Signaltechnik, über die der Zug mit zahlreichen kleinen Sendemasten kommuniziert, die das Fahrzeug durch die Strecke lotsen. Auch untereinander können die Züge miteinander kommunizieren und durchgeben, wo sie sich gerade befinden. Ganz führerlos sind die Waggons dann aber doch nicht: Ein Zugführer bleibt stets beobachtend an Bord, um im Notfall eingreifen zu können.

Digitale S-Bahn soll mehr Fahrgäste ermöglichen

„Mit dem automatischen Bahnbetrieb können wir unseren Fahrgästen ein deutlich größeres, zuverlässigeres und damit besseres Angebot machen – ohne einen Kilometer Gleise neu bauen zu müssen“, sagt Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn.

Die neue Technik soll ermöglichen, dass perspektivisch alle 60 Sekunden eine Bahn unterwegs ist. Das soll 30 Prozent mehr Fahrgäste und 15 Prozent mehr Pünktlichkeit garantieren und gleichzeitig 30 Prozent Energie einsparen.

MOPO-Reporterin Annalena Barnickel im neu umgebauten Waggon der S21 bei der Probefahrt im Herbst 2021 nach Bergedorf – der Zug fährt dabei ganz von allein. Honorarfrei
MOPO-Reporterin Annalena Barnickel im neu umgebauten Waggon der S21 nach Bergedorf – der Zug fährt dabei ganz von allein.
MOPO-Reporterin Annalena Barnickel im neu umgebauten Waggon der S21 nach Bergedorf – der Zug fährt dabei ganz von allein.

„Der Bezirk Bergedorf ist beim ÖPNV besonders abhängig von einer leistungsfähigen S-Bahn“, begründete Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) die Auswahl der S21-Strecke zwischen Berliner Tor und Bergedorf. „Bei einer vorangehenden Störung kann der Normalbetrieb hier mit der digitalen S-Bahn schneller wieder aufgenommen werden, als bisher.“


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Ab Dezember werden die vier umgebauten Züge der S21 im fahrplanmäßigen Einsatz sein. Die Planungen zur Ausstattung der restlichen S-Bahn in Hamburg bis Ende des Jahrzehnts laufen laut der Deutschen Bahn bereits an. Insgesamt haben Siemens und die Stadt Hamburg 60 Millionen Euro in die digitale S-Bahn investiert. Perspektivisch soll die Technologie auch bundesweit im Regional- und Fernverkehr zum Einsatz kommen.

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