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    Weil sie einen Marokkaner heiratete: Was sich diese Hamburgerin alles anhören musste

    Für Menschen im rechten politischen Spektrum ist Antonia Behrend (28, Name geändert) ein Feindbild. Denn damit ihr damaliger Freund nach Hamburg kommen konnte, haben die beiden geheiratet. Das passte nicht jedem im Umfeld der Hamburgerin. Der MOPO erzählt sie, wie es für sie ist, wenn Freunde und Familie Vorurteile haben – und wie sie damit umgeht.

    Antonia und ihr Mann Rakim (33, Name geändert) lernten sich Mitte 2017 kennen. Er ist Marokkaner, sie Deutsche. Für ein Jahr leitete die 28-Jährige Hamburgerin, die für diesen Text lieber anonym bleiben will, damals den Kinderclub in einem Touristenhotel an der Westküste Marokkos. Gefunkt hat es nicht sofort, „wir waren erstmal ein halbes Jahr Kollegen, bevor wir uns zum ersten Mal getroffen haben“, sagt sie im MOPO-Gespräch.

    „Er war einer, der nie aufdringlich war. Nett, zurückhaltend charmant.“ Nach einer gemeinsamen Zeit in Marokko dann die Ernüchterung. Antonias Job im Hotel war vorbei, sie kehrte wieder zurück nach Hamburg – ohne ihren jetzigen Mann. Der durfte nicht mitkommen, weil er Marokkaner ist.

    Hochzeit in Marokko – weil seine Familie nicht nach Deutschland darf

    Anders als zum Beispiel Menschen mit amerikanischem Pass dürfen Menschen aus Nordafrika in den meisten Fällen nicht mal zum Urlaub nach Deutschland. Als zu groß schätzt Deutschland das Risiko ein, dass sie hier Asyl beantragen würden.

    Hochzeit in Marokko.

    Ein Bild von der Hochzeit des Paares in Marokko.

    Foto:

    HFR

    Für Antonia und Rakim hieß es von da an: Fernbeziehung! In einem Jahr besuchte die Hamburgerin ihren Freund zweimal – jeweils für ein paar Wochen konnten sich die beiden so sehen. Für Antonia ein schwieriges Jahr. „Ich habe nie an unserer Beziehung gezweifelt, deshalb war irgendwann der Schritt logisch, zu sagen, dass wir heiraten müssen.“

    Die Hochzeit gefällt nicht allen

    Weil seine Familie für den Besuch einer Hochzeit in Deutschland wahrscheinlich kein Visum bekommen hätte, heiratete das Paar im August 2019 in Marokko. Nicht zur Freude aller: „Was ich mir alles anhören musste“, sagt Behrend: „Der benutzt dich doch nur. Oder das absolute Klischee: Der lässt dich nach der Hochzeit im Stich.“

    Antonia Behrend im MOPO-Gespräch.

    Ihre Heirat sorgte nicht nur für Begeisterung: Antonia Behrend (28, Name geändert).

    Foto:

    Patrick Sun

    Für die Hamburgerin ist das verletzend. Für sie gilt: Ganz oder gar nicht. „Ich würde ihn verteidigen bis ich sterbe“, sagt sie zur MOPO. Das hat auch ihre Familie verstanden. „Am Anfang hatten manche schon ein bisschen Sorge, aber das hat sich dann gedreht, als sie ihn bei der Hochzeit kennengelernt haben“, sagt Behrend.

    Ehegattennachzug: Rakim darf vermutlich im Mai kommen

    Bevor ihr Mann Rakim nach Deutschland kommen darf, dauert es allerdings noch ein paar Monate. Die beiden mussten einen Antrag auf Ehegattennachzug stellen, die Bearbeitung, so Behrend, dauere rund ein Jahr. Im Mai rechnet das Paar mit der Genehmigung.

    Doch nicht nur die Genehmigung der Ausländerbehörde bedarf es. „Er muss beim Goethe-Institut einen Test machen, er braucht das Sprachlevel A1“. Doch das kostet eine Stange Geld. Im Monat zahlt Rakim etwa 60 Euro für seine Deutschkurse, die Prüfungen kosten extra. 200 Euro werden da nochmal fällig, so Behrend. Ein steiniger Weg, der für das Paar aber bald ein Ende hat – hoffentlich.

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    „Zum Schutz von Ehe und Familie“, so schreibt das Bundesamt für Migration auf seiner Seite, dürfen Ehegatten und eingetragene Lebenspartner zu ihren Angehörigen nach Deutschland ziehen. Nach drei Jahren können Familienangehörige von Deutschen ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht erhalten. 

    Die Chancen aus dem Nordafrikanischen Marokko nach Deutschland zu kommen, verschlechtern sich zunehmend. Doch auch insgesamt dürfen immer weniger Migranten aus Drittstaaten kommen: Wurden 2014 noch über 20.000 Anträge abgelehnt, waren es 2017 Laut auswärtigem Amt bereits über 47.000 – ein Plus von 131 Prozent, das sich nur zum Teil durch die gestiegene Zahl an Anträgen erklären lässt.

    Behrend stört: „Viele Menschen sind nicht offen“

    Was Behrend stört: „ Viele Leute sind nicht offen. Ich sehe das an ihren Blicken, an den Reaktionen. Klar, manche sind schon neugierig und empathisch, aber viele sind voller Vorurteile.“ Auch ihr Mann wünsche sich, dass sich die Menschen im Land seiner Wahl ein eigenes Bild von ihm machen. Wenn er kommt, wolle er sofort eine Ausbildung machen. Erst später wollen die beiden dann eine richtige Familie gründen.

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