Welle zerschlägt Fähren-Fenster: Warum jetzt gegen den Kapitän ermittelt wird
Der Seegang am Donnerstag ist heftig, Sturmtief „Ylenia“ peitscht die Wellen hoch. Die Hamburger Hafenfähren trotzen der Naturgewalt – bis auf die „Tollerort“. Das Video der berstenden Scheiben geht um die Welt. Warum muss der Kapitän sich jetzt vor der Wasserschutzpolizei verantworten? Hat der Ersteller des spektakulären Videos sich verletzt? Diese und andere Fragen beantwortet die MOPO hier.
Was ist passiert?
Die Fähre „Tollerort“ ist am Donnerstag gegen 8.40 Uhr auf der Linie 68 zwischen Teufelsbrück und dem Airbusgelände unterwegs. Der Kapitän navigiert das Schiff durch die aufgewühlt Elbe. Die Wellen klatschen gegen die Panoramafenster. Doch plötzlich gibt das Glas nach, ein riesiger Schwall eiskalten Wassers flutet das Innere der Fähre. Ein Passagier filmt, das Video geht viral: Es zeigt, dass die wenigen Fahrgäste so perplex sind, dass sie einen Moment brauchen, bis sie die Situation erfassen und sich in Sicherheit bringen.
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Der Seegang am Donnerstag ist heftig, Sturmtief „Ylenia“ peitscht die Wellen hoch. Die Hamburger Hafenfähren trotzen der Naturgewalt – bis auf die „Tollerort“. Das Video der berstenden Scheiben geht um die Welt. Jetzt muss der Kapitän sich vor der Polizei verantworten.
Was ist passiert?
Die Fähre „Tollerort“ ist am Donnerstag gegen 8.40 Uhr auf der Linie 68 zwischen Teufelsbrück und dem Airbusgelände unterwegs. Der Kapitän navigiert das Schiff durch die aufgewühlt Elbe. Die Wellen klatschen gegen die Panoramafenster. Doch plötzlich gibt das Glas nach, ein riesiger Schwall eiskalten Wassers flutet das Innere der Fähre. Ein Passagier filmt, das Video geht viral: Es zeigt, dass die wenigen Fahrgäste so perplex sind, dass sie einen Moment brauchen, bis sie die Situation erfassen und sich in Sicherheit bringen.
Hamburg: Fenster von Elb-Fähre durch Welle zerschmettert
Gibt es Verletzte?
Es gibt drei leicht Verletzte. Einer von ihnen ist Dirk Papendorf (32) – der Mann, von dem das Video stammt. Er arbeitet bei Airbus und sitzt an diesem Tag weit vorne in der Fähre, um das Naturschauspiel besser zu sehen. „Ich fand es toll, wie das Schiff hin- und hergeschaukelt ist, wie eine Achterbahn“, erzählt er später dpa. Durch die Glasscherben habe er Schnitte am Kopf und Unterarm erlitten. Zwei weitere Passagiere – eine 47-jährige Frau und ein 35-jähriger Mann – werden ebenfalls leicht verletzt. „Alle Passagiere sind am Airbus-Anleger selbst zu Fuß von Bord gegangen“, sagt Tobias Haack, Vorstand des Fährenbetreibers Hadag, im Gespräch mit der MOPO.
Was unternimmt der Fährenbetreiber Hadag jetzt?
Bei der Hadag laufen derzeit Untersuchungen. Man will herausfinden, wie es zu dem Unglück kommen konnte. „Die Scheiben sind seeschlagfest, die sollten das eigentlich aushalten“, sagt Haack. Bis klar ist, warum das Fenster nachgegeben hat, dürfte es jedoch noch etwas dauern.
Hadag-Chef spricht von „Einzelfall“
Wie sicher sind die Hafenfähren?
„Es handelt sich um einen unglücklichen Einzelfall“, versichert der Hadag-Chef. „Unsere Fähren sind grundsätzlich für solche Wetterbedingungen geeignet.“ Daher sehe das Unternehmen derzeit auch keinen Grund, alle Fähren der Flotte einer zusätzlichen Sicherheitsprüfung zu unterziehen. „Andere Fähren von uns waren zeitgleich ohne Probleme auf der Elbe unterwegs“, sagt Haack.
Wird gegen den Kapitän ermittelt?
Bereits gestern wurde gegen den 29-jährigen Schiffsführer ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren eingeleitet, bestätigt Polizei-Sprecher Florian Abbenseth gegenüber der MOPO. Das Problem: Der Kapitän sei seiner Meldepflicht nicht nachgekommen. „Schiffsunfälle wie dieser sind meldepflichtig, die Wasserschutzpolizei ist unverzüglich zu informieren. Eine solche Meldung ist in diesem Fall unterblieben, was einen Verstoß gegen das Hafenverkehrs- und Schifffahrtsgesetz darstellt“, erklärt Abbenseth.
Polizei nimmt Ermittlungen gegen den Kapitän auf
Wie hat die Polizei von dem Vorfall erfahren?
Die Wasserschutzpolizei ist gestern Mittag erst aufgrund des Videos auf den Vorfall aufmerksam geworden. Daraufhin habe man mit den Recherchen begonnen. Die Ermittler verschaffen sich nun einen Überblick. Wetterbedingungen, Daten zur Fähre und Videomaterial werden dafür gesichtet und ausgewertet, Funkverkehr und Radarbilder überprüft.
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Warum fahren die Fähren bei Sturm?
„Dass es eine Wetterlage gibt, bei der wir gar nicht fahren, kommt praktisch nicht vor“, sagt Haack. „Wir passen die eingesetzten Fahrzeuge und die Routen aber an, damit unsere Fahrgäste sicher unterwegs sind.“ Kleinere Schiffe wurden aufgrund des Sturmtiefs „Ylenia“ bereits am Donnerstag aus dem Betrieb genommen, einige Anleger nicht mehr angefahren. So wollte man auch mit Blick auf den nächsten Orkan „Zeynep“ verfahren. „Wir versuchen, den Betrieb immer so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Wir informieren über unseren Twitter-Kanal, welche Linien bedient werden und welche nicht.“