Auf den Spuren der 70er: Kantine, Kirche, Kleinraumdisko
Schlaghosen und Plateauschuhe, Bonanzaräder und Flokati-Teppiche, psychedelische Musik – aber auch abschreckende Beton-Wohnstädte und grelle Muster und Farben: Die 70er Jahre haben Hamburg vor allem architektonisch stark geprägt. Wir sind auf Spurensuche gegangen und haben einiges entdeckt: Kantinen, Discos und Klorollen zum Beispiel.
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Schlaghosen und Plateauschuhe, Bonanzaräder und Flokati-Teppiche, psychedelische Musik – aber auch abschreckende Beton-Wohnstädte und grelle Muster und Farben: Die 70er Jahre haben Hamburg vor allem architektonisch stark geprägt. Wir sind auf Spurensuche gegangen und haben einiges entdeckt: Kantinen, Discos und Klorollen zum Beispiel.
Musik, Kunst, Mode
Heute ein ruhiges und teures Wohnviertel, war Pöseldorf in den 1970er Jahren DER Treffpunkt für Künstler, Musiker und Designer. Jil Sander startete hier ihre Weltkarriere ebenso wie Wolfgang Joop. Pop-Art-Künstler Andy Warhol stellte 1972 erstmals in Europa in der „Galerie an der Milchstrasse“ aus – und verkaufte in Hamburg kein einziges seiner Werke, die später Millionen einbringen sollten.
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Kantine in orange
Orange und Lila, die Farben des Jahrzehnts, lassen die vom dänischen Designer Verner Panton entworfene „Spiegel-Kantine“ seit 1969 strahlen. Die knallbunte Ausstattung galt als „radikalste Büroausstattung, welche die Republik bis dahin gesehen hatte“. Nach dem Umzug des Magazins in die HafenCity wurde die berühmte Kantine 2012 im Museum für Kunst und Gewerbe wieder aufgebaut. Nur einen Teil, die Snackbar, übernahm der „Spiegel“ – sie leuchtet auch nachts orange durch die Glasfassade an der Ericusspitze.
Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Di-So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Disco statt Club
Ein Besuch in der Kleinraumdisko ist eine Zeitreise in die 70er Jahre, als die Clubs noch Disco hießen. Auch wenn die Kellerbar erst 2007 gegründet wurde, scheinen bei rotem Licht, Ledersofas und 50 Jahre alten Hängelampen die Disko-Zeiten wieder lebendig zu werden. Klar, dass auch die Musik zur entspannten Retro-Reise passt.
Kleinraumdisko, Neuer Kamp 17, Schanzenviertel, Di bis Do 19 bis 1 Uhr, Fr/Sa 19 bis 3 Uhr
Hoch hinaus
In den 60er und 70er Jahren wurden so viele Großwohnsiedlungen gebaut wie nie zuvor. Mümmelmannsberg, Steilshoop und Osdorfer Born sind die bekanntesten. Viele Siedlungen wurden zu sozialen Brennpunkten. Stadtentwicklungsprojekte sollen die Viertel aufwerten und die Wohnqualität verbessern.
Kirche aus Beton
Schön oder hässlich? Darüber kann man streiten, auf jeden Fall: einzigartig. Die Maximilian-Kolbe-Kirche in der Krieterstraße in Wilhelmsburg, wenig respektvoll auch Klorolle genannt, sollte 2014 abgerissen werden. Die 1972 erbaute Beton-Kirche steht aber unter Denkmalschutz und wird nach Protesten gegen den Abriss jetzt als Veranstaltungsort genutzt.
Kino mit Programm
Eines der ersten Programmkinos in Deutschland war das Abaton, das seit 1970 nicht mehr aus der Hansestadt wegzudenken ist. Das Gebäude im Grindelviertel diente vorher als Parkhaus. Werner Grassmann (1926-2023) und Winfried Fedder ließen es zum Kino umbauen. Heute wird das Kino von Grassmanns Sohn Felix geleitet. Der Name „Abaton“ stammt übrigens aus dem Griechischen und bezeichnet das Allerheiligste eines Tempels.
Abaton, Allendeplatz 3
Kiez-Legende
Sie kannte die Beatles, war mit Tony Sheridan , dem Entdecker der Beatles verheiratet und sie betreibt seit über 50 Jahren ihre Bar auf dem Hamburger Berg. Seit 1971 hat sich der dunkle Innenraum von Rosi‘s Bar kaum verändert. Rosi Sheridan McGinnity und ihre Kneipe sind eine fast zeitlose Legende.
Rosi‘s Bar, Hamburger Berg 7, St. Pauli, Mo bis Do 20 bis 4 Uhr, Fr/Sa 20 bis 6 Uhr